Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn. Bei den Tafeln in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn gibt es immer mehr Engpässe. Das bereitet Sorgen – weil mit neuen Kunden gerechnet wird.
Normalerweise ist das Lager der Kamp-Lintforter Tafel gut gefüllt. Konserven, frisches Obst und Gemüse oder gekühlte Waren geben die ehrenamtlichen Helfer an bedürftige Menschen ab. „Unsere Kunden konnten sich sogar aussuchen, welche Sorte sie von einem Produkt haben möchten, so üppig war unser Angebot“, sagt Wolfgang Krause von der Tafel, die unter der Trägerschaft der Grafschafter Diakonie – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers betrieben wird.
Aktuell sieht das anders aus: Die Regale und Kisten sind nur teilweise halbvoll. Steigende Energiekosten, Sprit- und Lebensmittelpreise und nicht zuletzt der Ukraine-Krieg machen der Kamp-Lintforter Tafel zu schaffen. „Seit drei Wochen, also seit Kriegsbeginn, merken wir einen deutlichen Rückgang an Lebensmittelspenden“, erklärt Krause.
Kamp-Lintforter Tafel bekommt Hamsterkäufe zu spüren
Neben Lieferengpässen würden sich auch Hamsterkäufe bemerkbar machen. „Konserven, Nudeln, Reis, Öl oder Mehl haben wir kaum noch da“, stellt Krause fest. Mit einem Sprinter holen die Fahrer unter der Woche die Lebensmittel bei den Supermärkten und Discountern ab. 300 Euro kostet der Sprit dafür im Monat. Mittlerweile sind es schon 400 bis 450 Euro. „Die Mehrkosten sind enorm“, sagt Krause.
Hinzu komme eine immer schlechtere „Ausbeute“. „Bei manchen Geschäften bekommen wir aufgrund der Engpässe so wenig, dass es sich nicht mehr lohnt, zweimal pro Woche hinzufahren.“ Andere Touren wurden zusammengelegt, um so etwas Sprit zu sparen.
In Neukirchen-Vluyn werden bereits ukrainische Flüchtlinge versorgt
Die Situation bereitet dem Tafel-Mitarbeiter Sorgen – auch, weil er bald mit mehr Bedürftigen rechnet. Geflüchtete aus der Ukraine gehören bisher nicht zu den Kunden. Krause geht aber davon aus, dass sich das in dieser oder in der nächsten Woche ändert. „Ich habe schon Anfragen zum Prozedere von Kamp-Lintfortern, die Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben.“
Bei der Tafel in Neukirchen-Vluyn werden neben dem regelmäßigen Kundenstamm bereits neun ukrainische Flüchtlingsfamilien versorgt. „Der Bedarf der Tafel steigt seit den letzten Wochen deutlich an“, sagt die erste Vorsitzende Manuela Lenz. Auch sie blickt mit Sorge auf die steigenden Kosten. „Wir spüren den Preisanstieg in allen Bereichen schon sehr.“
Tafel hat hohe finanzielle Ausgaben
Über die jüngste Sammelaktion der Lions-Frauen des Clubs Rheurdt/Niederrhein freut sich Lenz daher immer noch. 70 Willkommenstüten mit allerlei Hygieneartikeln konnten dank der Spenden gepackt und am Wochenende an ukrainische Flüchtlinge verteilt werden. Dass die Lebensmittelspenden allgemein zurückgehen, stellt auch die Vorsitzende der Tafel fest. „Die Supermärkte werden seit Wochen schlecht beliefert. Da bleibt dann auch für uns weniger übrig“, bedauert Lenz.
Zudem seien die privaten Geldspenden in den letzten Wochen rückläufig. Dabei könne die Tafel einen finanziellen Zuschuss gut gebrauchen. Der Start ins Jahr 2022 war nicht billig: Ein Raum der Lebensmittelausgabe an der Hans-Böckler-Straße musste renoviert, der Eingang des Gebäudes neu gemacht und die Versicherungen für die drei Transporter bezahlt werden. Kostenpunkt: Rund 10.000 Euro. „Wir können daher jede Spende gebrauchen“, betont Manuela Lenz.
Die Tafel in Kamp-Lintfort gibt immer dienstags und freitags ab 13 Uhr Lebensmittel aus. Adresse: „Schwarzer Diamant“, Friedrich-Heinrich-Allee 14. In Neukirchen-Vluyn hat die Tafel im alten Betriebshof, Hans-Böckler-Straße 26 (neben dem Rathaus), montags, dienstags und donnerstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet.