Moers/Niederrhein. Entgegen dem Trend verzeichnet Enni Energie & Umwelt in Moers starkes Wachstum und höhere Gewinne. Was Enni anders macht als andere Stadtwerke.

Energiewende, Pandemie, explodierende Preise – die Energiebranche steht derzeit „im Feuer“ und mitten im größten Umbruch ihrer Geschichte, wie Stefan Krämer, Geschäftsführer der Enni Energie- & Umwelt es drastisch ausdrückt. Anders als etliche andere Stadtwerke kann sein Unternehmen aber erneut auf ein Jahr der Rekorde – das zehnte in Folge – blicken: Enni hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Überschuss von mehr als 26 Millionen Euro vor Steuern abgeschlossen. „Selbst bereinigt um den Verkaufserlös unseres ehemaligen Verwaltungsgebäudes an der Uerdinger Straße liegt das Ergebnis mehr als eine Million Euro über dem des Vorjahres“, berichtete Krämer am Freitag in der Bilanzpressekonferenz.

Krämer führt die positive Entwicklung in erster Linie auf die Wachstumsstrategie und den veränderten „Charakter“ des Unternehmens zurück. Bei der Gründung im Jahr 2000 sei Enni ein lupenreiner Energiehändler und Netzbetreiber für Moers und Neukirchen-Vluyn gewesen. Seitdem sind viele Geschäftsfelder dazugekommen, etwa eigene Energieerzeugung, Dienstleistungen oder Telekommunikation, dazu mit Aktivitäten am Niederrhein und sogar bundesweit. Die Umsatzerlöse sprangen dadurch im Geschäftsjahr 2021 auf 272 Millionen Euro, wobei sich insbesondere der bundesweite Energievertrieb bemerkbar machte. Ein Erfolg ist auch die Vertriebstochter „Energie für Immobilien“, die bundesweit Hausverwaltungen mit zehntausenden Wohnungen beliefert. Enni profitierte hier als Dienstleister in der Energiebeschaffung, die Erlöse stiegen um 28,2 Millionen Euro.

Bei den erneuerbaren Energien sieht Enni noch einem Menge Potenzial am Niederrhein.
Bei den erneuerbaren Energien sieht Enni noch einem Menge Potenzial am Niederrhein. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Der Stromabsatz erzielte durch das bundesweite Plus mit 680 Millionen Kilowattstunden einen Rekordwert, der Gasabsatz verfehlte die Milliarden-Kilowattstunden-Marke nur knapp, der Wasserabsatz erreichte erneut acht Millionen Kubikmeter, und die Wärmesparte verzeichnete ein Absatzplus von 14 Prozent. Dieselbe Richtung nahmen die Beteiligungen der Enni an anderen Firmen und die Erlöse aus Dienstleistungen für Kooperationspartner wie Telekom, Vodafone oder den Stadtwerken Dinslaken. Etwa ein Viertel der 207 Mitarbeiter arbeitet inzwischen für andere Firmen.

Breite Aufstellung ist der Erfolgsfaktor

Die breite Aufstellung seines Unternehmens sei der entscheidende Erfolgsfaktor, der Enni weniger anfällig für Krisen mache als viele andere Stadtwerke, die sich auf ein Geschäftsfeld konzentrieren und nun Umsatzrückgänge oder sogar Pleiten erleben. Gut ist das auch für die kommunalen Gesellschafter: Über die Enni-Gewinne und Konzessionsabgaben fließen 29 Millionen Euro in die Stadtkassen von Moers und Neukirchen-Vluyn.

Gleichwohl liefert Enni Strom, Gas und Wasser nach eigenen Angaben zu Preisen, die zwischen 8 und 14 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Dies bleibe das Ziel, so Krämer. Dennoch: „Die Preiskapriolen halten an. Das wird sich je nach Entwicklung des Russland-Ukraine-Konfliktes fortsetzen“, prognostiziert er. Eine Aussage zu den Energiepreisen im neuen Jahr sei im Moment äußerst risikobehaftet und wäre aus seiner Sicht unseriös, aber: „Gerade bei den Energiekosten wird einiges auf unsere Kunden zukommen.“

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Viel Potenzial sieht der Enni-Chef bei den regenerativen Energien am Niederrhein. Fünf bis sechs weitere Solarparks seien realistisch, so Krämer. Zudem gebe es einen Run bei Photovoltaik-Anlagen, für die Enni die Dächer von Privat- und Firmenhäusern pachtet und den Sonnenstrom günstig an die Eigentümer verkauft: „Da schließen wir derzeit drei Verträge pro Woche ab.“