Moers. Die Moerser Verbraucherzentrale hat die Jahresbilanz 2021 vorgestellt. Dabei beschäftigten sich die Expertinnen nicht nur mit dem Thema Energie.

Die Verbraucherzentrale hat im vergangenen Jahr knapp über 4000 Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern bearbeitet. Das sind etwa so viele wie im Vorjahr. Der Schwerpunkt lag dabei mit rund 1300 Fällen auf der Rechtsberatung. Wie die Leiterin der Moerser Beratungsstelle, Gisela Daniels, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2021 sagte, waren 21 Prozent der Beratungen „sozialorientiert“, Bezieherinnen und Bezieher von AlgII, Menschen mit geringer Rente oder Auszubildende bekommen das Angebot kostenfrei.

Viel zu tun hatte die Verbraucherberatung mit vorzeitigen Kündigungen beispielsweise von Gasverträgen durch Billiganbieter. „Ohne Einhaltung von Fristen“, sagt Daniels. Die Folge: Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind in die Ersatzversorgung gefallen. Gisela Daniels schildert den Fall eines Mannes, der sich nach der der Kündigung zwar einen neuen Anbieter gesucht hatte, aber zwischendurch für drei Monate Ersatzversorgung letztlich 700 Euro zahlen sollte. Man habe ihm geraten, vom Altanbieter Schadensersatz zu fordern. Wie die Leiterin sagt, habe das in diesem Fall Erfolg gehabt, der frühere Lieferant habe den Differenzbetrag erstattet.

Die Verbraucherzentrale nennt Fallbeispiele

In einem anderen Fall hatte eine ältere Dame den Anbieter gewechselt. Allerdings sei der Anfangszählerstand viel zu niedrig geschätzt worden mit dem Ergebnis, dass die Kundin rund 3100 Euro hätte nachzahlen sollen. Da die Abrechnung des alten Versorgers vorlag, auf der auch der als Basis dienende Zählerstand vermerkt war, bekam die Frau stattdessen rund 3700 zurückgezahlt.

Ein drittes Fallbeispiel liefert Gisela Daniels aus dem App-Einkauf. Hier hatte sich nämlich ein Sechsjähriger fröhlich im Google Play Store bedient, weil sein Vater keine Sperre für diesen Vorgang eingerichtet hatte. Hier habe man glaubhaft versichern können, dass sich der Knirps ohne Einverständnis der Eltern im App Store bedient hatte. Immerhin sind hier Kosten in Höhe von knapp 300 Euro angefallen.

Überhaupt hat es in den Corona-Jahren Probleme im Online-Bereich gegeben. Luisa Cameli von der Verbraucherberatung nennt hier so genannte Fake Shops, also vermeintliche Geschäfte, die auf ihrer Internetseite ihre Waren zum Kauf anbieten. Nur: Entweder werden die Waren gar nicht oder in einem schlechten Zustand geliefert. Und im Kleingedruckten finden sich dann Hinweise auf kostenintensive Rückgabemöglichkeiten. Cameli und Daniels raten daher: immer auf das Impressum dieser Anbieter achten.

Kunden sollten auf das Impressum achten

Untergeschobene Verträge haben die beiden Frauen und ihre Honorarberater ebenfalls beschäftigt. So wurden massenhaft Energieverträge übers Telefon angeboten, es gab unerlaubte Werbeanrufe, Telefonverträge enthielten im Kleingedruckten zusätzlich erkaufte Leistungen.

In der Pandemiezeit fielen zudem Beratungen bei Reisestornierungen, Veranstaltungsausfällen oder bei Beiträgen in Fitnessstudios an. Daniels: „Wenn nicht trainiert werden kann, muss ein Kunde auch nicht bezahlen.“

Derzeit treibt die beiden Vertreterinnen der Verbraucherzentrale die Sorge um, dass es zu einer neuen Energiearmut kommt. Ihr Eindruck sei, dass vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern noch nicht klar sei, was es am Ende bedeutet, wenn sich der Kilowattpreis-pro-Stunde von 26 auf 50 oder 60 Cent erhöht, sagt die Leiterin: „Wir rechnen mit vielen Anfragen zum Thema Stromsparen.“

Schließlich wird positiv über die Teilnahme an Veranstaltungen berichtet, so sei ein Online-Seminar zum Thema Starkregen gut besucht gewesen, wie auch eine Information über so genannte Balkonkraftwerke.

Die Verbraucherzentrale in Moers, Kirchstraße 42, ist telefonisch erreichbar unter 02841/6077601