Neukirchen-Vluyn. Was treibt konventionelle Landwirte dazu, eine fünf Hektar große Plantage mit Baum-Exoten anzulegen? Für die beiden ist die Antwort einfach.
Was treibt den konventionellen Landwirt dazu, eine fünf Hektar große Plantage mit Baum-Exoten anzulegen? Für Stefan Bonsels und seine Tochter Hanna, Master-Studentin der Agrarwissenschaften, ist die Antwort einfach: „Die Paulownia-Bäume sammeln enorm viel CO2 beim Wachstum, kommen ohne Chemie aus und sie haben hervorragende Eigenschaften als Bauholz“, erklärt Bonsels. Am Dienstag wurde die zwei Jahre alte Plantage in den Nieper Feldern am Waldwinkelsweg vorgestellt.
„Wir waren auf der Suche nach etwas Neuem“, schildert Landwirt Bonsels. Schnell sei man auf den asiatischen Paulownia-Baum, auch Blauglockenbaum genannt, gekommen. Dieser sei schon in etwa 12 Jahren erntereif und speichere dadurch viel mehr CO2 als herkömmliche Baumarten. Zudem habe der als Gitarrenholz bekannte Baustoff gute Eigenschaften für den Wohnwagen- oder Schiffsausbau, weil es fest und leicht sei. Ein Ziel des Projektes sei es ebenfalls, CO2-Zertifikate zum Kauf für regionale Unternehmen auszustellen, die auf diese Weise ihre CO2-Bilanz aufbessern könnten. An dieser Idee werde noch gearbeitet, weiß Hanna Bonsels.
Für das Projekt in Niep holte man sich die wissenschaftliche Begleitung von Professor Ralf Pude an der Universität Bonn, Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, der sich unter anderem mit dem nachwachsenden Rohstoff Paulownia befasst. Mit im Boot sitzen zudem Experten wie Dirk Vianden vom Bio Innovationspark Rheinland. Er hatte die gute Idee, die Firma Trox nicht nur als Financier und Motor zu gewinnen. Bei Trox liebäugelt man nämlich bereits mit der Nutzung des federleichten Holzes für den Anlagenbau. Weshalb man auch nicht lange von dem innovativen Projekt habe überzeugt werden müssen, wie Geschäftsführer Udo Jung erklärt.
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Zu den Vorzügen der exotischen Baumart: Ein Paulownia-Baum speichert bis zur Ernte 46-mal mehr CO2 als eine Eiche. Nach dem Hieb schlägt er wieder aus. „Wir brauchen keinen Pflanzenschutz“, sagt der Landwirt. Erfreulicher Nebeneffekt: Der Baum blüht ab dem fünften Lebensjahr und liefert reichlich Nektar für leckeren Honig.
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Außerdem: „Wir haben hier fünf verschiedene Sorten des Baums gepflanzt. Sie alle sind Hybriden, die sich nicht selbst vermehren können. Die niederrheinische Natur kann also nicht von einer unkontrollierten Verbreitung bedroht werden“, unterstreicht Professor Pude. Wichtig sei ebenfalls, erklärt Vianden weiter, dass das Holz regional vermarktet werde. Daher auch der Name Regio-Zertifikat in diesem Projekt.
4000 Bäume pflanzte die Familie Bonsels vor zwei Jahren in Niep. Im letzten Jahr wurden sie wegen des besseren Wurzelwachstums gekürzt. Künftig legen sie drei bis vier Meter pro Jahr zu. Bereits seit einigen Jahren wird Paulownia auch am Niederrhein angebaut. Die wohl größte regionale Plantage ist die in Niep. Sie soll auch andere Bauern anregen, Paulownia anzubauen.
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