Kamp-Lintfort. Politik macht im Stadtentwicklungsausschuss kurzen Prozess bei der Frage, ob die Linden in der Heinrichstraße für den Straßenumbau fallen sollen.

Das Schicksal der Linden auf der Heinrichstraße scheint besiegelt. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses machten in der Sitzung am Dienstag kurzen Prozess. Es gab drei Wortmeldungen aus den Reihen der Politiker, zwei waren nebensächlich. Nur Johannes Tuschen von den Grünen äußerte Kritik am in der Öffentlichkeit nicht unumstrittenen Plan der Verwaltung, die Bäume im Zuge der Straßenerneuerung zu fällen (wir berichteten). Am Ende war seine Stimme die einzige gegen das Vorhaben.

Er nannte die Entscheidung, die Linden abzuholzen, „aus der Zeit gefallen“: „Das ist Verkehr vor Klima.“ Er begründete die Ablehnung auch damit, dass laut Gutachten längst nicht alle Bäume kaputt seien, vielleicht hätte man trotz der Pläne für die Heinrichstraße einige retten können.

Warum soll es unbedingt der Amberbaum sein?

Eine Hoffnung, die auch so mancher Zuschauer der Sitzung hatte. An die dreißig Kamp-Lintforter waren gekommen, die meisten mit der Absicht, ihrer kritischen Haltung zum Verwaltungsvorschlag im Rahmen der Fragestunde der Einwohner Ausdruck zu verleihen.

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Ein Anwohnerin wollte wissen, warum es unbedingt der Amberbaum als Ersatz sein soll: „Ich habe mir hier in der Stadt welche angeguckt und finde die mickrig im Wuchs.“ Dezernent Martin Notthoff bügelte die Anfrage ein wenig unwirsch ab: „Wenn wir Bäume vorschlagen, dann sind die alle gleichermaßen geeignet. In der Bürgerversammlung hat sich die Mehrheit bei einer Auswahl von vier Arten für Amber ausgesprochen, und ich sehe nicht, warum wir diesen Beschluss jetzt umwerfen sollen.“

Bäume mit kulturhistorischer Bedeutung

Er verwies auf zwei Gutachten „durch ein renommiertes Büro“, die in 2012 und in 2017 feststellten, dass die Bäume nicht erhaltenswert seien. Eine Bürgerin hatte sich diese Gutachten genauer angeschaut und verwies darauf, dass von 46 Bäumen 7 schadhaft seien. Auch erinnerte sie an die „kulturhistorische Bedeutung der Linden“: „Die Bäume sind mit der Siedlung gewachsen.“ Notthoff erwiderte: „Die Erhaltungszeit ist abgelaufen, auch wenn nicht alle Linden krank sind. Das steht so im Gutachten.“

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Auch das Argument der Fledermäuse verfing nicht: Anke Oymann vom Grünflächenamt versicherte, dass die Abholzung im Oktober, November erfolge. Da fänden die Tiere noch ein neues Winterquartier. Bernhard Lefarth vom Grünflächenamt erläuterte, dass es für nahezu jeden Baum Ersatz gäbe, für 63 Linden würden 58 Amberbäume gepflanzt. Das ist die eine Seite, die andere: Das gilt für Schul- und Heinrichstraße insgesamt. Für 46 Bäume im Abschnitt bis zur Krusestraße gibt es 24 neue, weil eine beidseitige Pflanzung wegen der Enge nicht möglich ist, wie ein Experte für den Straßenbau später erklärte.

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Eine weitere Anwohnerin hatte die Linde neben Amber auf der Liste der Zukunftsbäume der Stadt Düsseldorf gefunden: „Das ist doch ein unschätzbarer Wert, sowas braucht doch Jahrzehnte, um nachzuwachsen.“ Notthoff lehnte eine erneute Prüfung einzelner Bäume kategorisch ab: „Die Linde ist toll – im Park. Da kann sie hundert Jahre alt werden. Aber als Straßenbaum ist sie ungeeignet.“

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SPD sieht keine Alternative

Der Ausschussvorsitzende Jürgen Preuß (SPD) warb um Verständnis: „So eine Entscheidung fällt niemandem leicht.“ Dann bemühte er das Wort „alternativlos“.

In Würde ergraut.
In Würde ergraut. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Im Vorfeld der Sitzung hatten er als Fraktionsvorsitzender und Bernhard Krebs als Sprecher im Ausschuss vor der Presse ihre Argumente, warum sie dem Vorschlag der Verwaltung folgen wollen, dargelegt. Dabei bezogen sie sich auf das Straßenbaumerneuerungskonzept, das seit zehn bestehe (einzusehen auf der Homepage der Stadt mit dem Suchwort Baumerneuerung). Auch gebe es die andere Seite: „Die Bäume machen aus Sicht mancher Anwohner mehr Ärger als sie nützen.“ Spätestens im Herbst. Jetzt die Straße zu sanieren und die Bäume noch fünf Jahre stehen lassen, ergebe keinen Sinn. „Man kann nicht um die Wurzeln herum bauen.“