Kleve. . Das Tolle an vielen Linden im Kreis Kleve ist, dass die Bäume ab einem gewissen Alter viele natürliche Höhlen bilden

Manchmal fallen mir Straßennamen auf, die ich wirklich nicht verstehen kann. Da gibt es zum Beispiel einen Nachtigallenweg, der sicherlich spätetens nach seiner Bebauung und „Verbundsteinigung“ niemals mehr Lebensraum für Nachtigallen gewesen sein dürfte. Haben die Stadtplaner bei der Namensgebung darauf hinweisen wollen, dass nun die „Nachtigallen weg“ sind?

Ganz anders zeigt sich die Lindenstraße in Kleve. Durchgängig von Kreuzhofstraße bis zur Emmericher Straße ist die Lindenstraße als Lindenbaumallee angelegt. Ein städtebauliches Kleinod, das im Sommer Schatten und frische Luft spendet. Und auch die Lindenallee ist zumindest über weiter Strecken von Lindenbäumen begleitet.

Baum des Jahres

Die Winterlinde ist nun von einem Kuratorium, in dem auch der NABU vertreten ist, zum Baum des Jahres gewählt worden. Das soll Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für Bäume geben.

Bei uns kommen Winterlinde und Sommerlinde in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet vor. Unterscheiden lassen sich die Arten am besten an ihren Blättern, genauer: An den Blattunterseiten. Die Sommerlinde trägt weiße Häärchen, die Winterlinde ist kahl und zeigt nur bräunliche Haarbüschel an einigen Blattäderchen. Winterlinden können bis zu 30 Meter hoch und sagenhafte 1000 Jahre alt werden, so sagt man jedenfalls.

Gerichts-, Dorf- und Kirchenlinden

Dass so alte Bäume dann auch etwas ganz Besonderes sind, das war den Menschen schon immer klar und so verbindet sich auch viel Kulturgeschichtliches mit diesem Baum. Es gab „Gerichtslinden“, unter denen Recht gesprochen wurde, Dorf- oder Kirchenlinden, die an besonderen Plätzen im Ort gepflanzt und über Jahrhunderte hinweg gepflegt wurden und zum Teil noch werden. Ich erinnere mich auch noch an unsere Schullinde - ein kräftiger Baum mit starkem Stamm in der einzigen Auflassung eines ansonsten gepflasterten Schulhofes und leider mitten im Weg vor dem Eingang zur Turnhalle, der uns immer als Fussballtor diente, so dass wir auch immer noch die Linde „ausspielen“ mussten, bevor wir ein Tor schießen konnten.

Auch heute noch finden wir auf vielen Schulhöfen Linden. Ebenso in den oben schon erwähnten Straßen oder in Parks und auf Friedhöfen. In den Wäldern ist die Linde dagegen selten. Ich kenne jedenfalls nur ganz wenige Orte, an denen bei uns überhaupt Linden im Wald stehen. Natürlicherweise besiedeln Linden die Hartholzauen oder kommen in Eichen-Hainbuchenwäldern vor.

Das Tolle an vielen Linden im Kreis Kleve ist, dass die Bäume ab einem gewissen Alter viele natürliche Höhlen bilden. Insbesondere dort, wo Äste abgesägt worden sind. Und an Straßenbäumen wird, zumindest in Kleve, viel herumgesägt. Die Höhlen sind sehr interessante Lebensstätten für Vögel und andere Tierarten. Fledermäuse und Dohlen nutzen die Höhlen beispielsweise gern, als Tageseinstand oder als Bruthöhle.

Eine weitere Bedeutung kommt den Linden noch in ganz anderer Hinsicht zu: Linden sind Bäume, die eine sehr ausgeprägte Blütezeit haben. Die Blüten locken dann mit reichlich Nektar viele Bienen an, so dass lokale Imker sogar in der Stadt einen sehr leckeren Lindenhonig gewinnen können. Aber bis dahin braucht es noch ein wenig Zeit.

Ich kenne die Lindenwege in Pfalzdorf, Straelen, Kalkar und Weeze zwar nicht, aber es freut mich doch, dass es zumindest in Kleve keinen Lindenweg gibt, an dem die Linden weg sind.