Moers. In Moers stellt Gastregisseurin Paulina Neukampf ihr Stück im Wallzentrum vor: eine Parabel auf die Macht des Internets und emotionale Kälte.

Regisseurin Paulina Neukampf hat für das Schlosstheater ein Stück für das Wallzentrum in Moers geschrieben. „Die Brutalität der Schönheit“ feierte am Donnerstagabend ebendort Premiere. Die Zuschauerinnen und Zuschauer, so ist die Idee des Stücks, begeben sich auf einen Rundgang durch ein Museum, ein Blick hinter die Kulissen inklusive.

Neukampf ist hier Gastregisseurin, sie leitet am Theater Paderborn das Kinder- und Jugendtheater. Für die Inszenierung im Wallzentrum hat sie mit dem Team des Schlosstheaters zusammengearbeitet. Ihr Stück verwendet Motive des Kinofilms „The Square“, also: das Quadrat.

Die „Museumsführung“ übernimmt die Kuratorin des Museums (Emily Klinge). An verschiedenen Stellen des Wallzentrums werden die Zuschauerinnen und Zuschauer Zeugen von Szenen mit extrem unterschiedlichem Inhalt. So beginnt die Inszenierung in einem durchsichtigen Zelt im Parkhaus.

Zwei Figuren (Matthias Heße und Georg Grohmann) kriechen auf allen vieren aus und in das Zelt. Außer einem leidenschaftlichen Kuss gibt es keine Begegnungen, keine Gespräche. Per Kopfhörer bekommt das Publikum eine Reflexion, die nicht näher auf die Szene eingeht und doch zu ihr passt. Unter anderem heißt es dort: „Man muss sich entspannen. Das ist wahrscheinlich das Beste, was man zur Rettung der Welt beitragen kann.“

Schauspieler Roman Mucha vor dem Wallzentrum: Das neue Stück spielt an verschiedenen Orten rund um das Zentrum.
Schauspieler Roman Mucha vor dem Wallzentrum: Das neue Stück spielt an verschiedenen Orten rund um das Zentrum. © Schlosstheater Moers | Lars Heidrich

Die „Museumsführung“ hat brillante Momente, etwa, wenn Roman Mucha als Adonis-Standbild ein Handy vor dem Gemächt hängen hat, oder wenn Georg Grohmann die großen Glas-Schiebetüren an einem Ausgang es Wallzentrums als Kunst („Blick in die Stadt“) verkauft.

Noch stärker als die eindringlichen Szenen ist allerdings der Eindruck, der am Ende der kurzweiligen Aufführung entsteht. Auf der einen Seite steht das Museum, das mit Hilfe zweier Marketing-Experten mit zweifelhaften Methoden versucht, einen so sehr gewünschten Platz im Internet zu finden („Wir sind viral“). Auf der anderen Seite steht das Quadrat, in dem die Menschen füreinander da sind und sich der Sorgen und Probleme anderer annehmen.

„Die Brutalität der Schönheit“ ist eine eindringliche, wunderbare Parabel auf die Macht des Internets und die emotionale Kälte unserer Tage – und eine großartige Hommage an das Wallzentrum.

Die nächsten Aufführungen: 14. 5., 19.30 Uhr und 15.5., 18 Uhr; Karten: www.schlosstheater-moers.de