Moers. Gastregisseurin Paulina Neukampf hat „Die Brutalität der Schönheit“ extra fürs Wallzentrum konzipiert. An welchen Film das Stück angelehnt ist.
Wer das Quadrat betritt, ist der Realität enthoben, befindet sich in einer Zone, in der alle gleich sind, die gleichen Rechte und Pflichten haben. „The Square“ ist Kunstwerk, soziales Experiment und Versprechen in einem. Das Quadrat zwingt die Besucher dazu, den Blick nicht abzuwenden, sondern einander anzusehen und bedingungslos zu helfen, es nötigt zur Achtsamkeit.
Doch was bedeutet diese Versuchsanordnung in der „echten“ Welt? Wie lässt sich elitärer Kunstanspruch auf eine Wirklichkeit anwenden, deren soziale Ungleichheit immer größer wird? Und wo verlaufen die Grenzen der Mitmenschlichkeit?
Neukampf als Gastregisseurin am Moerser Schlosstheater
Fragen, die Paulina Neukampf mit „Die Brutalität der Schönheit“ auf die Bühne – oder besser gesagt ins Moerser Wallzentrum bringt. Das neuste Stück des Schlosstheaters Moers feiert am Donnerstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr, Premiere. Normalerweise leitet Neukampf die Kinder- und Jugendtheatersparte „jott“ des Theaters Paderborn.
Einmal pro Spielzeit inszeniert sie als Gastregisseurin ein Stück an einem anderen Theater. „Ich freue mich in Moers zu sein. Das Schlosstheater ist weit über Moers hinaus bekannt. Selbst in Berlin wird in der Szene davon geschwärmt, wie toll das Moerser Ensemble ist“, weiß Neukampf.
Vorlage ist ein preisgekrönter Film
Angelehnt ist ihre Inszenierung an Ruben Östlunds Film „The Square“, der 2017 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Anders als im Film stellt Neukampf aber nicht die Geschichte rund um den Hauptcharakter Christian, den künstlerischen Leiter eines großen Stockholmer Museums, in den Vordergrund, sondern die Gesellschaft und die individuelle Verantwortung, die jeder trägt.
„Wir machen das Wallzentrum zum Museum, und das Publikum hat eine Führung gebucht“, erklärt Neukampf. Sitzen und zuschauen ist also nicht angesagt. Viel mehr begeben sich die Zuschauer auf einen Rundgang durch das Einkaufszentrum.
Gestartet wird im unteren Parkdeck. „Ich kannte den Ort nicht, sondern habe nur Fotos gesehen und weiß, dass dort ein Akkordeonspieler Musik macht und Obdachlose leben. Das ist ein gutes Beispiel für die gescheiterten ‘Squares’ und betont die Fragilität ausgeschlossener Gruppen, für die keine Verantwortung übernommen wurde“, so Neukampf.
Rundgang durchs Wallzentrum
Von dort führt der Rundgang durch die Gänge des Wallzentrums und ins Café Z des Schlosstheaters. Die Besucher erwarten Kunstwerke, verkörpert von den Schauspielern Joanne Gläsel, Georg Grohmann, Emily Klinge, Matthias Heße und Roman Mucha.
Vier Dialoge werden originalgetreu aus dem Film zitiert, den Rest hat Paulina Neukampf frei hinzugefügt. „Die Gruppe wird während der Führung immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob sie in diesem Moment hätte Verantwortung übernehmen müssen“, kündigt die Regisseurin an. Das gesamte Stück hat sie aufs Wallzentrum zugeschnitten. Weitere Aufführungen an anderen Theatern sind nicht geplant.
Paulina Neukampfs Stück „Die Brutalität der Schönheit“ ist das letzte Projekt des Schlosstheaters im Wallzentrum. Die Premiere findet am Donnerstag, 12. Mai, 19.30 Uhr, im Wallzentrum (Neuer Wall 2-4) statt. Karten kosten 19,50 Euro (ermäßigt 7 Euro) und können unter anderem online unterwww-schlosstheater-moers.de gekauft werden. Das Stück wird außerdem am 14., 15., 19., 20. und 21. Mai sowie am 2., 9., 10., 11. und 14. Juni aufgeführt.