Kamp-Lintfort. Die gute Nachricht: Stadtwerke-Kunden können entspannt auf die Abrechnung für 2022 warten. Danach wird es happig, fürchtet der Vertriebsleiter.

Die gute Nachricht zuerst: Was die Stadtwerke-Kunden an Gas und Strom in diesem Jahr verbrauchen, das bekommen sie zum vereinbarten Tarif. Das hängt damit zusammen, dass die Stadtwerke das, was sie jetzt an den Verbraucher weitergeben, schon im vergangenen Jahr eingekauft haben, erklärt Bert Buschmann, Vertriebsleiter der Stadtwerke. So was nennt man „vorausschauende Beschaffung“.

Der Rest der Nachrichten, die er auf Anfrage zu verkünden hat, ist allerdings weniger schön, wenn auch nicht überraschend. Sie gipfeln in der Zusammenfassung darin, dass die Verbraucher schon mal ein bisschen Geld zurücklegen sollten, denn mit der Jahresabrechnung im Winter wird ihnen gleichzeitig eine – nach derzeitigem Stand der Dinge – happige Abschlagserhöhung ins Haus stehen.

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So richtig gern will Buschmann mit der hässlichen Wahrheit nicht heraus: „Wir wollen bei Gas nicht von einer Verdoppelung reden.“ Heißt aber im Umkehrschluss, dass dies möglicherweise die Hürde ist, an die die Tarife kratzen werden. „Mehrere hundert Euro mehr“ werde der Durchschnittshaushalt für Gas im Jahr einplanen müssen, beim Strom dürften es „wenige hundert Euro“ sein, hält es Buschmann im Wagen.

Aber die Lage ist ja nicht komplett hoffnungslos. 70 Prozent des Bedarfes für das kommende Jahr haben die Stadtwerke schon eingekauft, „vieles in noch nicht so krisenhaften Zeiten“, so Buschmann.

So viele offene Fragen

Ob die letzten 30 Prozent noch viel teurer werden oder nicht – wer weiß das schon präzise? Zu viele Fragen sind offen, wie es nun weitergeht, auch mit dem Tempo bei den Erneuerbaren. Ab einem bestimmten Zeitpunkt sei womöglich auch der Gesetzgeber gefragt, damit es nicht zu Energiearmut komme. Da wäre die Stromsteuer, die man senken könnte, oder die Mehrwertsteuer. Die Gewinnmarge der Stadtwerke auf Null zu setzen sei keine Alternative, schließlich trägt das Unternehmen nicht unwesentlich zum Haushalt der Stadt Kamp-Lintfort bei.

Von einem im Raume stehenden Embargo des „Putin-Gases“ wären die Stadtwerke nicht außerordentlich betroffen. Die Großkunden in Kamp-Lintfort, denen ein Lieferstopp drohen könnte, könne man an den Fingern abzählen.

Eine anderes, trotzdem nicht weniger unschönes Szenario beschreibt der Experte mit der möglichen Rezession: Wenn große Verbraucher drastisch weniger Gas und Strom abnehmen, gehen die Preise möglicherweise auch wieder runter. Darauf zu spekulieren sei aber sehr riskant.

Die Frage der Alternativen

Was kann der Verbraucher tun? Der Umstieg auf Fernwärme könnte sich für manchen lohnen, der Asdonkshof sei ein verlässlicher und attraktiver Partner. Die Frage ist, wie teuer der Anschluss wird. Das hängt von der Lage ab. Darüber kann man sich bei den Stadtwerken informieren. Auch für andere Alternativen müsse man Geld in die Hand nehmen. Und wer über Photovoltaik oder Erdwärme nachdenke, solle auf dem Schirm haben, dass er dann auch mehr Strom braucht, gibt Buschmann zu bedenken.

Selbstverständlich könnten Kunden auch den Vertrag mit den Stadtwerken kündigen, aber: „Wer aktuell auf Vergleichsportale schaut, wird sehen, dass wir vergleichsweise günstig sind“, sagt Buschmann.

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