Moers. Für die Erneuerung und den Ausbau von drei Kinderspielplätzen veranschlagt die Stadt Moers mehr als 700.000 Euro. Was macht die Anlagen so teuer?

Die Ratsfraktionen entscheiden in diesen Tagen über die Neugestaltung und den Ausbau von drei großen Spielplätzen in der Innenstadt, in Kapellen und Asberg. Die Planungen, an denen teilweise Kinder als die „Spielplatzexperten“ maßgeblich beteiligt waren, sind weitgehend abgeschlossen. Bemerkenswert sind die Kosten. Für die drei Anlagen addieren sie sich auf insgesamt mehr als 700.000 Euro. Was macht Spielplätze so teuer?

Am Spielplatz Kastell neben dem Musenhof im Schlosspark muss beispielsweise dringend etwas passieren. An den Hölzern der Ende der 2000er Jahre errichteten Anlage ist Pilzbefall festgestellt worden, mittlerweile sind – und zwar massiv – die Standpfosten betroffen, so dass der Erhalt der Spielgeräte langfristig nicht möglich ist, schildert die Stadtverwaltung in einer Ratsvorlage die Situation. Da der Platz sehr beliebt ist und während des ganzen Jahres stark genutzt wird, soll „Spielgeräte-Leerstand“ vermieden werden. Konsequenz: Im kommenden Jahr sollen alle fünf Spielbereiche auf dem Areal erneuert werden.

Die Kletteranlage auf dem Spielplatz in Stockrahmsfeld ist verfault und muss abgebaut werden. Im kommenden Jahr soll der gesamte Spielplatz erneuert werden.
Die Kletteranlage auf dem Spielplatz in Stockrahmsfeld ist verfault und muss abgebaut werden. Im kommenden Jahr soll der gesamte Spielplatz erneuert werden. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

250.000 Euro hat die Verwaltung dafür veranschlagt, „und wir geben das Geld bestimmt nicht für vergoldete Geräte aus“, sagt Oliver Makrlik, Gruppenleiter beim Fachdienst Freiraum- und Umweltplanung der Stadt. Tatsächlich werden an Schaukeln, Klettergerüsten oder Rutschen für öffentliche Spielplätze deutlich strengere Maßstäbe in puncto Sicherheit und Lebensdauer angelegt als an Geräte aus dem Baumarkt für den privaten Garten. Für sie reicht die VDE-Prüfung nicht, es gelten Deutsche Industrie-Normen (DIN).

1000 Euro für ein einfaches „Wipptier“

Makrlik beschreibt’s am Beispiel der seit einigen Jahren von der Stadt verwendeten Nestschaukeln. Deren Gerüste bestehen aus Edelstahl, ebenso ihre Lager für die Aufhängung der Sitze. Hinzu kommen Sicherheitsketten für den Fall, dass ein Lager doch einmal krachen sollte, sowie starke Betonfundamente für den sicheren Stand. Zu berücksichtigen sei nicht nur, dass die Schaukeln täglich und von vielen Kindern genutzt werden. „Wir müssen damit rechnen, dass nicht nur zwei kleine Kinder auf dem Nest sitzen, sondern auch mal fünf Jugendliche drauf klettern und schaukeln“, erklärt Oliver Makrlik. „Auch dann muss die Schaukel halten.“ Kosten für ein solches Gerät ohne jeden sichtbaren Schnickschnack: gut 6000 Euro. Selbst für die einfachen „Wipptiere“ werden mehr als 1000 Euro fällig.

Richtig teuer werden Spielgeräte, wenn die Stadt sie nicht aus dem Katalog kauft, sondern eine Sonderanfertigung bestellt. So soll am Kastell ein neues Klettergerüst das alte in der Mitte des Platzes ersetzen und sich an die Architektur des Moerser Schlosses anlehnen. Ausgestattet wird das „Spielschloss“ mit Rutsche, Rutschstange, Leiter, Netzaufstieg, Kletterwand, Wackelbrücke und Reckstangen. Für die Holzteile werden Robinie oder Eiche benutzt – haltbar, aber teuer. Die Kosten gibt Oliver Makrlik mit satten 85.000 Euro an.

Dekra und TÜV prüfen mit künstlichen Köpfen, Händen und Fingern in Kindergrößen

Mehr als die Hälfte der Gesamtkosten verschlingen bei einem Neubau oder der kompletten Sanierung die Spielgeräte. Ausgaben für Planung, Bepflanzung, Wege und Sitzbänke kommen dazu, ebenso für die teilweise besonders kostspieligen „Fallschutzflächen“, die verhindern sollen, dass sich Kinder beim Sturz vom Gerät verletzen. Vor der Freigabe eines Spielplatzes stehen schließlich aufwändige Prüfungen durch den TÜV oder die Dekra an.

Sie kontrollieren unter anderem mithilfe künstlicher Köpfe, Hände und Finger in Kindergrößen, ob die Kleinen später beim Rutschen, Hangeln oder Klettern an irgendeiner Stelle hängen bleiben oder sich im schlimmsten Fall strangulieren könnten. Alle 140 Moerser Spiel- und Bolzplätze werden zudem wöchentlich Sichtprüfungen unterzogen, einmal jährlich stehen „Hauptuntersuchungen“ an.

Seit Jahren kein Unfall durch Defekt an Spielgeräten

„Sicherheit hat höchste Priorität“, betont Oliver Makrlik. Die kostet – und zahlt sich offenbar aus. Wie Mark Bochnig-Mathieu vom städtischen Kinder- und Jugendbüro berichtet, hat es in den letzten Jahren keinen Unfall auf einem öffentlichen Spielplatz in Moers gegeben, der durch ein defektes Spielgerät ausgelöst worden ist.

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Außer dem Spielplatz am Kastell soll ab Anfang 2023 die Anlage an der Walter-Karentz-Straße in Kapellen(Stockrahmsfeld) erneuert werden. Vorgesehen sind eine Schaukelanlage, ein Klettergerät, eine Seilbahn, Matschanlage und Angebote für Kleinkinder. Die Strukturen mit Fußwegen, Gehölzen und dem benachbarten Grünzug und Bolzplatz werden weitgehend erhalten. Das zentrale Rondel wird mit Sitz- und Picknickmöglichkeiten ausgestattet, ist barrierefrei und bietet einen guten Überblick über den Platz. Ergänzend sind neue Bäume als zusätzliche Schattenspender geplant. Gesamtkosten: 270.000 Euro.

Für 190.000 Euro entsteht am Sportpark Asbergein Spielplatz mit großer Kletteranlage, Nestschaukel, Drehscheibe, Slackline (Trendsportart, ähnlich Seiltanz) und einer Sandbaustelle nahe der Terrasse des Vereinsheims. Geplanter Baubeginn: Anfang 2023.

Nach dem Ausschuss für Stadtentwicklung befasst sich auch der Jugendhilfeausschuss mit allen drei Spielplätzen, und zwar in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 5. Mai, im Kulturzentrum Rheinkamp. Beginn: 16 Uhr.