Am Niederrhein. Trotz steigender Preise für Speiseöl und Lieferengpässen bieten viele Gastronomen nach wie vor Pommes an. Was sie aber für Mehrkosten haben.
Schnitzel und Steak serviert Corinna Wenders, Inhaberin des Moerser Lokals „Diebels live“, ihren Gästen mit Pommes und Salat. Die beliebte Kartoffelbeilage findet nach wie vor ihren Platz auf den Tellern – trotz steigender Preise und zunehmenden Lieferengpässen von Speiseöl. „Ich habe gut vorgesorgt. Noch wird es nicht eng“, sagt Wenders. Ihr Lieferant könne noch Ware liefern – allerdings zu deutlich höheren Preisen. „Die Kosten für Öl sind um gut 30 Prozent gestiegen.“
Ein Grund dafür ist der Ukraine-Krieg. Die Ukraine ist einer der weltweit größten Exporteure für Sonnenblumenöl. Derzeit kommt es aber zu Lieferschwierigkeiten oder Lieferstopps. Die Folge: Das Öl zum Frittieren von Pommes und Co. wird knapp. Die höheren Kosten gibt Corinna Wenders nicht an ihre Kunden weiter – und das habe sie auch nicht vor. „Ich möchte, dass sich meine Gäste weiterhin einen Restaurantbesuch leisten können.“
Bier könnte im „Diebels live“ teurer werden
Beim Bier müsse sie aber eventuell an der Preisschraube drehen. Die Brauereien hätten Preissteigerungen von bis zu 40 Prozent angekündigt. „Dann kann ich meine Bierpreise einfach nicht mehr halten“, bedauert Wenders. Wann das aber eintreffe, weiß die Gastronomin noch nicht.
Auch im Grafschafter Wirtshaus bleiben die Pommes auf der Karte. „Die Engpässe sind bei uns noch nicht so schlimm“, erklärt Betriebsleiter Mehmet Öktem. „Gerade die Kinder lieben unsere Pommes. Wir können und wollen sie daher nicht weglassen.“ Die höheren Kosten fürs Speiseöl seien zwar spürbar, dennoch wolle man versuchen, die derzeitigen Preise auf der Speisekarte zu halten.
20 Cent mehr für Pommes in der Currybar
In der Currybar in der Grafschafter Passage in Moers geht ohne Pommes fast nichts. Auch hier müssen Kunden auf die Beilage vorerst nicht verzichten. „Noch haben wir Öl, Pommes und Würstchen vorrätig“, sagt die Angestellte Jasmina Müller. Das Speiseöl koste mittlerweile aber 50 bis 60 Prozent mehr als vor dem Krieg. Ganz ohne Preiserhöhung gehe es daher nicht mehr. „Wir müssen ungefähr 20 Cent mehr für jedes Produkt nehmen“, sagt Müller. Die kleine Portion Pommes kostet dann nicht mehr 1,80 Euro, sondern zwei Euro.
Bei „Cheezus Fries“, dem noch recht neuen Burger- und Frittenlokal in Kamp-Lintfort, stecken die Pommes schon im Namen. Die „Fries“ gibt es aber auch hier noch. „Wir haben noch genug Öl zum Frittieren“, sagt Inhaber Alican Yetiskin.
Doch der Preisanstieg mache sich bemerkbar. „Für zehn Liter Öl habe ich sonst zwölf oder 13 Euro bezahlt. Jetzt sind es mindestens zehn Euro mehr.“ Deshalb eine von seinen Pommes-Variationen von von der Karte zu streichen, sei für Yetiskin aber keine Option.
Anders in Neukirchen-Vluyn: Dort haben die Betreiber des Averdunkshofes, Tim Gebauer und Lukas Stappmann, schon überlegt, die Pommes von der Karte zu nehmen. „Es ist schon schwieriger geworden. Wir zahlen für Speiseöl mittlerweile das Vierfache“, erklärt Gebauer.
Hinzu kommen Mengenbeschränkungen bei der Bestellung. „Sonst haben wir acht Kanister je zehn Liter Speiseöl geordert, jetzt bekommen wir nur noch zwei Kanister.“ Aber viele Gäste würden nach den Pommes fragen. Sie seien die beliebteste Beilage zu Burger, Schnitzel und Steak.
Von Woche zu Woche würden Gebauer und Stappmann entscheiden, ob sie Pommes, Chicken Nuggets oder Backfisch aus der Fritteuse noch anbieten können.
Geht es irgendwann nicht mehr, wollen die beiden jungen Gastronomen für ihre leckeren Alternativen werben: Bratkartoffeln oder Kartoffelspalten. „Dafür brauchen wir im Vergleich nur etwas Öl für die Pfanne“, betont Tim Gebauer.