Moers. Corinna Wenders, Inhaberin des „Diebels live“, führt ihr Lokal in Moers seit zwei Jahren durch die Corona-Krise. Das verlangt ihr einiges ab.
Corinna Wenders muss schon zugegeben: In den letzten zwei Jahren hat sie das ein oder andere Mal darüber nachgedacht, ihr „Diebels Live“ an der Homberger Straße in Moers zu schließen. Die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen – mehrere Lockdowns, Corona-Vorschriften und natürlich auch finanziellen Einbußen – haben sie starke Nerven gekostet. „Ich war schon verzweifelt. Aber meine Familie, meine Mitarbeiter und meine Stammgäste haben mich zum Durchhalten ermutigt“, sagt Wenders.
Die Pandemie hat die Gastronomin so wie viele ihrer Kollegen eiskalt erwischt. „2019 war so ein super Jahr für uns und für 2020 hatten wir auch schon sehr viele Reservierungen“, erinnert sich Corinna Wenders. Doch dann kam Corona. „Wie ein Kartenhaus ist alles zusammengefallen.“
Wöchentliches Seniorenfrühstück im „Diebels live“
Auch wenn ihr manchmal danach war, aufgeben war dann doch keine Option. Stattdessen versuchte Wenders mit Kreativität durch die Krise zu kommen: Sie führte einen Lieferdienst ein, bot eine Eintopfküche für kleines Geld an und baute einen Pavillon vor ihrem Lokal auf, damit wenigstens draußen mehr Gäste Platz finden.
Ihr neustes Angebot: ein Seniorenfrühstück, das Wenders seit wenigen Wochen jeden Montag ab 9 Uhr anbietet. „Als ich die Eintöpfe verkauft habe, kam ich mit vielen älteren Gästen ins Gespräch, die mir erzählten, dass sie seit Corona vereinsamt und zum Teil isoliert sind.“ Das wollte die Moerserin mit ihrem Seniorenfrühstück ändern und so einen coronagerechten Treffpunkt schaffen. Über Mundpropaganda hat sich das Seniorenfrühstück schon gut rumgesprochen. Rund 30 bis 35 Senioren kamen in den letzten vier Wochen jedes Mal.
Soforthilfe vom Bund sorgt für Ärger
Die Einnahmen reichen aber nicht, um die Defizite der vergangenen zwei Jahre auszugleichen. Wenders beantragte die Sofort- und Überbrückungshilfen vom Bund. Das habe problemlos geklappt. Auch wenn sich die Wirtin darüber ärgert, dass es zunächst hieß, dass die erste Soforthilfe nicht zurückgezahlt werden müsse, sie schließlich aber doch einen Großteil zurückzahlen musste.
Der Lieferdienst, den sie und ihr Team im Lockdown aus den Boden gestampft haben, hätte sich dagegen fast gar nicht gelohnt. „Der Lieferdienst war eigentlich eine Bestrafung. Diese Einnahmen wurden mir dann von der Hilfe abgezogen“, so Wenders.
Corinna Wenders konnte alle Mitarbeiter halten
Sie sieht dennoch die positiven Dinge: Wenders gewann dank des Bringservices neue Gäste in Schwafheim und Utfort und konnte das gesamte Personal halten. Drei festangestellte Mitarbeiter und mehrere Aushilfen beschäftigt Wenders. „Ich bin so froh, so treue Mitarbeiter zu haben. Wir ziehen alle an einem Strang.“
Aber die Folgen bleiben. Zwei Jahre hat Wenders nichts in ihre Altersvorsorge eingezahlt, auch sämtliche Ersparnisse sind mittlerweile aufgebraucht. „Das ist schon eine seelische Belastung“, gibt Wenders zu.
„Genuss-Kumpanen“ blicken mit Sorge auf die anhaltende Pandemie
Dass die Gastronomen in Moers an ihre Grenzen kommen, bestätigt Elmar Welling, Sprecher des Moerser Wirte-Bündnisses „Genuss-Kumpanen“. Er blickt mit Sorge auf die anhaltende Pandemie. „Es gibt kaum ein Kollege, der nicht mindestens 50, wenn nicht sogar 70 Prozent Umsatzeinbußen hat“, erklärt der Hotelier. „Es ist aktuell die härteste Welle für uns.“ Und das, obwohl die Lokale im Vergleich zum Vorjahr immerhin geöffnet haben dürfen.
Doch viele Gäste blieben aus und das Eigenkapital der Wirte sei einfach aufgebraucht. „Vor gut zwei Wochen hätte ich noch gesagt, dass 20 bis 30 Prozent der Betriebe die Pandemie nicht überleben, weil das Kurzarbeitergeld und die Überbrückungshilfe im Februar auslaufen sollte. Beides wurde aber zum Glück verlängert“, sagt Welling.
Personalmangel in den Moerser Lokalen könnte Folgen haben
Doch der Druck bei den Gastronomen bleibe: Die Stromkosten steigen, die Personalkosten laufen weiter und die Lebensmittelpreise haben sich zum Teil um bis zu 20 Prozent erhöht. „Hinzu kommt, dass 25 bis 30 Prozent der Mitarbeiter in andere Branchen abgewandert sind.“ Welling rechnet damit, dass einige Wirte in Zukunft nicht mehr sieben Tage die Woche geöffnet haben können. Dafür fehle es schlicht an Personal.