Moers. „Ich bin Pinguin“ bei den Penguin’s Days in Moers: Ein Stück mit vielen Emotionen, einer rührenden Geschichte – aber ohne ein Wort auf der Bühne.

Das 30. Kinder- und Jugendtheaterfestival „Penguin’s Days“ in Moers ist an Höhepunkten nicht eben arm. Am Freitag ist im Schlosstheater ein weiterer hinzugekommen. „Ich bin Pinguin“ ist ein kraftvolles, überzeugendes Stück über Freundschaft und das Leben. Die Botschaft kommt rüber, ohne dass auch nur ein Wort auf der Bühne gesprochen wird.

Die taube Schauspielerin Pia Katharina Jendreizik spielt die Rolle des Pinguins, der zunächst allein in der antarktischen Eiswüste lebt. Ein Iglu ist sein Zuhause. Dann taucht ein großes Ei auf, aus dem ein grauer Vogel schlüpft. Beide gehen einen gemeinsamen Weg als zufällig entstandene Schicksalsgemeinschaft.

Das Stück der Theatergruppe „Leute wie die“ (NRW/Berlin) ist für Kinder ab vier Jahren geeignet, aber wer sich in die Welt begibt, die Wera Mahne mit ihrer Inszenierung erschafft, kann in jedem Alter etwas mitnehmen. Zum Beispiel das Füreinander da sein: Als der gerade frisch geschlüpfte Vogel friert, gibt der Pinguin ihm seinen Schal. Dass Gemeinsamkeit stark macht, lernen beide später im Kampf gegen eine gefräßiges Monster. Die Botschaft ist klar: Einer allein hätte gegen das Monster nicht bestehen können.

Doch es geht in „Ich bin Pinguin“ um mehr. Der junge Vogel nimmt den Pinguin zunächst als Mutter an. Irgendwann, der Vogel ist schon älter, geraten sie in heftigen Streit und finden doch wieder einen gemeinsamen Weg. Am Ende trennen sich dann die Wege: Der Vogel lernt fliegen, der Pinguin schwimmt im Meer. Die – auf der Bühne – kurze Geschichte einer Freundschaft berichtet von nichts anderem als dem Leben: Geburt, Heranwachsen, Pubertät und schließlich loslassen.

Andreas Pfaffenberger bewegt den Vogel.
Andreas Pfaffenberger bewegt den Vogel. © Schlosstheater

Das alles gelingt, obwohl – oder weil – kein Wort gesprochen wird. Pia Katharina Jendreiziks Spiel ist viel mehr als das eines watschelnden Pinguins. Sie ist ausdrucksstark und kann die unterschiedlichen Stimmungen glaubwürdig vermitteln. Andreas Pfaffenberger bewegt den Vogel über ein Gestänge gekonnt.

Das minimalistische Bühnenbild von Anna Siegrot und Declan Hurley runden die spannende Inszenierung ab. Besonders gelungen: Die Haut des Iglus dient als Leinwand für wechselnde, digital geschaffene Kulissen. Siegrot hat auch die Puppe gebaut und die Kostüme entworfen.

Zu Gast im Schlosstheater Moers war am Freitagmorgen bei der ersten Aufführung eine Klasse der Luise-Leven-Schule aus Krefeld. Die Schule hat den Förderschwerpunkt Hören. Die Schülerinnen und Schüler waren vom ersten Augenblick gefangen von dem Stück. Später gab es zusammen mit dem Ensemble und einem Gebärdendolmetscher eine gemeinsame Reflexion des Stückes.

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