Am Niederrhein. Ab dem 4. April fällt die Maskenpflicht an Schulen weg. Schulleitungen in Moers und Umgebung kritisieren das – und sprechen einen Appell aus.
Am heutigen Freitag bricht der letzte Tag an, an dem Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen einen Mundschutz im Unterricht tragen müssen. Dass die Maskenpflicht ab Montag (4. April) und damit eine Woche vor den Osterferien offiziell wegfällt, sehen die Schulleitungen in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn ziemlich kritisch. Das ergab eine stichprobenartige Umfrage der Redaktion.
„Es ist verfrüht, die Maskenpflicht jetzt aufzuheben“, sagt Milana Borgards, Schulleiterin der Anne-Frank-Gesamtschule Rheinkamp. „Die hohen Corona-Zahlen zeigen, dass wir eigentlich noch nicht an dem Punkt sind, wo man die Maßnahme fallen lassen sollte.“ Die Infektionszahlen seien an der Schule aktuell so hoch wie noch nie während der Pandemie. Hatten sich in den letzten zwei Jahren insgesamt fünf Lehrerinnen und Lehrer mit Corona infiziert, seien es allein in den letzten zwei Wochen sechs gewesen. „Und alle waren geimpft und geboostert“, betont die Schulleiterin.
Keine Pflicht, nur eine Empfehlung
Aber: Den Schulen sind die Hände gebunden. Sie dürfen keine Maskenpflicht mehr anordnen, sondern nur noch das freiwillige Tragen eines Mundschutzes empfehlen. An der Gesamtschule haben Schülervertretung und Lehrerkollegium genau das getan.
„Von den Schülerinnen und Schülern selbst kam der Wunsch, die Masken in der Woche vor und nach den Ferien zu tragen. Das werden wir an unserer Schule freiwillig flächendeckend so umsetzen“, erklärt Borgards. Sie ist stolz auf ihre Schulgemeinschaft, dass der Gesundheitsschutz von allen so ernst genommen werde.
Jeden Tag positive Corona-Tests
Als nicht nachvollziehbar, bezeichnet auch Dr. Astrid Czubayko-Reiß, Schulleiterin des Grafschafter Gymnasiums Moers (GGM), den Wegfall der Maskenpflicht. „Welchen Sinn soll das fünf Tage vor den Ferien haben?“, fragt sie sich. Eine schlüssige Erklärung der Landesregierung vermisst Czubayko-Reiß bis heute. Der Krankenstand im Lehrerkollegium und in der Schülerschaft sei hoch. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mindestens einen positiven Test haben“.
Am GGM werde man daher ebenfalls eine Empfehlung aussprechen, weiterhin eine Maske zu tragen. „Da ziehen auch alle mit“, sagt die Schulleiterin. „Gerade die älteren Schülerinnen und Schüler wollen den Mundschutz behalten, weil kurz nach den Ferien die Abiprüfungen anstehen.“
Dass die Corona-Testungen an Schulen ab dem 8. April ebenfalls wegfallen, sieht Czubayko-Reiß kritisch. „Keine Tests, keine aufgedeckten Infektionen“, sagt sie. In der Schule könne man in Sachen Tests nicht auf Freiwilligkeit setzen, denn das Schulministerium stelle die Lieferung der Corona-Tests ein.
Maske verringert Infektionsgefahr
In Kamp-Lintfort richtete Alexander Winzen, Schulleiter des Georg-Forster-Gymnasiums, einen Brief an die Eltern. „Auch bitten wir nachhaltig darum, dass die Masken zum Selbst- und Fremdschutz freiwillig weitergetragen werden“, schreibt er. Denn die Infektionslage sei nach wie vor hoch.
„Die Maske ist einfach ein wirksames Mittel, um die Infektionslage geringer zu halten“, betont auch Dr. Susanne Marten-Cleef, Schulleiterin des Julius-Stursberg-Gymnasiums (JSG) in Neukirchen-Vluyn. Sie informierte ebenfalls die Eltern und appellierte an alle, die Maske mindestens bis zu den Ferien zu tragen. „Wenn man mich gefragt hätte, wäre ich für eine Pflicht bis zu den Osterferien gewesen“, sagt Marten-Cleef. „Bei allem Verständnis, wieder frei atmen zu wollen: Wir haben die Pandemie noch nicht hinter uns.“
Rund fünf Corona-Fälle meldet die Schulleiterin fast täglich dem Gesundheitsamt. Wie sich die Zahlen nach den Ferien entwickeln, mag sich Marten-Cleef noch nicht ausmalen: „Mal abwarten, ob die Regierung dann noch einmal etwas Neues für die Schulen beschließt.“