Kamp-Lintfort. Nicht nur in Mathe, auch im Miteinander haben Schüler wegen Corona viel verpasst. Die Extrazeit zum Lernen ist aber mehr als Gratis-Nachhilfe.

Sedina (8) und Amir (10) kommen gerne nachmittags ins SCI:Jugendcafé auf der Moerser Straße – auch, wenn es erst einmal daran geht, Hausaufgaben zu machen. Das hat natürlich etwas damit zu tun, dass ihre Extrazeit zum Lernen immer mit Spiel und Spaß verbunden ist. „Extrazeit zum Lernen“ – so heißt das von der Landesregierung aufgelegte Programm, das Schülerinnen und Schülern helfen soll, Lern- aber auch Freizeitdefizite, mit denen sie seit Beginn der Coronapandemie zu kämpfen haben, aufzuholen. In Kamp-Lintfort sind Stadt und vier Jugendhilfeträger dabei einen eigenen, offensichtlich erfolgreichen Weg gegangen.

120 Schülerinnen und Schüler profitieren

Der ehemalige Schulrektor und Vorstandsvorsitzende des Kamp-Lintforter Kulturvereins Kaliber, Peter Schiffler, konzipierte das Grundgerüst für die Zusammenarbeit von SCI:Moers, Kaliber, Awo und CEC.Connect. In zehn Gruppen, verteilt über mehrere Standorte in der Stadt, profitieren derzeit rund 120 Schülerinnen und Schüler von der kostenlosen Nachhilfe. Und der Bedarf steigt, wie Schiffler in einem Pressegespräch erläuterte: Nach den Osterferien soll die elfte Gruppe an den Start gehen.

Angeboten wird aber nicht nur Hilfe beim Lesen oder Rechnen, an den jeweils zwei festen Tagen in der Woche steht auch gemeinsame Freizeitaktivitäten auf dem Programm: Mal schnibbeln Betreuer und Kinder gemeinsam einen Obstsalat, mal geht es zusammen in den Tierpark Kalisto oder ins Theater oder es wird Schach gespielt.

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Viele haben enorm aufgeholt

Dass das von einem Pool aus Lehrkräften, Studierenden, pädagogischen Fachkräften und Sozialarbeitenden betreute Projekt bereits Früchte getragen hat, zeigt das Feedback. „Einige haben sich bereits um Noten verbessert – viele haben enorm aufholen können“, weiß Milan Djuric vom SCI-Jugendcafé, der noch einen weiteren positiven Nebeneffekt entdeckt hat: „Viele ältere Schüler nehmen so auch unsere Freizeitangebote wahr.“ Denn wegen Corona war auch vielen Jugendeinrichtungen ihr Klientel weggebrochen. SCI:Moers-Geschäftsführer Frank Liebert lobte die gute Zusammenarbeit mit den Schulen und hatte ein dickes Lob für die Stadt Kamp-Lintfort: „Das hier ist ein Beispiel, dass am Niederrhein Schule machen sollte.“

Für die Finanzierung hat die Stadt Kamp-Lintfort 220.000 Euro vom Land beantragt, das das Nachhilfeprogramm zu 80 Prozent bezuschusst. 20 Prozent der Summe muss die Stadt aus eigener Tasche zahlen – und mache das gerne, betonte Schuldezernent Christoph Müllmann. Einziger Wermutstropfen: Das Programm soll im Sommer auslaufen. „Ich hoffe, dass es ein Nachfolgemodell geben wird“, so Müllmann.

Das hoffen auch Ahmet Music (43) und Yasin Azgin (39), deren Kinder an dem Programm teilnehmen. „Die Noten haben sich verbessert und die Kinder genießen es, hier wieder mit anderen zu spielen“, sagt Music.

Das Programm ist offen für Schülerinnen und Schüler aller Klassen, Kontakt zu den Gruppen kann über die Schulen hergestellt werden.