Kamp-Lintfort. Der Verein CEC-Connect landete beim Engagementpreis des Paritätischen auf dem Treppchen. Den Preis gab es corona-bedingt mit Verspätung.

Wenn Jennifer Klotz auf das letzte Jahr zurückblickt, sieht sie vor allem eines: „Die Kinder haben in der Corona-Zeit so viel zurückstecken müssen.“ Auch der Verein CEC-Connect, den die Sozialpädagogin gemeinsam mit ihrem Mann Rainer vor fünf Jahren gegründet hat und der in Kamp-Lintfort mittlerweile zahlreiche Projekte für Kinder und Jugendliche anbietet, musste vieles neu denken und neu organisieren. Da tut es gut, wenn es in schwierigen Zeiten ein Lob von außen gibt: Für eines ihrer Vor-Corona-Projekte gab es jetzt mit Verspätung eine Auszeichnung von renommierten Experten: Das Projekt „Poetry-Slam – wir suchen den Stadtmeister“ des Vereins aus Kamp-Lintfort erreichte den dritten Platz beim Engagementpreis 2020 des Paritätischen. Beworben hatten sich in NRW insgesamt 178 Projekte.

Feedback motiviert immer wieder neu

Vier Tage lang hatten Jugendliche mit Fluchterfahrung in einem Workshop Texte geschrieben und für einen Bühnenauftritt vor Publikum trainiert. „Durch das Schreiben wurden nicht nur Sprachbarrieren abgebaut – die jungen Menschen konnten so auch Erlebtes ausdrücken und verarbeiten“, heißt es in der Jurybegründung. Macht so ein Preis stolz? Jennifer und Rainer Klotz überlegen kurz: „Wir freuen uns. Aber stolz sind wir vor allem auf unsere Arbeit – und unsere Jugendlichen.“ Vor allem deren Feedback motiviere immer wieder neu, sagen die beiden.

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Neben vielen bereits über Jahre laufenden Projekten beschäftigt den Verein aktuell besonders eine Aufgabe: Als Partner des vom Land aufgelegten Programms „Extra Zeit zum Lernen“, um das sich in Kamp-Lintfort gemeinsam das Kaliber, die KOT Gestfeld, die Awo, der SCI:Moers und CEC-Connect kümmern, gilt es, bei Kindern die durch die Corona-Pandemie entstandenen Lernlücken aufzufangen und soziale Kompetenzen wieder zu stärken.

Es gibt schon Wartelisten

Drei Lern-Gruppen betreut der Verein, eine davon in seinen Räumen auf der Moerser Straße in der Innenstadt. Mehr Eltern als gedacht nutzen das Angebot, „wir müssen sogar schon eine Warteliste aufmachen“, sagt Jennifer Klotz. Es gebe nicht nur schulische Defizite, ergänzt ihr Mann: „Man merkt auch Defizite im sozialen Bereich.“ Das schöne für die Sozialpädagogin, die früher selbst als Schulsozialarbeiterin an einer Grundschule gearbeitet hat: „Die Kinder kommen schon eine halbe Stunde früher hüpfend hier an und freuen sich. Man merkt ihnen den Hunger nach sozialem Umgang miteinander an. Und auch die Noten haben sich schnell gebessert.“ Deshalb wolle man auch angesichts der schwierigen Corona-Lage versuchen, die Treffen bis zu den Ferien durchzuziehen.

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Auch viele andere Angebote des Vereines waren nach Hybridformaten im Sommer wieder durchgestartet, zum Beispiel der Mädchentreff, in dem auch viele Mädchen ab 12 Jahren aus der türkischen Community der Stadt zweimal in der Woche zusammenkommen. In der Corona-Zeit fanden viele Treffen digital statt, „aber so konnten wir den Kontakt halten, sogar zu einem in den Kosovo abgeschobenen Mädchen“, sagt Jennifer Klotz stolz. Im September ist ein Hip-Hop-Projekt für Mädchen und Jungen ab 12 Jahren gestartet, das André Baum, Leiter der Dao Wing Chun Kampfkunstschule in Kamp-Lintfort, leitet. Das kostenlose Training findet dienstags ab 18 Uhr in der Kampfkunstschule statt.

Projekte laufen weiter – als Ehrenamt...

Geldgeber für die Finanzierung ihrer Projekte zu finden, gehört für Jennifer und Rainer Klotz auch zur täglichen Arbeit. Denn so manches Projekt läuft nach dem Ende der Förderung einfach weiter – auf ehrenamtlicher Basis. „Wo jemand herkommt, sein sozialer Status – das alles interessiert uns nicht“, sagt Jennifer Klotz. „Wir haben hier viele Kinder, deren Eltern nicht so viel verdienen. Auch denen möchten wir Ausflüge ermöglichen oder bei uns mit dem 3D-Drucker zu arbeiten.“ Alle Angebote des Vereins sind für Kinder und Jugendliche kostenlos. Deshalb: „Wenn Eltern meinen, wir machen gute Arbeit, können sie gerne etwas spenden.“

INFO: Die drei Großbuchstaben in CEC-Connect stehen für Communication, Education and Consulting. Hauptaufgabe des Vereins ist die projektbezogene Arbeit mit Geflüchteten als sogenannter „Ankommertreff“. Angeboten werden unter anderem Sprachkurse. Projektpartner des Vereins sind aber auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) oder „Der Paritätische“.

Weitere Aufgaben sieht CEC-Connect in Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe, Alphabetisierung, Sozialberatung, Kreativkursen, Projektarbeit, beruflicher Hilfe und Beratung oder der Vermittlung von Medienkompetenz.