Neukirchen-Vluyn. Der Widerstand wird nicht müde: Obwohl die Kies-Proteste in Neukirchen-Vluyn seit Wochen laufen, kamen am Sonntag erneut hunderte Menschen.

„Mit uns ist kein Kies zu machen“, „für die Einheit von Natur und Mensch“, „wir wollen keine Umweltzerstörung“: Die Botschaften auf den Transparenten, die am Sonntagmittag auf dem Hindenburgplatz hochgehalten wurden, waren deutlich. Ebenso deutlich war die Protestfarbe: pink. Worum es ging? Um Kiesabbau und viel tiefergehende Dimensionen, die über Neukirchen-Vluyn hinausreichen und zahlreiche niederrheinische Bürger betreffen.

Mit dem Aktionsbündnis „Niederrheinappell“ hatte die Bürgerinitiative Mitgestalten-NV zusammen mit den Heimat- und Verkehrsvereinen der Stadt eingeladen, gegen den geplanten Kiesabbau am Niederrhein zu protestieren. Die Resonanz war trotz des Regens groß: Allein am Hindenburgplatz fanden sich unter polizeilicher Begleitung mehr als 250 friedlich Protestierende ein.

Die Demonstranten trotzten dem Regen.
Die Demonstranten trotzten dem Regen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Vom Hindenburgplatz zogen sie über die Niederrheinallee und die Andreas-Bräm-Straße bis zum Grafschafter Platz. Das Anliegen der Demonstranten bleibt klar: „Die Kiesindustrie hat eine 254 Fußballfelder große Fläche zwischen dem Schulzentrum und der Halde Norddeutschland ins Auge gefasst und will hier Kies abbauen“, sagte Norbert Arntz, der zum Gründungskreis der Bewegung gegen den Kiesabbau gehört.

Die niederrheinische Landschaft

Wie viele der Protestierenden macht sich Arntz Sorgen um die Zukunft der Natur: „Ich wohne in Neukirchen-Vluyn, habe zwei Kinder und möchte, dass sie die niederrheinische Landschaft erleben können“, sagte der Erdkundelehrer und Schulleiter. Täglich fahre er an den Abbauflächen für Kies an der Autobahn A57 vorbei und sehe, was Kiesabbau anrichte. Raubbau an der Natur, Zerstörung von Naherholungsgebieten, nicht wiederherstellbarer Abbau wichtiger Filterschichten fürs Grundwasser und Vernichtung landwirtschaftlicher Nutzflächen.

All diese Folgen eines geplanten Kiesabbaus rief auch die Landwirte auf den Plan. Sie beteiligten sich mit ihren Treckern am Protest, darunter das nostalgische „Lanz Bulldog“-Modell des Neukirchen-Vluyner Landwirts und ehemaligen Europaabgeordneten Karl-Heinz Florenz, der regelmäßig Oldtimertrecker-Treffen und Dampfmaschinen-Shows auf seinem Gut Groß Opholt organisiert: „180 Quadratmeter Auskiesung sind überzogen“, sagte Florenz. „Man muss die Öffentlichkeit beteiligen und fragen, wie es den Menschen damit geht.“

Am Grafschafter Platz in Neukirchen-Vluyn gab es eine Kundgebung.
Am Grafschafter Platz in Neukirchen-Vluyn gab es eine Kundgebung. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Die Bürgerinitiative „Mitgestalten-NV“ setzt sich genau dafür ein: Seit der Offenlegung der Pläne Ende Januar organisieren die Ehrenamtlichen Infostände, organisieren Treffen, verteilen Formulare. Mit dem Aktionsbündnis „Das Pinke Kreuz“ werden außerdem, wie berichtet, pinkfarbene Schals verteilt, die an Bäumen und Laternen in der Stadt als Symbol gegen den Kiesabbau leuchten.

Protest auf dem Fahrrad

Anja Steinhoff vom „Pinken Kreuz“ protestierte am Sonntag auf dem Fahrrad mit: „Ich wohne 500 Meter Luftlinie von dem geplanten Auskiesungsort entfernt. Viele Anwohner haben Sorge vor Knappheit des Grundwassers und sinkenden Immobilienwerten“, so Steinhoff.

Zum Ende des Protests, der auf 400 Teilnehmende anwuchs, wurden zudem Spenden durch die Direkte Flüchtlingshilfe Neukirchen-Vluyn für die Ukraineflüchtlinge gesammelt.

Bis Freitag, 29. April, können Interessierte Widerspruch gegen den Kiesabbau einlegen. Weitere Infos und Unterzeichnungsmöglichkeiten gibt es auf www.mitgestalten-nv.de. und www.niederrheinappell.de/stimme-abgeben/