Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort ziehen viele Akteure an einem Strang, um Kindern aus dem Kriegsgebiet das Ankommen zu erleichtern. Gesucht wird vor allem eins.
Während die ersten Städte in Ballungsräumen Schwierigkeiten mit der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine melden, sieht sich die Stadt Kamp-Lintfort gut aufgestellt. Das erklärt der Erste Beigeordnete Christoph Müllmann auf NRZ-Anfrage.
Aktuell seien 37 Kinder und 70 Erwachsene aus der Ukraine in der Stadt, weiß Jugendamtsleiterin Lydia Kiriakidou. Sie konnten privat untergebracht werden. Weitere Flüchtlinge könnten in der Flüchtlingsunterkunft an der Friedrichstraße wohnen. Die Stadt sei laut Müllmann auch im Gespräch mit Eigentümern: „Das ist ein dynamischer Prozess.“ Es sei insofern nicht ganz einfach, weil unklar ist, ob es um Mieter geht, die kurzfristig eine Bleibe suchen oder für Monate oder Jahre. Wie viele Menschen aus der Ukraine nach Kamp-Lintfort kommen wollen, sei „Kaffeesatzleserei“, weil es keine zentrale Verteilung gebe. Sehr grob schätzt der Beigeordnete die Zahl auf 300.
Was die Schulpflicht der Kinder angehe, sei derzeit noch keines einer Schule zugewiesen worden. Die meisten von ihnen werden eine weiterführende Schule besuchen. Im Prinzip könnten alle drei – die Europa-, die Unesco-Schule sowie das Georg-Forster-Gymnasium – Schüler aufnehmen. Es sei je nach Sprachbarrieren durchaus zu überlegen, sogenannte Willkommensklassen zu gründen und die Kinder sukzessive in den normalen Unterricht einzubinden, etwa bei Sport, Kunst oder möglicherweise Englisch.
Gesucht: ukrainisch sprechende Menschen
Darüber werde in den nächsten Tagen entschieden. „Damit haben wir bei der Flüchtlingswelle vor einigen Jahren gute Erfahrungen gemacht“, sagt Müllmann. Manche Syrer hätten seinerzeit in erstaunlich kurzer Zeit Deutsch gelernt. Allerdings gebe es kaum jemanden in Kamp-Lintfort, der Ukrainisch spreche. „Vielleicht gibt es da ja Kompetenzen bei den Erwachsenen, die hierher gekommen sind, etwa Erzieher oder Lehrer“, hofft die Jugendamtsleiterin. Im übrigen sei auch das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Wesel eingebunden.
Einige Kinder seien im Kita-Alter. Theoretisch könnten die in die neue Awo-Einrichtung am Volkspark. Wie sinnvoll das sei, müsse man sehen. „Vielleicht sind sie erstmal besser bei den Müttern aufgehoben, ohne sie nach dem Erlebten zu trennen“, überlegt Lydia Kiriakidou. Womöglich sei eine Krabbel- oder Eltern-Kind-Gruppe der leichtere Einstieg. Auch eine Anbindung ans Kindernest sei sicherlich sinnvoll.
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Der Allgemeine Soziale Dienst sei ebenso eingebunden und mache Hausbesuche bei den Neuankömmlingen. Die Jugendamtsleiterin berichtet darüber hinaus auch von einer aufgestockten Stelle einer Kinderkrankenschwester, Kinderarzt und Hebamme seien vorbereitet. Falls traumatisierte Kinder ankommen, stehe man in Kontakt mit der LVR-Klinik in Bedburg-Hau. Auch die Kinderkleiderkammer öffne zusätzlich zum Montag auch am Donnerstag. Denn die Ausstattung der Betroffenen sei zunächst vordringlich.
Hilfe gibt es per Handy rund um die Uhr und am Wochenende
Müllmann weist auf das zentrale Hilfsangebot hin, das auf der städtischen Homepage zu finden ist: „Da steht auch eine Handynummer, die rund um die Uhr und am Wochenende erreichbar ist.“
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Thema Impfung: Geflüchtete werden hier krankenversichert und müssen vor Schul- oder Kitabesuch gegen Masern geimpft sein. Was die Coronaimpfung angeht, die womöglich viele mit dem hier nicht anerkannten Impfstoff Sputnik erhalten haben, warte die Stadt auf eine Empfehlung vom Kreisgesundheitsamt.
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Hauptsächlich kümmert sich die Grafschafter Diakonie im Lutherhaus um Sachspenden für Menschen aus der Ukraine.
Die städtische Kinderkleiderkammer kann aber aktuell vor allem Schulranzen oder Rucksäcke gut gebrauchen. Diese können in der Kinderkleiderkammer, Eichendorffstraße 3, abgegeben werden.