Kamp-Lintfort. . Jetzt heißt es in der Eichendorffstraße 3 eine Tüte mit Kleidung abgeben und eine wieder mitnehmen. Kleiderspenden werden auch gern angenommen.
Klar, wonach das kleine Mädchen mit den dunklen Locken zuerst im Regal angelt: Hauptsache rosa, Hauptsache „Hello Kitty“. Da kann die Größe schon mal ein bisschen aus dem Blick geraten. Aber egal, auch sie wird bestimmt im Laufe des Vormittags noch fündig werden in der Kinderkleiderkammer der Stadt. Gestern wurde der Einzug in die neuen Räume an der Eichendorffstraße gefeiert. Dort ist auch die Außenstelle des Amtes für Schule, Jugend und Sport beherbergt.
Acht Jahre lang konnten gebrauchte Jacken, Hosen oder Pullis im Alten Rathaus abgegeben oder ausgesucht werden. Ein Umzug wurde aber nötig, weil die Räume dort mittlerweile feucht waren. In Eigenregie und mit vielen ehrenamtlichen Helfern haben es sich die Mitarbeiter der Kleiderkammer nun im Souterrain des Jugendamtes gemütlich gemacht. So gut es eben geht, so als „Kellerkinder“ mit einem mehr als knappen Budget.
Ranzen und Mäppchen
Wer meint, hier gibt es nur Klamotten, der irrt. Auch Bücher stehen in den Regalen, Spielsachen, Schuhe. Ein paar mehr Ranzen könnten es noch sein, oder Federmäppchen, Turnschuhe. Fahrradkindersitze sind auch Mangelware. „Nur Möbel können wir nicht annehmen, die können wir nicht lagern. Kein Platz“, schränkt Angelika Caspers ein. Und es ist auch so schon eng genug.
Trotzdem: Gebrauchen können die Leute von der Kleiderkammer noch vieles. Vor allem der Jahreszeit angemessen Schals, Mützen oder Handschuhe. Denn hier braucht kein Mensch wie in großen Modehäusern schon im Januar die neueste Kollektion des Frühjahrs. Sommersachen liegen noch in Bananenkartons verpackt in einem Extraraum.
Etwa 25 Besucher kommen am Tag vorbei. Immer großen Umschlag haben Baby- und Erstlingssachen. Klar, da lohnt sich auch selten der Neukauf, schließlich wachsen die Kleinen ja in so rasantem Tempo. Und es geht auch gleich weiter: „Die Größen 92 bis 128 sind auch oft knapp“, weiß Birgit Waldraff. Vielleicht, weil vieles dann einfach durchgerutscht ist und nicht mehr abgegeben werden kann. Denn annehmen können die Leute in der Kleiderkammer nur gewaschene und heile Kleidung. Denn es gibt weder eine Waschmaschine noch Personal zum Flicken. Ganz toll wäre es natürlich, wenn es mehr Kommunionssachen oder Karnevalssachen gäbe. „Wir hatten bisher erst zwei Mal Kommunionskleider und die waren dann auch blitzschnell weg“, sagt Birgit Waldraff.
Soeben kommt Sabine Vogel zur Tür rein, mit der ersten von zwei Kisten Spielsachen. Sie ist froh, dass sie das Zeug nun aus dem Haus hat. Ihre beiden Kinder sind erwachsen und nun wirklich aus dem Spielalter raus. Sie rät den Mitarbeitern, in den Kindergärten der Umgebung anschläge auszuhängen: „In der Ecke, wo ich wohne, wissen viele Leute gar nicht, wohin mit den Sachen“, erzählt sie.
Geben und Nehmen
Und weil das Leben nun mal ein Geben und Nehmen ist: Wer eine gut gefüllte Tüte mitbringt, kann eine ebensolche auch mitnehmen. Wer nichts mitbringt, zahlt zwei Euro für eine volle Tüte. Normalerweise geht es bei Kleidung um die Größen 56 bis 176, aber auch Sachen für junge Erwachsene sind keine Ladenhüter.
Und wer jetzt motiviert ist, zwischen den Jahren auszumisten, der kann noch mal genau nachsehen. Denn die kleine Stephanie hatte gestern einen sehr speziellen Wunsch: „Ich suche Sachen in Olivgrün oder tarnfarben für das Theaterstück, das wir bald aufführen werden. Und ein Schiffchen“, sagt das kleine Mädchen und formt mit den Händen die soldatische Kopfbedeckung nach. Die Mitarbeiter der Kleiderkammer kennen Stephanie und sagen ihr Bescheid, sobald was Entsprechendes reinkommt.