Moers. In Moers herrscht vor dem Lockdown Hochbetrieb in den Restaurants und Kneipen. Wirte und Gäste kritisieren die Regelungen der Bundesregierung.

Corinna Wenders hatte am Samstag noch einmal richtig gut zu tun. „Viele Stammgäste sind gekommen, um mich zu unterstützen, bevor auch ich meinen Laden wieder schließen muss. Es herrscht eine gewisse Abschiedsstimmung“, sagt die Inhaberin der Gaststätte „Diebels live“. So war es nicht nur das sonnige Wetter, sondern auch die Tatsache, dass es für die nächsten vier Wochen das letzte Mal war, dass die Lieblingskneipe, das Café oder das Restaurant besucht werden kann, die viele Gäste anlockte.

Ab Montag müssen Gastronomiebetriebe, Bars, Clubs und Diskotheken bis zum 30. November schließen. Lediglich die Lieferung und die Abholung von Essen bleibt erlaubt. Mit diesen Maßnahmen sollen die rasch steigenden Corona-Infektionszahlen gestoppt werden. Die Entscheidung der Regierung, die Gastronomiebetriebe erneut zu schließen, kann Corinna Wenders nicht nachvollziehen.

Corinna Wenders vom Diebels Live an der Homberger Straße ist Moers ist „völlig entsetzt“ über den Lockdown.
Corinna Wenders vom Diebels Live an der Homberger Straße ist Moers ist „völlig entsetzt“ über den Lockdown. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

„Ich bin völlig entsetzt. Von Mai bis jetzt haben wir Gastronomen alles dafür getan, damit das Geschäft laufen kann. Ich habe in den Außenbereich investiert, damit ich sämtliche Hygienevorschriften erfülle“, betont sie. Eine Kontrolle seitens des Ordnungsamtes habe es von Mai bis heute bei ihr nicht gegeben, sagt die Wirtin.

„Diebels Live“ in Moers: Inhaberin fürchtet, auch im Dezember nicht öffnen zu können

Ja, es gebe schwarze Schafe in der Gastronomie, die sich nicht an die Corona-Vorgaben halten, die Mehrheit würde dies aber tun. „Diejenigen, die verstoßen, müssten ausgefiltert werden und nicht die gesamte Branche bestraft werden“, kritisiert Wenders, die befürchtet, auch im Dezember ihr Lokal nicht öffnen zu dürfen.

Ab Dienstag wird es im „Diebels live“ wieder einen Lieferdienst geben. Zudem feilt Wenders an einem Konzept, während des Lockdowns eine „Eintopfküche to go“ anbieten zu können. Die Gespräche mit der Stadt, die das Konzept genehmigen muss, laufen.

Viele wollten vor dem Lockdown noch mal essen gehen

Siegfried Knaack und seine Frau Rosemarie besuchten das Restaurant an der Homberger Straße sowohl am Freitag als auch am Samstag. „Das Diebels live ist unser Stammlokal. Wir wollten in den letzten Tagen so oft herkommen wie es geht, um unsere Verbundenheit zu zeigen“, erklärt Siegfried Knaack. Er hofft, dass das Restaurant den zweiten Lockdown übersteht. „Es ist traurig, dass die Gastronomie wieder schließen muss. Sie haben sich so viel Mühe gegeben, damit sich die Gäste trotz Corona-Krise sicher fühlen können.“

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Mehmet Öktem vom Grafschafter Wirtshaus: „Das Telefon stand nicht mehr still.“
Mehmet Öktem vom Grafschafter Wirtshaus: „Das Telefon stand nicht mehr still.“ © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Auf Abstand, Mundschutz und Desinfektion wurde trotz des Ansturms auch im Grafschafter Wirtshaus penibel geachtet. Fast jeder Tisch des Restaurants war am Samstagnachmittag besetzt. „Das Telefon stand die letzten Tage nicht mehr still“, sagte Mehmet Öktem, Betriebsleiter des Grafschafter Wirtshauses. „Es hat sich schon bei den Vorbestellungen fürs Wochenende bemerkbar gemacht, dass viele vor dem Lockdown noch einmal essen gehen wollen.“

Bei gutem Wetter in Moers draußen essen

Conny Franke und ihre Freundin gehörten zu denjenigen, die diese Chance ergriffen haben. Sie nutzten das gute Wetter und aßen draußen zu Mittag. „Es ist so schade, dass die Lokale trotz ihrer super Konzepte schließen müssen. In ein Restaurant zu gehen, gehörte zu den wenigen Dingen, die man aktuell noch machen konnte“, so Franke.

Im angrenzenden Café Mondrian und im Irish Pub am Kastellplatz waren am Nachmittag ebenfalls fast alle Plätze besetzt. Ein ähnliches Bild zeigte sich in der Altstadt und am Altmarkt. Vor dem Café Extrablatt bildete sich sogar eine Warteschlange. Aushänge zeigen, dass die meisten Restaurants nun wieder versuchen, sich mit einem Lieferdienst oder Essen zum Mitnehmen über Wasser zu halten.

„Chili’s“ verabschiedet sich auf Facebook

Das „Chili‘s“ in der Altstadt hat hingegen ganz kapituliert. „Es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir aufgrund der Pandemie leider für immer schließen“, teilten die Betreiber auf ihrer Facebookseite mit. Die Reaktionen dazu waren eindeutig: „Das ist sehr traurig zu hören“, schrieb eine Nutzerin unter dem Beitrag. Viele weitere hoffen, dass nicht noch mehr Restaurants von diesem Schicksal heimgesucht werden.