Kamp-Lintfort. In der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ sorgte ein treppensteigender Rollstuhl für Furore. In Kamp-Lintfort konnte das Gerät jetzt getestet werden.

Für den Kamp-Lintforter Bäckermeister Johann Berns ist es das erste Mal in seinem Leben, dass er mit einem elektrischen Rollstuhl eine Treppe hoch und wieder runter fahren kann: „Wenn man nicht mehr selbst Rollstuhl fahren kann, dann ist das wirklich eine gute Sache,“ sagt der Kamp-Lintforter. Noch ist er nicht auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Als er als Rollstuhlfahrer jetzt aber von Detlev Friedriszik, Mitglied der Selbsthilfegruppe Parkinson Moers, eingeladen wurde, ein ganz besonderes Modell aus der Schweiz zu testen, wurde er neugierig.

„Das gibt es so noch nicht“, sagt Berns dann auch nach seinem Test über den Elektrorollstuhl der Schweizer Firma scewo. „Für Leute, die eine körperliche Behinderung haben, ist das wirklich eine Erleichterung.“

Schon in der Vox-Sendung „Höhle der Löwen“, bei der junge Unternehmen oder Erfinder für neue Produkte auf Investorensuche gehen, hatte der treppensteigende Rollstuhl für Aufmerksamkeit gesorgt. Dort hatte ihn Friedriszik entdeckt und Kontakt zu der Firma aufgenommen.

Hilfe für Parkinson-Kranke

„Das ist der modernste verfügbare Elektrorollstuhl“, sagt der Rheinberger über das Gerät. Der Test, für den er in der letzten Woche die Räume des Sanitätshauses Hodey in Kamp-Lintfort nutzen konnte, solle „eine Information für die etwa 450 regionalen Gruppen der deutschen Parkinsonvereinigung sein“. Denn viele der allein in Deutschland über 400.000 an Parkinson Erkrankten benötigten im Verlaufe ihrer Krankheit einen Rollstuhl, so Friedriszik.

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Entwickelt wurde der Rollstuhl laut Maike Neubauer und Oliver Busler von der Firma scewo ursprünglich als „treppensteigender Roboter“. Mehrere Prototypen seien gebaut worden, bis jemand auf die Idee kam, „einen Sitz darauf zu machen“, so Neubauer: „Das haben wir auf Youtube eingestellt – und das Video ging viral.“ Nach vielen Tests, Gesprächen mit Betroffenen und Experten und weiteren Prototypen gründete sich 2017 die scewo AG in Winterthur, seit 2020 ist der Rollstuhl auf dem Markt.

Vertriebsstruktur in NRW aufbauen

„Unser Rollstuhl ist selbstbalancierend auf einer Achse und kann Treppen steigen – diese Kombination gibt es weltweit nicht“, sagt Busler. Zu haben sei das Technikwunder ab 36.000 Euro. Bislang hat die Firma in Deutschland für den Vertrieb ihres Rollstuhls Partner in Ulm, Berlin und Hamburg gewonnen, jetzt soll in NRW eine Vertriebsstruktur aufgebaut werden.

Hodey-Vertriebsleiter Magnus Linnhoff findet den Rollstuhl „megainteressant“. Eine Kooperation mit der Schweizer Firma gebe es aktuell nicht, es könne aber sein, „dass es mal eine gibt.“

Mehr Infos unter www.scewo.com.