Kamp-Lintfort. In der Mietwohnung einer 83-jährigen, dementen Frau breitet sich seit dem Sommer ein Schimmelpilz aus, aber die Renovierung lässt auf sich warten.
„Komm raus da, Mama. Das ist Körperverletzung“, ruft Andrea Klever* in die Küche. Dort steht ihre Mutter Elisabeth Klever* (Namen geändert) nur wenige Zentimeter von der Gefahr entfernt: einer schweren Schimmelpilzbildung. „Meine Mutter ist 83 und dement. Sie vergisst den Schimmel leider immer wieder“, sagt die Tochter besorgt. Was im Juni als feuchte Stelle über der Spüle begann, zeichnet mittlerweile auf der gesamten Wand seine schwarzen Spuren. Und die sind eine Gefahr: Laut eines Gutachtens von Mitte Oktober ist wegen der Größe und des Ausmaßes des Befalls „eine gesundheitliche Beeinträchtigung“ für Elisabeth Klever nicht auszuschließen.
Nachdem sie den Schimmelbefall im Sommer bemerkt habe, habe sie dies der Vermieterin der Wohnung in dem Mehrfamilienhaus in Kamp-Lintfort mitgeteilt – mit der Bitte, tätig zu werden, erzählt Andrea Klever.
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Weil erst einmal nichts geschah, holte sie sich Rat beim Mieterschutzbund in Moers. Dort empfahl man ihr, als erste Maßnahme die Miete zu mindern. Das hat Andrea Klever für ihre Mutter in die Wege geleitet. Doch auf die Mietminderung würde sie nur allzu gerne verzichten, wenn der Schaden endlich repariert wäre. „Ich mache mir in erster Linie Sorgen um meine Mutter“, sagt Andrea Klever.
Die Empfehlung des Gutachters ist eindeutig: Die Küche solle bis zu einer fachgerechten Sanierung nicht mehr genutzt werden und die Tür zum Flur luftdicht verklebt werden. Als Ursache vermutet der Gutachter laut Bericht einen „Wasserschaden in der oberen Wohnung im Bereich des Installationsschachtes“.
Ein besonderer Fall
Als endlich am 25. Oktober zwei Männer im Auftrag der Vermieterin klingeln, bleibt Andrea Klever skeptisch: „Sie kamen, um die Wand aufzuhauen. Konfrontiert mit dem Gutachten sagte der eine, dass sie die Vorgaben nicht erfüllen können. Um eine Dauerbaustelle zu vermeiden, haben wir ihrem Vorhaben nicht zugestimmt.“ Einen neuen Termin für die auszuführenden Arbeiten habe sie bislang noch nicht genannt bekommen, sagt Andrea Klever.
Längst haben hier auf beiden Seiten Anwälte übernommen. Fälle wie dieser gehören für Lando Sagunsky vom Mieterschutzbund in Moers zum Alltag. Aber in seiner Ausprägung sei dieser schon etwas Besonderes, so der Experte.
Andrea Klever fühlt sich hingehalten, beklagt mangelnde Kommunikation. Dabei dränge mit Blick auf Vorerkrankungen ihrer Mutter die Zeit. Ein Umzug komme nicht in Frage, weil ihre Mutter dement sei. „Wenn man mehr als 60 Jahre hier wohnt, zieht man nicht gerne weg“, sagt auch Elisabeth Klever selbst.
Es geht um die Gesundheit
Die Vermieterin will sich auf Anfrage der Redaktion zu dem Fall nicht öffentlich äußern. Andrea Klever hat sich nun entschlossen, die fachgerechte Sanierung selbst in Auftrag zu geben und eine Firma gefunden, die den Schaden beseitigen soll.
Sie hofft, dass sie am Ende auf den Kosten nicht sitzen bleibt. Einen anderen Weg habe sie nicht gesehen, sagt sie: „Schließlich geht es um die Gesundheit meiner Mutter.“