Kamp-Lintfort. Die Pandemie hat es dem Einzelhandel in Kamp-Lintfort schwer gemacht. Dennoch sei vieles auf einem guten Weg, sagt Bettina Reiner im Interview.
Das Büro der Werbegemeinschaft an der Friedrichstraße sieht aus wie ein Deko-Lager: Spätestens bis zum Ende der Woche will Geschäftsführerin Bettina Reiner mit dem Schmücken der Innenstadt fertig sein. Der Anfang ist gemacht – und lässt es auf der Friedrich- und Moerser Straße schon ordentlich weihnachten. Ob die Stimmung unter den Kamp-Lintforter Händlerinnen und Händlern genauso weihnachtlich aussieht – darüber haben wir mit Bettina Reiner im Interview gesprochen.
Am Donnerstag beginnt der Weihnachtsmarkt im Zechenpark. Wie sehr schmerzt es die Händler, dass der Markt in der umsatzstärksten Zeit im Jahr nicht mehr mitten in der City stattfindet?
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Ich glaube, dass unsere Händler das so sehen wie ich: Es ist schön, einen neuen, tollen Weihnachtsmarkt zu haben. Die Leute kommen aber trotzdem weiter in die Innenstadt. Ich glaube nicht, dass das eine das andere ausschließt. Insofern – von „schmerzen“ würde ich da nicht sprechen. Es ist einfach gut für die Stadt – und das sehen die Händler auch so.
Es wird bis Weihnachten lange Samstage geben, aber keinen verkaufsoffenen Sonntag ...
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Ja, das ist viel schlimmer für uns. Das finde ich sehr schade. Wir hatten einen beantragt, aber dann kam direkt das Argument, wir hätten in der Innenstadt keinen Anlass für einen verkaufsoffenen Sonntag. Für mich zählt der Zechenpark, in dem der Weihnachtsmarkt ja stattfindet, aber auch zur Innenstadt. Insofern kann ich die Entscheidung nicht nachvollziehen.
Erstmals seit langer Zeit kann die Werbegemeinschaft die Weihnachtsbeleuchtung nicht aus eigenen Mitteln finanzieren – ist das Corona geschuldet?
Ja, in erster Linie. Wir hatten ja jetzt zwei Jahre lang keine Einnahmen, mussten unsere Feste absagen. Das hätten wir nicht stemmen können. Wir haben aber jetzt viele Unterstützer – unter anderem die Stadt. Das hilft uns enorm.
Würde der Einzelhandel in Kamp-Lintfort aus Ihrer Sicht einen erneuten Lockdown noch mal verkraften?
Ich glaube, dass jetzt schon eine Angst in vielen steckt, dass so etwas noch mal kommen könnte. Moralisch wäre es sicherlich ein Schlag ins Kontor.
Sie haben im August die Kampagne „Von Herzen Kamp-Lintfort“ gestartet, um die Innenstadt zu stärken. Trägt die Kampagne schon Früchte?
Absolut. Wir haben Ziele für drei Jahre formuliert – und viele davon jetzt schon erreicht.
Zum Beispiel?
Also erstmal habe ich seit dem Kampagnenstart deutlich mehr Mitglieder. Viele möchten jetzt auch „dazugehören“, wollen eine Flagge oder Plakate für ihre Geschäfte. Oder haben Ideen für eigene Aktionen und fragen an, ob sie die unter dem Motto der Kampagne laufen lassen können. Die Handballerinnen nehmen unser Banner demnächst auch mit zu Turnieren. Mittlerweile haben wir mit Andreas Wiesner, Thomas Scheffler und Harald Jansen einen aktiven und kreativen Vorstand. Wir haben alle das Gefühl, seit August einen „Relaunch“ zu erleben.
Eine erklärte Absicht war ja auch, den Leerstand anzugehen...
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Hat geklappt. Nicht nur das Ladenlokal, das zu Beginn der Kampagne leer stand, ist vermietet – wir haben aktuell kaum noch Leerstand. Dass sich was getan hat, merkt man auch in den Köpfen. Und genau das habe ich mit der Kampagne beabsichtigt. Ich sehe das als Ganzes: Nicht nur Händler, auch die Bürger, die Vereine gehören zu einer lebendigen Innenstadt. Mit unserer Kampagne konnten wir alle mit an Bord nehmen.
Corona hat das Planen von Veranstaltungen extrem schwierig gemacht. Wie geht es im nächsten Jahr weiter?
Klar gibt es Pläne und Ideen, aber alles läuft immer noch unter Vorbehalt, da müssen wir uns nichts vormachen. Ich werde alles dran setzen, dass wir im nächsten Jahr im September wieder ein Stadtfest feiern können. Die Werbegemeinschaft wird 50 Jahre alt, das wollen wir auch feiern. Wie das genau aussieht, da müssen wir noch gucken.
Gibt es noch Aktionen im Rahmen der Kampagne „Von Herzen Kamp-Lintfort“?
Ja, aber ich will noch nicht zu viel verraten. Es kommen viele Ideen rein. Händler tun sich zusammen für gemeinsame Aktionen, jetzt startet am 5. Dezember aber erst mal unsere zweite Weihnachtsrallye für Familien mit Kindern.