Kamp-Lintfort. Erst kippt das OVG die Öffnungsregelungen, dann kassiert das Land Stunden später die kurz gewonnene die Freiheit wieder ein. Händler genervt.
Die Freude währte nur sehr kurz: Kaum hatte am Montag morgen das Oberverwaltungsgericht die geltenden Öffnungsregelungen für den Einzelhandel gekippt und so theoretisch Einkaufsbummel wie zu Vor-Corona-Zeiten ermöglicht, da hatte auch schon die NRW-Landesregierung das ganze wieder kassiert.
Die Ungleichbehandlung von beispielsweise Buchhandlungen (einkaufen ohne Termin) und Modehäusern (einkaufen mit Termin), auf die sich das OVG bezogen hatte, setzt das Land nun anders herum außer Kraft: Jetzt gilt es auch für Bücherfreunde, einen Termin mit dem Buchhändler des Vertrauens zu vereinbaren.
Als der Beschluss des OVG am Mittag noch gültig war, hielt sich die Begeisterung bei Bettina Reiner, Geschäftsführerin der Kamp-Lintforter Werbegemeinschaft, noch in Grenzen: „Vielleicht ist mancher erleichtert, weil die Ungerechtigkeit aufgehoben ist. Aber die Unsicherheit bleibt riesig bei den Einzelhändlern. Niemand weiß, ob das morgen oder nächste Woche noch gilt“, schwante ihr gleich Unheil.
Es war schon ein paar Stunden später nicht mehr so, wie zu Anfang gedacht. Was im Prinzip absehbar schien. Bettina Reiner hatte nämlich gleich so ihre Bedenken: „Das mit der normalen Öffnung könnte am Ende womöglich sträflich sein. Ich möchte nicht wissen, wo wir in zwei Wochen sind mit den Infektionszahlen.“ Coronamüden Menschen kommt ja schon mal die Vernunft abhanden.
Wobei Uli op de Hipt betont, dass es nicht der Einzelhandel und die Gastronomie seien, die die Zahlen in die Höhe trieben, sondern private Feiern, Schulen, Kitas. Der Geschäftsführer der op-de-Hipt-Gruppe, zu der unter anderem auch der Sportpalast gehört, klang sichtlich genervt am Telefon.
Und alles wieder zurück
Gerade hatte er seine Mitarbeiter informiert, dass sie auch ohne Termin verkaufen dürfen, da musste er sie auch schon wieder zurückpfeifen und alle 22 Filialen abtelefonieren. „Wir sind mittlerweile nervlich am Ende“, räumt op de Hipt ein, der „selbstverständlich für eine Öffnung“ im Einzelhandel sei und die vom OVG gekippten Regelungen „unverhältnismäßig“ nennt. Hygienekonzepte gebe es ja.