Kamp-Lintfort. Heinz Ermen hat jetzt sein zweites Buch herausgebracht. Es handelt von seinen Erinnerungen. Der Autor erzählt, warum es zwölf Jahre gedauert hat.
Heinz Ermen räumt es freimütig ein: „Ich bin kein Schriftsteller, ich bin kein Autor. Ich schreibe leichte Kost, ohne Fremdwörter. Es ist nicht perfekt, aber so gut wie möglich.“ Und wenn er auf dem Nachttisch einer 93-Jährigen, die er regelmäßig besuchte, ein völlig zerlesenes Exemplar seiner „Erinnerungen“ fand, dann war ihm das und der Zuspruch vieler anderer Ansporn genug, um einen zweiten Band in Angriff zu nehmen, um in kleinen Geschichten große Erinnerungen aufzubereiten.
Es hat ein bisschen gedauert diesmal, bis er fertig war. Zwölf Jahre, um genau zu sein. Aber das hatte gute Gründe, findet er: „Ich habe viel Zeit mit meinen fünf Enkelkindern verbracht: Apfelpause um 11 Uhr oder auch eine Kutschfahrt zur Eisdiele. Das sind wunderschöne Momente gewesen, die kommen nie mehr zurück“, stellt der ehemalige Landwirt fest. Aber seit Dienstag hält er nun die ersten 400 Exemplare seines selbstverlegten „...noch mehr Erinnerungen“ in den Händen. Dass es eine nächste Auflage geben wird, da ist er ziemlich sicher. Schließlich sind von der ersten Ausgabe alle 600 Exemplare unter die Leute gekommen.
Die erste Version gab es Handschriftlich
Und auch am Freitag kündigte schon so mancher Nachbar in Saalhoff an, den zweiten Band erwerben zu wollen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist taktisch nicht ganz unklug gewählt. Weihnachten steht vor der Tür – und gerade die älteren Herrschaften sind manchmal nicht ganz leicht zu beschenken.
Vor allem die dürften Interesse an diesen 50 Kurzgeschichten haben, die Heinz Ermen zunächst handschriftlich auf einem sehr dicken Packen Papier niedergeschrieben hat. Bei der Übertragung auf PC und Stick, beim Einscannen der verschiedenen Bilder habe er auf seine Frau und seinen Sohn vertrauen können, gibt er zu. Fünfmal haben alle zusammen das Werk Korrekturgelesen. Aber ach: „Es werden bestimmt immer noch irgendwo Fehler zu finden sein“, fürchtet der Schreiber.
Der Autor hat auch die Gegenwart im Blick
Eine seiner liebsten Geschichten in den neuen Bändchen sind seine Erinnerungen an den Wochenmarkt in der Altsiedlung, auf dem seine Eltern ihre Erzeugnisse verkauften. Als Kind habe er da oft helfen müssen. Und ja, die Älteren werden sich erinnern, wenn Ermen erzählt, dass damals die Eier noch in Sechserreihen in Zeitungspapier gewickelt wurden. Wenn der kleine Heinz fleißig genug war, dann gab es um 12 Uhr ein Eis zu zehn Pfennigen. Anfangs ging es mit der Pferdefuhrwerk zum Marktplatz, später war ein Lloyd-Kombi der Stolz der Bauernfamilie. Ein für Heinz Ermen sehr wichtiger Spruch lautet: „Der Stock fürs Alter wird in der Jugend geschnitzt.“ Vielleicht lag es an Fahrten zum Markt, dass er bis heute noch gerne Kutsche fährt.
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Aber auch jüngere Menschen können was lernen in diesem Bändchen. Dass etwa das St. Bernhard Hospital eigentlich mal da gebaut werden sollte, wo heute der Golfplatz ist. Oder dass es einen Leichenweg nach Alpen durch die Leucht gab und die Saalhoffer all die Jahre vergebens auf einen eigenen kleinen Friedhof gehofft haben. Wobei Heinz Ermen nicht nur zurückblickt, etwa auf die Rückkehr des Vaters aus dem Krieg, sondern auch die Gegenwart im Blick hat, wenn er von Erlebnissen als Gästeführer der Laga erzählt.
Das Buch gibt es beim Autor
Mag ja sein, kann sich Opa Ermen gut vorstellen, dass seine Enkel zunächst mal seine Geschichten eher „uncool“ finden: „Aber vielleicht haben sie dadurch später schöne Erinnerungen an ihren Opa.“ Das ist bestimmt noch mehr Ansporn zum Schreiben als zerlesene Bücher auf Nachttischen in der Nachbarschaft.
Das Buch von Heinz Ermen zu 15 Euro ist bei ihm selbst, Altfelder Str. 148, erhältlich oder in der Buchhandlung am Rathaus.