Neukirchen-Vluyn/Essen. Die beiden Heimat- und Verkehrsvereine appellieren erneut an die Parteien im Ruhrparlament, um eine Ausweitung der Kiesabbauflächen zu verhindern.

Der Planungsausschuss im Regionalverband Ruhr (RVR) beschäftigt sich in seiner Sitzung am Mittwoch mit dem Regionalplanentwurf, der die Ausweisung neuer riesiger Kiesabbauflächen im Kreis Wesel beinhaltet. Vor dem Hintergrund haben sich beide Heimat- und Verkehrsvereine in Neukirchen-Vluyn an die Parteien im Ruhrparlament gewandt.

Neben einem emotionalen Anschreiben, in dem die Vereine die Parteien unter anderem bitten, „auf Ihr Herz zu hören“, listen sie ihre Argumente gegen eine Ausweitung des Kiesabbaus auf. Unter anderem schreiben sie, dass die vorgesehenen Flächen „kritische Parameter“ aufwiesen, die vor der Änderung des Landesentwicklungsplans im Jahr 2017, der die Grundlage für den Regionalplan bildet, noch zu einem Ausschluss aus der Kiesausweisung geführt hätten.

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Darüber hinaus bezeichnen die Vereine die Bedarfsplanung des Kiesabbaus als verfehlt. Das engere Zusammenleben von Menschen und Industrie erfordere auf allen Seiten mehr Rücksichtnahme, „das heißt aber auch, dass staatliches Planen mit viel mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung einhergehen muss, damit in der Bevölkerung ein breiter Rückhalt erzeugt werden kann“, so die Vereinsvorsitzenden Thomas Stralka und Hans Delihsen. Die Abgrabungen würden mit großem Flächenverbrauch einhergehen, die Aufforstung verhindern und wegen des Fehlens von Wasserwegen in der Nähe auch mit einer erheblichen zusätzlichen Belastung „der nur unzulänglich ausgebauten Verkehrswege mit Schwerlastverkehr“ verbunden sein.

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Laut Deichgemeinschaften seien bereits weite Landstriche des Niederrheins durch Steinkohlebergbau und Kiesabbaggerungen von einer Absenkung gegenüber dem Rheinpegel von bis zu mehreren Metern betroffen. „Im Falle eines Jahrhunderthochwassers ist zu befürchten, dass bei einem Deichbruch am Rhein der gesamte Niederrhein geflutet würde“, so die Vereine, die von Land und RVR fordern, auf absehbare Zeit keine Entscheidungen über neue Abbaufelder zu treffen, bis die Zahlen der Kies- und Zementindustrie dem tatsächlichen Bedarf in Kreis und Land und den Zielsetzungen zur Erfüllung des Pariser Abkommens angepasst sowie mit Bürgerinnen und Bürgern Kompromisse gefunden worden seien.