Neukirchen-Vluyn. In Neukirchen-Vluyn haben sich Bürgerinnen zur zweiten Mahnwache gegen Kiesabbau getroffen. Der Protest soll weitergehen – mit einer Ausnahme.

Es war kein gewöhnlicher Spaziergang durch die Felder, den die Frauen und Männer am Sonntagnachmittag unternahmen. Und es war auch kein Zufall, dass sie an einem bestimmten Punkt aufeinandertrafen. Sie alle hatten ein Ziel: „Noltanien“. So haben Alexandra und Dr. Roland Nolte ihr Gehöft an der Boschheidestraße genannt.

Und es ist nicht irgendein Hof, sondern einer, der inmitten des vom Regionalverband Ruhr (RVR) potenziell ausgewiesenen Kiesgebiets in Neukirchen-Vluyn liegt – und im schlimmsten Fall für den Kiesabbau weichen muss. Das wollen die Noltes verhindern. Seit zwei Wochen rufen sie daher zur Mahnwache gegen den Kiesabbau auf.

Auch die Bürgerinitiative war vertreten

„Unsere Idee ist es, viele Menschen auf einen Fleck zu bringen, um zu zeigen, dass der Protest groß ist“, erklärt Alexandra Nolte. Über die sozialen Medien hatte sie spontan zur ersten Mahnwache aufgerufen. „Schon die Premiere war ein richtiger Erfolg. Zwischenzeitlich waren wir bis zu 30 Personen. Viele Passanten sind auch stehengeblieben und haben sich der Mahnwache angeschlossen“, erzählt Nolte.

Die Aktion hat sich in den vergangenen Tagen rumgesprochen. Dieses Mal kamen sogar noch mehr Demonstranten, darunter viele Nachbarn, Politiker und Mitglieder der Bürgerinitiative „Mitgestalten NV“ zum friedlichen Protest zusammen.

Die Neukirchen-Vluyner zeigen Präsenz

Es gab Kaffee und Kuchen und dutzende Gespräche über die Auskiesungen. An einem großen Bauwagen hängt ein Plakat mit Zahlen und Fakten. 180 Hektar sollen ausgekiest werden, das entspricht 254 Fußballfeldern. Das löste Kopfschütteln aus. „Es ist wichtig Präsenz zu zeigen, um zu signalisieren, dass wir diesen immensen Kiesabbau hier nicht wollen“, sagte ein Neukirchen-Vluyner.

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Den Noltes selbst geht es aber nicht nur darum, ihren Hof behalten zu können. „Es betrifft ja nicht nur uns, sondern den ganzen Niederrhein. Sollte es wirklich soweit kommen, dass wir hier wegziehen müssen, suchen wir uns ein anderes Fleckchen. Ich denke aber an die Niederberger oder die Schüler im Schulzentrum. Wenn die Schwimmbagger bis zur Tersteegenstraße vordringen, dann wackeln aber die Wände“, sagt Alexandra Nolte.

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Die Vorgehensweise der Kiesindustrie ärgert sie. Informationen gebe es so gut wie keine. „In den Niederlanden läuft das besser. Da werden auch erst die genauen Renaturierungspläne vorgestellt, damit man weiß, was man im Endeffekt vor die Nase gesetzt bekommt. Das ist hier überhaupt nicht der Fall.“

Es gibt regelmäßige Mahnwachen

Um neben dem physischen Protest zu zeigen, dass viele Menschen gegen den Kiesabbau sind, haben die Noltes am Sonntag wieder ein Banner ausgerollt, auf dem unterschrieben werden konnte. Das wollen sie an der anderen Seite des Bauwagens aufhängen. „Wir werden mit diesen Aktionen Einfluss nehmen“, zeigt sich Nolte optimistisch.

Die zwei Mahnwachen sollen nicht die einzigen gewesen sein: Alexandra Nolte und ihr Ehemann rufen jeden Sonntag ab 15 Uhr zur Mahnwache vor ihrem Hof auf. „Bis zum 17. Dezember ziehen wir das auf jeden Fall durch. Dann trifft sich der RVR wieder“, erklärt sie. Am 28. November wird es allerdings keine Mahnwache geben. Stattdessen findet im Viva Event- und Freizeitpark ab 14 Uhr der „Kies-Talk“, eine Infoveranstaltung zum Dialog und Meinungsaustausch von Bürgern für Bürger, statt.