Kamp-Lintfort. Vorlesen kann jeder, finden die Expertinnen vom Vorlesetreff des Vereins LesArt. Damit es richtig gut wird, gibt es Tricks. Die kann man lernen.

Der Herbst gilt vielen als besondere Lesezeit, aber Vorlesezeit sollte eigentlich immer sein. Das finden zumindest die Vorleserinnen des Kamp-Lintforter Vereins LesArt, die ehrenamtlich regelmäßig in Kitas und Schulklassen, aber auch in Senioreneinrichtungen gute Geschichten lebendig werden lassen. Zur Zeit sind es 25 Frauen, die sich im Vorlesetreff des Vereins ehrenamtlich für das Lesen engagieren. Von den Expertinnen haben wir uns jetzt Tipps fürs Selbermachen geholt.

Warum ist Vorlesen wichtig?

Ganz klar: „Es fördert die Sprachentwicklung der Kinder“, sagt Monika Paulus: „Dazu kommt der soziale Aspekt: Vorlesen kann ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln.“

Kann das jeder?

„Prinzipiell kann jeder, der lesen kann, auch vorlesen“, erklärt Veronika Helbig. „Es ist aber nicht jedem gegeben, so vorzulesen, dass es Kinder auch fasziniert.“ Die Mitglieder von LesArt haben deshalb immer wieder über Kurse mit einer Schauspielerin die Möglichkeit, etwa Sprach- und Atemtechnik zu schulen. Wichtig sei aber auch, sagt Christine Buyken, das geeignete Buch zu finden und eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Für Katharina Gebauer gilt aber vor allem: „Zuhause ist es nicht schlimm, wenn Eltern ,nicht so gut’ vorlesen.“ Hauptsache, sie tun es.

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Ist Hörbuch eine Alternative?

„Nein, nicht wirklich“, findet Gisela Hamers, „da fehlt die Interaktion.“ Dann könne eher das sogenannte Kamishibai, eine kleine Bühne für Bilderbücher, eine Alternative sein. Damit können die Kinder einer Geschichte wie in einem Theater folgen.

Worauf sollte man achten?

Das Kopfkino muss anspringen. „Wichtig ist, das Buch auch selbst zu mögen. Dann kommt das ganz automatisch rüber“, sagt Katharina Gebauer. Beim Vorlesen vor mehreren Kindern sei auch wichtig, sich vorzubereiten und das Buch selbst zu kennen, sagt Christine Buyken. Aber auch die Atmosphäre muss stimmen, sind sich die Vorleserinnen einig. Gut ist, eine entspannte, ruhige Situation zu schaffen, ohne Nebengeräusche. Bestenfalls wird das Vorlesen zuhause zu einem eingespielten Ritual.

Was eignet sich für Kinder?

Immer wieder die Kinderbuchklassiker, findet Katharina Gebauer. Man könne eine kurze Einführung geben und dann ein Kapitel vorlesen. Im besten Falle werden Kinder dann animiert, selbst weiterzulesen. „Kinder

Auch der Vorlesetag soll Kindern Spaß am Lesen vermitteln. In Kamp-Lintfort lesen dann bekannte Persönlichkeiten der Stadt an ungewöhnlichen Orten, wie hier auf diesem Archivbild der Geschäftsführer vom Asdonkshof, Peter Bollig, im Kamin der Abfallentsorgungszentrums.
Auch der Vorlesetag soll Kindern Spaß am Lesen vermitteln. In Kamp-Lintfort lesen dann bekannte Persönlichkeiten der Stadt an ungewöhnlichen Orten, wie hier auf diesem Archivbild der Geschäftsführer vom Asdonkshof, Peter Bollig, im Kamin der Abfallentsorgungszentrums. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

lieben auch Serien, bei denen die Kinderbuchfiguren wie Freunde werden.“ Bei Bilderbüchern sollten die Kinder die Bilder auch sehen können, sagt Christine Buyken. Die Titelauswahl auf dem Markt sei riesig und berge immer wieder neue Überraschungen. Tipps – und natürlich auch die Bücher selbst – kann man sich in Kamp-Lintfort in der Mediathek besorgen.

Und was für ältere Menschen?

„Etwas, das aus ihrem Kulturkreis kommt. Vielleicht auch Dinge, die sie früher selbst erlebt haben“, sagt Monika Paulus. „Und vor allem kurze Geschichten, gerne etwas Jahreszeitliches.“

Macht es Spaß, vorzulesen?

Dass ihre ehrenamtliche Tätigkeit überaus sinnvoll ist, wissen die Frauen. Dafür gab es jüngst auch einen Preis von der NRZ und der Freddy Fischer Stiftung. Aber viele ziehen auch selbst einen Nutzen daraus. „Man entdeckt wieder andere Welten, bleibt im Geschehen“, sagt Katharina Gebauer. „Man bleibt frisch im Kopf“, finden andere.

Wie wirbt man dafür?

Zum Beispiel mit öffentlichen Aktionen. Die Stadt Kamp-Lintfort veranstaltet seit vielen Jahren am bundesweiten Vorlesetag, in diesem Jahr dem 19. November, Vorlesestunden für alle dritten Grundschulklassen. Auch in diesem Jahr werden dann prominente, in der Öffentlichkeit stehende Kamp-Lintforter sich beteiligen und an zum Teil sehr ungewöhnlichen Orten, wie etwa in der Polizeiwache, im Schwimmbad oder im Tierpark Kalisto lesen.