Kamp-Lintfort. . Das Licht ging in der Mediathek am Freitagabend später aus als üblich. Bei der Nacht der Bibliotheken stand vor allem die Heimat im Vordergrund.

  • Zum achten Mal nahm Kamp-Lintfort an der landesweiten Aktion teil
  • Zum Motto „The place to be“ – „Der Platz zum Bleiben“ – drehte sich das Programm vor allem um Heimat und Identität
  • Selim Özdogan las dazu aus seinem Roman „Wieso Heimat? Ich wohne zur Miete“

Für Bücherwürmer ist es schwer, das geliebte Buch aus der Hand zu legen. Noch schlimmer: Wenn man es in der Bibliothek liest, ganz vertieft ist, aber diese dann in wenigen Minuten schließt. Davor musste sich am Freitag keiner fürchten, denn bei der achten landesweiten „Nacht der Bibliotheken“ konnte wieder einmal über die eigentlichen Öffnungszeiten hinaus in den Büchereien gestöbert werden. Zusätzlich gab es ein abwechslungsreiches Programm. Mit dabei war auch die Mediathek.

Als Imagekampagne für Bibliotheken initiiert

„Die Aktion ist eine tolle Möglichkeit, einerseits Publikum anzulocken, das nicht zu den normalen Öffnungszeiten kommen kann und zum anderen zeigt sie die verschiedenen Facetten einer Bibliothek oder wie hier, einer Mediathek“, erklärte Mediatheksleiterin, Katharina Gebauer.

Alle zwei Jahre findet die landesweite Aktion statt. In diesem Jahr hatten rund 200 Bibliotheken in NRW ihre Türen bis tief in die Nacht geöffnet und boten ein individuelles Programm an. 2005 hat der Verband der Bibliotheken des Landes NRW die „Nacht der Bibliotheken“ als Imagekampagne für die hiesigen Bibliotheken ins Leben gerufen. Von Anfang an war man auch in Kamp-Lintfort dabei.

Japanisches Erzähltheater und Tanzduelle

Normalerweise schließt die Mediathek freitags um 18 Uhr. An diesem besonderen Freitag aber begann das Programm erst dann mit einem offenen Abend. Das diesjährige Motto lautete „The place to be“, zu Deutsch „Der Platz zum Bleiben“. „Wir möchten auch ein Platz zum Bleiben sein und haben daher viele Möglichkeiten geschaffen, um gemütlich in der Mediathek zu verweilen“, sagte Katharina Gebauer.

Dafür orientierte man sich am Programm, welches es bereits zur Eröffnung gab. Die Mitglieder des Vereins LesArt boten in der Kinderecke ein Bilderbuchkino und Kamishibai-Geschichten an. Kamishibai ist ein japanisches Erzähltheater, bei dem der Vorführer eine Geschichte zu wechselnden Bildern, die in einen bühnenähnlichen Rahmen geschoben werden, erzählt. Im „Zockerzimmer“ wurde an den Konsolen ein Tanzspiel eingelegt und spannende Tanzduelle unter den jüngeren Besuchern geboten. Das Heimatzimmer war ebenfalls wieder besetzt. Rund 60 Besucher kamen im Anschluss an den Abend der offenen Tür zur Lesung des türkischstämmigen Autors Selim Özdogan. Die Lesung war Teil der Reihe „Willkommen-Ankommen“, die gemeinsam mit der Vhs Moers-Kamp-Lintfort organisiert wurde.

Selim Özdogan las aus seinem neuen Roman

Gebauer hat Özdogan auf der Leipziger Buchmesse kennen gelernt. Sein Roman „Wieso Heimat? Ich wohne zur Miete“, thematisiert die Suche nach der eigenen Identität. Die Hauptfigur, Krishna Mustafa, Sohn einer Deutschen mit Hippie-Faible und eines Türkens, wird von seiner Freundin verlassen, mit der Begründung, er habe seine Identität noch nicht gefunden. Um diese zu finden zieht er für ein halbes Jahr nach Istanbul.

Zwar weiß er nach dieser Zeit immer noch nicht all zu viel über seine Wurzeln, jedoch eine Menge über die deutsche und türkische Kultur und das Istanbul mehr als ein Starbucks-Café hat. „Thematisch passt er super zur Mediathek und zur Nacht der Bibliotheken, da er sich mit Heimat und dem Finden der Identität beschäftigt und wir dies mit unserem Heimatzimmer schließlich aufgreifen“, erklärte Katharina Gebauer.