Kamp-Lintfort/Am Niederrhein. Parallel zur Ausgrabungskonferenz in Essen trafen sich Bürgerinitiativen und Bürgermeister zum großen Protest vor dem Kamp-Lintforter Rathaus.

Sie zogen nicht nur symbolisch an dem Strang, der vor dem Rathaus lag, sie wollen es auch weiterhin in der Praxis tun, um gegen den geplanten Kiesabbau am Niederrhein zu kämpfen: die Bürgermeister aus Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg und Alpen. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Niederrheinappell riefen sie gestern vor dem Kamp-Lintforter Rathaus zu einer Protestaktion gegen die Auskiesungspläne auf – und das parallel zur Abgrabungskonferenz des RVR.

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„Wir haben uns bewusst dazu entschieden, nicht an dieser Konferenz teilzunehmen. Was der RVR macht, ist absolut arrogant“, sagte Bürgermeister Christoph Landscheidt entsetzt. „Denn wir wollen nicht nur über die vom RVR ausgewiesenen Flächen reden, wir wollen die Pläne verhindern!“

Landscheidt bezeichnete es ebenfalls als arrogant, dass der Regionalverband Ruhr damit werbe, dass neue Radwege zwischen den Baggerseen entstehen könnten. „Wir wollen uns nicht von der Kieslobby vorschreiben lassen, wo Radwege verlaufen, das wollen wir selbst entscheiden“, betonte der Kamp-Lintforter Bürgermeister.

Eine Fläche von gut 300 Fußballfeldern würde linksrheinisch nach dem jetzigen Landesentwicklungsplan ausgekiest werden – für Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde eine „unvorstellbare Dimension“. Und noch etwas passe für den grünen Politiker nicht zusammen: „Der Kreis Wesel soll Öko-Modellregion werden. Dafür braucht es aber gute landwirtschaftliche Flächen und keine Kieslöcher“, betonte er.

Der Kampf gegen den Kiesabbau funktioniere nur gemeinsam, da waren sich gestern alle Akteure einig. „Es ist für uns wichtig, zusammenzuarbeiten und keine Kirchturmpolitik zu betreiben. Wir wollen den Kiesabbau nicht nur in unserer jeweiligen Kommune verhindern, sondern am gesamten Niederrhein“, sagte Neukirchen-Vluyns Bürgermeister Ralf Köpke. „Auch wir sind bereit, uns erneut gegen den Kiesabbau zu wehren – so wie 2008, als wie die Auskiesung auf der Bönninghardt verhindert haben“, ergänzte Alpens Bürgermeister Thomas Ahls.

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Vor dem Rathaus versammelten sich schätzungsweise 200 bis 250 Bürger, Vertreter aus der Politik und Mitglieder der Bürgerinitiativen der vier Kommunen. Viele von ihnen hielten Transparente und Plakate in die Luft: „Es reicht! Keine Landvernichtung für Kiesabbau!“ oder „Für unsere Heimat gibt es keinen Ersatz“, stand auf den Bannern geschrieben. Roland Nolte, Mitglied der Bürgerinitiative „Mitgestalten NV“, fand noch drastischere Worte für die Pläne des RVR. „Es ist unfassbar, wie undemokratisch der Prozess abläuft. Wir fühlen uns übergangen und als mündige Bürger total entmündigt.“

Die Bürgermeister der vier Kommunen versicherten: Sie wollen alle juristischen und politischen Register ziehen. Die gestrige Kiesdemo sei ein gutes Signal und erst der Anfang gewesen. „Wir werden gegen jeden Planungsschritt klagen“, versprach Christoph Landscheidt.