Kamp-Lintfort. Dem Handwerk und Bergbauvereinen fehlt es an Nachwuchs. Ein neues Projekt im Schirrhof soll die Kamp-Lintforter Jugend für beides begeistern.

Sägen, Hämmern, Schleifen. All das steht auf dem Herbstferien-Programm vieler Kinder und Jugendlicher aus Kamp-Lintfort. Denn im Schirrhof startet dann das Projekt „Wohnen - Lernen - Arbeiten“. Dabei können junge Leute handwerkliche Grundlagen lernen – so wie einst die Bergleute.

Eine Lernstätte war der Schirrhof schon vor langer Zeit. Das weiß Norbert Ballhaus, Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition am linken Niederrhein: „In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das der Ort der Auszubildenden. Davon ist bis auf eine Esse in der ehemaligen Schlosserei leider nichts mehr übrig.“

Projekt startet mit einer Holzwerkstatt in den Herbstferien

Das soll sich nun ändern – und zwar nachhaltig. Dafür unterstützt die RAG-Stiftung das Projekt der Fördergemeinschaft und des Landesverbandes der Berg- und Knappenvereine mit 7.400 Euro. „Damit können wir alle Ferien – auch im nächsten Jahr – mit Programm füllen“, sagt Ballhaus voller Freude.

Los geht es in den Herbstferien mit einer einwöchigen Holzwerkstatt. Dabei können zwölf Jugendliche zwischen zehn und vierzehn Jahren eigene Möbel aus dem nachwachsenden Rohstoff bauen. Das kam bei einem Test im Sommer schon bestens an, berichtet Susanne Rous von der Stadt Kamp-Lintfort: „Wir haben schon viele Anfragen von Kindern bekommen, die solche Workshops öfter machen wollen. Bisher kam die Jugend im Dritten Ort im Schirrhof zu kurz.

Kleiner Schritt gegen den Nachwuchsmangel im Handwerk

Das will auch Rüdiger Eichholtz ändern. Der umtriebige Künstler und Handwerker ist für die inhaltliche Gestaltung der Ferienprogramme zuständig – und hat schon viele Ideen für das Langzeitprojekt. Einen Werkzeugführerschein zum Beispiel. Für den müssen die Teilnehmenden nachweisen, dass sie verschiedene Baustoffe verbinden und eigene Ideen umsetzen können, also wirklich fast wie bei einer kleinen Ausbildung. Auch die Selbstversorgung und das Kochen mit eigens angepflanzten Zutaten soll den Jugendlichen im Bergmannsgarten vermittelt werden.

„Es ist sehr schade, dass im schulischen Betrieb alle nur dazu motiviert werden, Abitur zu machen und zu Studieren“, findet Eichholtz. Er findet, dass das Handwerk vernachlässigt wird. Und das in einem Land, in dem 65.000 Arbeitsplätze in der Branche noch zu besetzen seien. „Wir müssen junge Leute mit guten Erlebnissen für handwerkliche Berufe begeistern. Vielleicht werden ja manche der Workshop-Teilnehmer mal Tischler oder Schreiner.“

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Aufholbedarf beim Nachwuchs hat auch die Fördergemeinschaft, wie Ballhaus zugibt: „Wenn wir die Traditionen der Bergleute in die Zukunft transportieren wollen, müssen wir schauen, dass wir die Jugend ansprechen.“ Das gehe nur indem junge Leute das Erbe der Bergleute, ob Handwerk oder Musik, selbst ausprobieren können. Dafür müssen die ehemaligen Bergleute aber auch den Schritt in die moderne Kultur wagen. „Deswegen arbeite ich daran, den Knappenchor Rheinland mit Hip Hop-Künstlern zu mischen“, stellt Eichholtz in Aussicht.