Kamp-Lintfort. Die Diskussion um die Toiletten an der Ebertschule hört nicht auf. Jetzt geht die Opposition mit einem gemeinsamen Antrag in die Offensive.
Die Diskussion um die Schultoiletten an der Ebertschule geht weiter. Nachdem der Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport mit weiteren Mitgliedern des Stadtrats sich kurz vor den Sommerferien bei einer Bereisung der Toiletten aller Schulen der Stadt ein Bild vor Ort machen konnte, geht die gesamte Opposition nun in die Offensive: In einem Antrag für die nächste Sitzung des Fachausschusses am 15. September fordern CDU, Grüne, Linke, FDP und Libra eine umgehende Sanierung der Toilettenanlage an der Ebertschule. Die Verwaltung solle den Rat über Beginn und voraussichtliches Ende der Maßnahme und die Kosten informieren. Bis zum Start und für die Dauer der Sanierung solle als Zwischenlösung ein Sanitärcontainer errichtet werden.
Opposition sieht dringenden Handlungsbedarf
Die Situation an der Ebertschule sei mit Abstand „die schlimmste“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Oppositionsfraktionen. Deshalb bestehe sofortiger Handlungsbedarf. „Hier liegt keine Fehlnutzung, sondern eine Fehlplanung vor“, sagt etwa Simon Lisken, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Die Toilettenanlage der Ebertschule ist, verglichen mit den Anlagen der anderen Kamp-Lintforter Schulen, die mit Abstand verfallenste Toilettenanlage.“
Auch interessant
„Die in der Toilettenanlage der Ebertschule zu sehenden Schäden sind keinesfalls auf Vandalismus durch die Schülerinnen und Schüler zurückzuführen, sondern Symptom einer überalterten Gebäudestruktur“, so Grünen-Fraktionschef Johannes Tuschen. Bereits durchgeführte Maßnahmen und Schönheitsreparaturen hätten die Situation nicht verbessert, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
FDP und Linke: Machbarkeitsstudie in 2022 zu spät
Darüber hinaus müssten die Toilettenanlagen auch vom Personal mitbenutzt werden und seien für eine Schule dieser Größe und den Personenkreis unterdimensioniert. „Gerade unter hygienischen Gesichtspunkten, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der andauernden pandemischen Lage, ist dies unzumutbar“, sagt Oguzhan Uçar, Vorsitzender der Fraktion LIBRA. „Eine Sanierung der Toilettenanlage auf neuestem Standard ist die einzig mögliche Lösung und sollte umgehend erfolgen. Eine Machbarkeitsstudie, den gesamten Schulstandort erst im Jahr 2022 zu betrachten, ist in diesem Fall eindeutig zu spät“, finden auch Linken-Fraktionschef Sydney Lewandowski und Stephan Heuser, FDP- Fraktionschef.
Auch interessant
Dass am Tag der Besichtigung im Juni der Boden der Jungentoilette feucht war und nicht gut roch, sei darauf zurückzuführen, dass Schüler die Urinale mit Toilettenpapier verstopft hätten, sagt indes Hausmeister Dietmar Heydrich. „Dann laufen die natürlich über.“ Mittlerweile habe man Abdeckungen für die Urinale besorgt, seitdem sei das Problem gelöst. „Hier ist alles okay“, so der Hausmeister.
Stadt: Toiletten sind bedenkenlos zu nutzen
Auf NRZ-Nachfrage bleibt die Verwaltung bei ihrem Standpunkt, die Sanierung der Toilettenanlage im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur baulichen Entwicklung des gesamten Schulstandorts anzugehen. Aus seiner Sicht gebe es durch die politischen Beschlüsse vor der Sommerpause einen klaren Fahrplan, so Dezernent Christoph Müllmann. Alle für den Betrieb notwendigen Sanierungen seien durchgeführt: „Die WC-Anlagen sind so bedenkenlos zu nutzen; das wurde unter anderen von den zuständigen Aufsichtsbehörden bestätigt.“
Unabhängig davon stehe fest, dass das Toilettengebäude selbst wegen seines Alters mittelfristig ersetzt werden müsse. Die sofortige Aufstellung von Toilettencontainern hält der Dezernent für keine gute Lösung. Dies würde – abgesehen von erheblichen Kosten – die Situation nicht verbessern, sondern eher verschlechtern. Müllmann: „Toilettencontainer sind von ihrer Bauart her auf kurzfristige Nutzung ausgelegt. Sie sind in der Regel nicht gefliest und dauerhaft schwerer zu reinigen. Deshalb ist aus meiner Sicht die weitere Nutzung der vorhandenen Toiletten die bessere Alternative.“
SPD hält vorgezogene Lösung für kontraproduktiv
Ähnlich sieht das SPD-Fraktionschef Jürgen Preuß: „Viel Geld für einen Schnellschuss ausgeben – das machen wir nicht mit.“ Es lohne sich nicht mehr, in das 90 Jahre alte Gebäude zu investieren, vielmehr müsse es abgerissen werden. Eine vorgezogene Solitärlösung für das Toilettengebäude wäre mit Blick auf die angestrebte Gesamtlösung aber kontraproduktiv. Die SPD-Fraktion berät am kommenden Montag darüber, ob gegebenenfalls mit kleinen Maßnahmen „das gefühlte Unwohlsein“ vermindert werden könne. Ein entsprechender Antrag folge, so Preuß.