Moers. Markus Grimm schreibt für den Textilhändler H & M in Moers ein Kinderbuch. Doch die Idee zieht im Konzern Kreise – bis Hamburg und Stockholm.

Der Moerser Musiker, Komponist und Buchautor Markus Grimm hat ein neues Kinderbuch in Arbeit. Entstanden ist die Geschichte vom kleinen Knopf „Button“ mit Blick auf den Kooperationspartner, die H & M-Filiale an der Steinstraße. Doch die Idee zieht Kreise weit über die Grafenstadt hinaus. Andere Filialen des schwedischen Textilhändlers in Deutschland wollen das Buch in den Verkauf nehmen.

Dabei ist es noch gar nicht fertig. Den Anfang nimmt das Projekt vor wenigen Monaten bei einem Brainstorming der H & M-Filialleitung in Moers. Jede Niederlassung in Deutschland verfolge ein eigenes nachhaltiges Projekt, berichtet die Chefin in Moers, Ivanka Zeien. Manche unterstützen die Tafeln in ihren Städten, andere verkaufen Bio-Honig lokaler Imker. „Wir haben uns für ‘Klartext für Kinder – aktiv gegen Kinderarmut’ entschieden“, so Zeien, zumal gerade sozial schwache Familien mit Kindern in der Corona-Pandemie litten.

Um vier aufgestanden, um halb sieben Stand das Konzept der Geschichte

Nun wusste Abteilungsleiterin Nadine Kratky, dass sich Markus Grimm für den Verein engagiert. Kratky fragte ihn, und Grimm hatte tatsächlich eine Idee – nach einer unruhigen Nacht, wie er schmunzelnd erzählt: „Um vier bin ich aufgestanden, um halb sieben stand das Konzept für die Geschichte vom kleinen Knopf.“ Und zwar inklusive eines Bildes vom freundlich lächelnden, roten Kleiderverschluss. Um zehn stellte er Ivanka Zeien und Nadine Kratky die Idee vor: „Sie waren begeistert“, erzählt der 42-Jährige. Beide nicken.

In der Story steht nicht das Unternehmen im Fokus, sondern der kleine Titelheld. Markus Grimm hat sie aber in der Welt des Textilhändlers angelegt: In der Schneiderei des Schneiders Schneider liegt ein kleiner, vergessener, sprechender Knopf namens „Button“. Eines Tages bittet er den Schneider, ihn an die Jacke eines Kochs anzunähen. Der Wunsch wird erfüllt, und der Knopf lernt den Alltag eines Profi-Koches von dessen Revers aus kennen, kauft mit ihm auf dem Markt ein, assistiert am Herd und schließt mit ihm spätabends die Küche ab. Grimm hat bei seinem Protagonisten die unteren Löcher für die Augen reserviert und den Faden locker durch die beiden oberen gezogen. So kann er ihn für die Mimik verändern, die losen Enden des Fadens dienen als „Hände“, mit denen der Knopf die Petersilie oder den Rührlöffel halten kann. Gekocht wird übrigens ein schwedisches Nationalgericht: ein Auflauf aus Kartoffeln, Sahne und Anchovis.

Filialleitertreffen: „Das wollen wir auch haben“

Bei einem Filialleitertreffen präsentierten Ivanka Zeien und Nadine Kratky das Konzept. Prompt fand es bei Kollegen Zuspruch: „Das wollen wir auch haben“, habe es geheißen, so Zeien. Mittlerweile sind es bundesweit zehn H & M-Geschäfte, die die Idee aus Moers übernehmen wollen. Grimms Knopf überzeugt auch an höherer Stelle: Die Deutschlandzentrale des Unternehmens in Hamburg unterstützt die Realisierung, sogar in der Konzernzentrale in Schweden gab es Zustimmung.

32 Seiten wird das Büchlein haben, Marja Verfondern wird es – wie schon das „Grimms-Märchen-Quartett“ – illustrieren. Derzeit geplant ist eine Startauflage von 2500 Exemplaren. Erscheinen soll „Button“ voraussichtlich vor Ostern 2022. Der Erlös in Moers geht an „Klartext für Kinder“. Wer in den anderen Städten die Zuwendung erhält, entscheiden die Filialen dort. Wie viele von ihnen noch den Knopf aus der Grafenstadt haben wollen ist offen. H & M betreibt in Deutschland mehr als 400 Stores.

Markus Grimm freut sich über den Erfolg – und ist erleichtert, dass seine Kreativität die lähmende Zeit des Lockdowns offensichtlich überstanden hat und „funktioniert“. Und wer weiß: Es gibt ja nicht nur Köche. Der kleine Moerser Knopf könnte seine Abenteuer noch an den Revers vieler weiterer Berufskleidungen erleben.