Moers. Eine neue Studie hat Mieten in 77 Städten verglichen. Vor allem bei bezahlbarem Wohnraum kommen die Forscher zu einem eindeutigen Ergebnis.

In vielen Großstädten wie Köln oder Düsseldorf ist der Wohnungsmarkt extrem aufgeheizt, Quadratmeterpreise von 15 Euro und mehr sind keine Seltenheit. Doch wie hoch sind die Mietpreise in Moers? Eine neue Studie der Humboldt-Universität in Berlin, die 77 Großstädte in Deutschland anhand des letzten Mikrozensus von 2018 analysiert, gibt nun Aufschluss.

Aus dieser geht hervor, dass der Durchschnittspreis pro Quadratmeter bundesweit bei 10,20 Euro liegt. Ein Blick auf den aktuellen Mietspiegel zeigt schnell: So teuer ist es in Moers nicht. Dort werden Wohnungen nach Baujahr, Lage, Wohnfläche und Ausstattung unterschieden. Selbst bei neugebauten Wohnungen in guter Lage überschreitet der Durchschnittspreis pro Quadratmeter nie 9,24 Euro. Für Michael Buser, Geschäftsführer von Haus & Grund Grafschaft Moers, zeigt das, dass der Wohnungsmarkt moderat ist: „Moers ist zwar die teuerste Wohnstadt im Kreis, aber trotzdem recht günstig.“

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Auch wenn die Mietpreise höher seien, als sie es früher waren, sei gleichzeitig deren Ausstattung besser, begründet Buser mit Blick auf den Verbraucherpreisindex. Dieser sei von 2000 bis 2019 um 31,8 Prozent gestiegen, die Preise für Wohnungen hingegen lediglich um 18,2 Prozent: „Das bedeutet, die Leute verdienen mehr Geld und geben anteilig weniger für die Miete aus.“

Die Hälfte der Moerser bezahlt einen zu großen Anteil ihres Einkommens für Wohnen

Welchen Anteil die Miete vom Nettoeinkommen einnimmt, gibt die Mietbelastungsquote an. Sozialwissenschaftler empfehlen, nicht mehr als 30 Prozent der Einkünfte für die Bruttowarmmiete auszugeben. Im Durchschnitt liegt die frühere Grafenstadt laut der Studie unter diesem Wert: 28,9 Prozent ihrer Einnahmen gaben Moerser Bürger Stand 2018 durchschnittlich für ihre Wohnung aus.

Ist das eine gute Nachricht? Nein, findet Peter Heß, Vorstandsmitglied des Mieterschutzbundes Niederrhein. Schließlich zeige die Studie auch, dass immerhin 47 Prozent, also knapp die Hälfte der Menschen in Moers mehr als die empfohlenen 30 Prozent für Miete ausgeben. „Die Leidtragenden sind Geringverdiener. Uns fehlt nachhaltig bezahlbarer Wohnraum. Von dem gibt es in Moers viel zu wenig und viel zu viele Leute brauchen ihn.“

Sozialer Wohnungsbau kann das Problem in Moers nicht allein lösen

Eine kurzfristige Lösung wäre der öffentlich geförderte Wohnungsbau, wie zum Beispiel am Alten Rathaus in Utfort im vergangenen Jahr. Dafür, dass dieser vorangetrieben wird, engagiert sich die Stadt Moers bereits, wie Pressesprecher Klaus Janczyk mitteilt. So werde bei neuen Baugebieten einen Anteil von gefördertem Wohnraum festgesetzt, den der Investor bauen müsse. Zudem werde bezahlbarer Wohnraum in Verkaufsverträgen von städtischen Grundstücken oder bei der Ausschreibung dazu festgesetzt.

„Der soziale Wohnungsbau allein kann das Problem aber nicht stemmen“, meint Michael Buser: „Auch private Eigentümer, die an mehr als 60 Prozent der Bauten beteiligt sind, müssen einbezogen werden.“ Peter Heß geht sogar noch einen Schritt weiter. Er befürwortet ein Modell wie in Österreich, wo möglichst viele Gebäude in kommunalen Besitz kommen und nach einem bestimmten Schlüssel vermietet werden: „So zahlen alle das Gleiche. Außerdem muss der Mindestlohn angehoben werden, um Geringverdiener zu schützen.“