Moers. Beim Initiativkreis Moers diskutierten Fachleute und Publikum über die Zukunft des Wohnens. Kein einfaches Thema, aber es gibt Lösungen.

Eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist gar nicht so einfach, denn Mieten aber auch Kosten für Baugrundstücke sind in den letzten Jahren zusehends gestiegen. Ein Problem, das mittlerweile nicht nur Großstädte wie Düsseldorf oder Köln betrifft.

„Wir sind mit unserer Nähe zu Düsseldorf zu einer Ausweichkommune geworden. Die Nachfrage nach Wohnungen steigt und damit werden auch die Preise in Moers angezogen“, erklärte Guido Lohmann, Vorsitzender des Initiativkreises Moers. Wie schafft man also bezahlbaren Wohnraum? Mit dieser Frage setzte sich der Initiativkreis bei seiner ersten Präsenzveranstaltung nach dem Lockdown am Donnerstagabend im Berufskolleg für Technik auseinander.

Kai Garben: Es kann uns alle betreffen

Kai Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, schilderte in seinem Vortrag die Sorgen und Belastungen der Menschen angesichts steigender Mieten und knappem Wohnraum. Die Grafschafter Diakonie mietet selbst bereits Wohnungen an und vermietet sie an junge Familien, Alleinerziehende, Senioren oder an Menschen mit Förderbedarf weiter. Er warnte davor, dass es kleine Wohnungen kaum noch gebe oder fast nicht mehr bezahlbar seien.

„2040 ist ein Drittel der Moerser Bevölkerung im Seniorenalter. Viele von ihnen bekommen vermutlich eine Rente am Existenzminimum. Da wird man bei den Preisen kaum noch eine kleine Wohnung finden“, sagte Garben. Die Schaffung von günstigem Wohnraum gehe jeden etwas an. „Denn die Suche nach bezahlbarem Wohnraum kann uns durch plötzliche Arbeitslosigkeit oder Krankheit alle betreffen“, betonte er. Er schlug zudem vor, Wohnungspatenschaften oder Wohnungstauschbörsen ins Leben zu rufen.

Michael Buser: In Moers ein moderates Preisniveau – noch

Michael Buser, Geschäftsführer Haus & Grund Grafschaft Moers, beleuchtete die Seite und die Nöte der hiesigen Immobilienbesitzer und Investoren. Er räumte mit dem Vorurteil auf, dass Vermieter nur überhöhte Mieten veranschlagen, um sich daran zu bereichern. „Im Großen und Ganzen sind die Vermieter bemüht, zeitgemäßen Wohnraum zu zumutbaren Preisen anzubieten“, sagte Buser.

Es gelte zu bedenken, dass die Kosten, die Investoren für Grundstücke, Häuser und Baumaterial aufbringen müssen, in den letzten Jahren massiv gestiegen seien. Das wirke sich auf die Mietpreise aus. „Trotzdem hat man in Moers noch ein moderates Mietpreisniveau“, so Buser. Um dennoch günstigen Wohnraum zu schaffen, könnte ein öffentlich geförderter Wohnungsbau eine Alternative sein.

Jens Kreische: Barrierefreier Wohnraum wird dringend gebraucht

Über die Chancen und Grenzen sprach Jens Kreische, der ab dem 1. Juli die Geschäftsführung der Wohnungsbau Stadt Moers übernehmen wird. Das Unternehmen verfügt über rund 2800 Wohneinheiten in Moers. „Unser Leerstand liegt dauerhaft unter einem Prozent“, sagte Kreische. Und die Nachfrage sei weiterhin da. Besonders günstiger und barrierefreier Wohnraum werde dringend gebraucht. Der öffentlich geförderte Wohnungsbau habe bei Investoren im Vergleich zum frei finanzierten Wohnungsbau aber an Attraktivität verloren. Unter anderem, weil sich die Rahmenbedingungen verändert hätten: Die Investoren müssten einen Eigenanteil von 20 Prozent einbringen, die Baukosten werden nicht gänzlich gefördert und es gibt eine Mietpreisbindung von mindestens 20 Jahren.

Beim Thema Mietendeckel herrscht Einigkeit

Auch in der anschließenden Diskussion mit den Besucherinnen und Besuchern, die NRZ-Redaktionsleiter Matthias Alfringhaus moderierte, ging es vorwiegend um den geförderten Wohnungsbau. Ob mehr Gelder dafür zur Verfügung gestellt werden müssten, wollte ein Besucher wissen. „Ich glaube nicht mal, dass die vorhandenen Gelder generell komplett abgerufen werden“, antwortete Jens Kreische.

Einig waren sich alle, dass ein Mietendeckel, wie ihn die Grünen im Bund ihn vorschlagen, nicht die Lösung für die Wohnungsknappheit sein könne. Stattdessen braucht es mehr ausgewiesene Bauflächen, angepasste Förderungen und weniger Bürokratie. Die Wohnungsbau Moers will in den nächsten Jahren daher weiteren günstigen Wohnraum schaffen. Dafür sollen Lücken auf bestehenden Grundstücken verschlossen werden – eine sogenannte Nachverdichtung.

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