Kamp-Lintfort. Warum Susanne Hausmann als Verbundleiterin in St. Josef wenig vom freundlichen Austausch mit der Politik hält. Sie hätte da ein paar Wünsche.

Wenn die fünf Kindertagesstätten-Leiterinnen in Kamp-Lintfort auf den Online-Dialog der SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider und Ibrahim Yetim mit 60 Teilnehmenden vor einigen Tagen zurückblicken (die NRZ berichtete), schmunzeln sie. „Natürlich war der Versuch schön, das Erziehungspersonal zusammenzubringen und ihre Anliegen politisch aufzugreifen“, sagte Susanne Hausmann, Verbundleiterin der Kindertageseinrichtungen der Gemeinde St. Josef. „Die Diskussion endete leider ohne erkennbares Ergebnis. Man hatte den Eindruck, dass der Dialog in Befindlichkeiten der Berufsgruppe verhaftet bleibt, statt krisenrelevante Veränderungen anzustoßen und endlich wissenschaftlich zu argumentieren.“

Dabei habe die Stellungnahme, die der Kamp-Lintforter Kita-Verbund an den Landtag richtete, viele Anknüpfungspunkte geboten. Die Kita-Leiterinnen schrieben von einem mehr als einjährigem „Ausnahmezustand“, vom Benennungswirrwarr zwischen „Bundesnotbremse“ und „Eingeschränktem Regelbetrieb“. Fakt sei, dass alle entwicklungspsychologischen und pädagogisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Kindesentwicklung nicht beachtet würden – kein Spielraum, keine Regelmäßigkeit, stattdessen Vereinsamung und Bewegungsmangel.

Auch interessant

„Um das zu ändern, reichen keine blumigen Worte, sondern es muss am konkreten Beispiel gearbeitet werden“, so Hausmann. Die Realität sähe beispielsweise so aus, dass in einem 3-Gruppen-Kindergarten 15 Mitarbeitende mit 60 Kindern vor Ort sind. In den Gruppenräumen gelte keine Maskenpflicht: „Bis zu 80 Prozent der Kinder sind aktuell in der Kita anwesend und das ist auch sehr gut so, um alle Kinder zu fördern und sie nicht isoliert Zuhause zu lassen. Was wir aber dringend benötigen, ist Infektionsschutz.“

So viele Menschen an einem Ort

Einen solchen Zustand, bei dem sich so viele Menschen an einem Ort begegneten, fände man momentan nirgends sonst. Auch angesichts von Krankheiten wie Grippe und Masern sei es wichtig, logisch erklärbare Regeln zum Infektionsschutz zu haben. Deshalb sieht das Erzieherteam eine Zusammenarbeit zwischen Virologen, Politik und Kitas als unerlässlich: „Wir brauchen verpflichtende Tests für Kinder und Mitarbeitende sowie Impfungen für unser Personal.“ Das, so vermutet Hausmann, würde auch Eltern das Gefühl geben, ihre Kinder sicher in die Kita schicken zu können und nicht auf überfüllte Spielplätze zurückgreifen zu müssen.

Auch interessant

Um zu wissen, wie oft im Betreuungs-Setting Kita zu testen wäre und wie bei positiver Testung zu handeln ist, wünschen sich die Erzieherinnen einen Dialog mit Lungenfachärzten: „Wir fragen uns etwa, ob die Lolli-Tests aufgrund der Laboreinsendung zeittechnisch für die Kita geeignet sind und ob Tests 24 oder 48 Stunden alt sein sollten.“ Momentan setze man darauf, dass die Eltern ehrlich testen, ohne womöglich Negativergebnis irgendeines Familienmitglieds vorzulegen: „Klare Ansagen sind nötig, damit wir nach den Sommerferien in mehr Betreuungsnormalität für alle zurückkehren können.“