Am Niederrhein. Zwei SPD-Landtagsabgeordnete haben zu einem Online-Dialog eingeladen. 60 Erzieherinnen und Eltern haben ihre Sorgen benannt und Wünsche geäußert.

Fachkräftemangel, Notbetrieb, Gruppenförderung versus Abstandhalten am Spielgerät: Das sind nur einige der Herausforderungen, vor die sich Kindertageseinrichtungen angesichts der Corona-Pandemie gestellt sehen. Wie ergeht es da Kindern, Eltern und dem Erziehungspersonal? Das haben die SPD-Landtagsabgeordneten Ibrahim Yetim und René Schneider am Donnerstag ergründet.

Sie luden mit dem familienpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Dennis Maelzer, zum Onlinedialog ein. An der Videokonferenz nahmen rund 60 Erzieherinnen und Erzieher sowie Eltern teil.

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Mit dem Gespräch reagierten die Sozialdemokraten auf offene Briefe des evangelischen Bildungswerks Duisburg, der evangelischen Kindertageseinrichtungen in Moers und der katholischen Kindertageseinrichtungen in Kamp-Lintfort, adressiert an Familienminister Joachim Stamp.

Yetim und Schneider fassen den Inhalt zusammen: „Die Briefe zeigen die Verzweiflung. Es gibt keine altersgerechten Corona-Tests und wenn doch, sind es zu wenige für Mitarbeiter und Kinder. Zudem gibt es einen unorganisierten Notbetrieb.“ Diese Wut über, wie es hieß, Entscheidungsinkonsequenz, Verniedlichungen des krisenstemmenden Erzieherberufs und Regelwidersprüche wurden im Onlinedialog unterstrichen.

2183 positiv getestete Kinder

Maelzer, selbst Vater einer fünfjährigen Tochter, nannte zunächst Fakten, die auch in den Landtagsausschusssitzungen aufgegriffen werden: „Es gab im April 2183 positiv getestete Kinder – eine Rekordzahl. 2000 Einrichtungen mussten teilweise oder komplett schließen.“

Trotz hoher Neuinfektionen schickten Eltern ohne systemrelevanten Beruf ihre Kinder in die Notbetreuung: „Unsere fünf Kitas sind unterschiedlich frequentiert, aber es gibt welche mit 80 Prozent Auslastung“, erzählte Susanne Hausmann, Kita-Verbundleiterin der Kamp-Lintforter Kirchengemeinde St. Josef.

Ein SPD-Antrag zur Einführung von Arbeitgebernachweisen über dringenden Betreuungsbedarf wurde von der CDU und FDP abgelehnt, hieß es beim Online-Dialog am Donnerstagabend. Weil die Gruppen voll sind, fordert die Kita-Verbundleiterin Susanne Hausmann wie die Moerser Erzieherin Alexa Brohl eine tägliche Testpflicht, ähnlich wie in Schulen: „Sollte der Schutz von Erziehenden nicht genauso greifen wie jener der Lehrkräfte? Wenn Sie 25 Kinder betreuen, ist Abstand unmöglich und Maskenpflicht besteht nicht.“

Testen bringe Sicherheit, „aber stecken Sie einem Zweijährigen mal ein Stäbchen in die Nase“, sagte die Duisburger Kita-Leiterin Sabrina Bily. Statt dem als „schlechten Scherz“ empfundenen regierungsgesponsertem Maskenbaukasten befürwortet sie wie viele ihrer Kollegen die Lolli-Schnelltests.

Es muss verständliche Anleitungen geben

„Zeitnah sollen sie flächendeckend eingesetzt werden“, erklärte der Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer. Dabei, so gab ein Vater zu bedenken, müsse man auch verständliche Bedienungsanleitungen für Eltern mit Migrationshintergrund entwerfen und allgemein einheitliche Regeln seitens des Familienministeriums kommunizieren – „damit die Mutter nach der Kita nicht befreundete Kinder im Auto abholt und wir umsonst auf Infektionsschutz achten“, ergänzte die Dinslakener Erzieherin Mareike Paic.

Die Meinungen wollen Schneider und Yetim in den Landtag einbringen – „damit Erziehende nicht länger Leidtragende einer Landesregierung sind, die unklare, realitätsferne Regeln aufstellt.“ Zusätzlich zur Testpflicht für Kindergartenkinder und Lolli-Tests will die SPD-Landtagsfraktion sich dafür einsetzen, dass Alltagshelfer weiterhin über die bis Ende Juli beschlossene Bewilligung hinaus in Kitas arbeiten können.

„Sie helfen uns konkret dabei, Ordnung zu halten, mit den Kindern Hände zu waschen und das Spielzeug zu desinfizieren, was Infektionsrisiken minimiert“, schilderte Kita-Leiterin Sabrina Bily. Personal werde in den Kitas dringend gesucht.