Moers. Der Museums- und Geschichtsverein will einen Baum für den Schloss spenden. Doch diese Standortvorgabe lehnen Politik und Verwaltung ab.

Weder die Ratsfraktionen noch die Stadtverwaltung wollen das Angebot des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins (GMGV) annehmen, einen Baum für den neugestalteten Platz am Moerser Schloss zu spenden. Der Grund: Der GMGV erwartet, dass der Baum auf dem Platz gepflanzt wird. Diese Bedingung stößt nicht auf Akzeptanz in der Politik. .

Kurz vor der Fertigstellung des Schlossumfeldes hatte der GMGV, wie berichtet, seine frühere Kritik an der in den letzten Tagen erneuert. Vom „Zubetonieren des Schlossumfeldes“ ist in einer Stellungnahme die Rede, man sehe sich in seinen früheren „Befürchtungen in jeder Hinsicht bestätigt“. Das „monotone graue Pflaster“ passe nicht zur historischen Umgebung von Schloss, Henriette-Denkmal und Park, so der Vorsitzende Peter Boschheidgen in einem Brief an die Stadt.

Die alte Kastanie musste aus einem bestimmten Grund gefällt werden

Der Platz wirke ungegliedert und überdimensioniert. Nun bietet der GMGV der Stadt eine Spende an. Der Baum soll dort seinen Standort bekommen, wo früher eine Rosskastanie gestanden hat, also auf dem heutigen Platz. Die nur wegen eines Sturmschadens gefällte Kastanie hatte ja ursprünglich erhalten werden sollen, argumentiert der GMGV. Ein neuer Baum an selber Stelle widerspreche also nicht den früheren Planungen.

Der Blick vom Kastell aufs Moerser Schloss.
Der Blick vom Kastell aufs Moerser Schloss. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Doch dass der GMGV mit seiner Spende auch den genauen Standort bestimmen will, kommt bei den von der Redaktion befragten Fraktionen nicht gut an. „Schwierig“, nennt etwa die CDU-Fraktionsvorsitzende Julia Zupancic die Verknüpfung des Angebots mit der Standortvorgabe. In dieser Form könne die Stadt die Spende nicht annehmen, zumal die neue Pflasterung dann wieder aufgerissen werden müsste: „Zielführender wäre es, gemeinsam nach einem anderen Standort in diesem Bereich zu suchen“, so Zupancic.

Auch Christopher Schmidtke (Grüne), Vorsitzender des Ratsausschusses für Stadtentwicklung, sieht das Angebot des GMGV kritisch. Zwar habe man die Kastanie tatsächlich erhalten wollen: „Aber sie musste nun mal gefällt werden, und die Frage bleibt, ob dieser Standort für einen neuen Baum – umgeben von Pflaster – überhaupt sinnvoll und er nicht besser an einem anderen Ort in der Nähe aufgehoben ist. Der Platz ist fast fertig, ihn jetzt wieder aufzureißen, ergibt keinen Sinn.“ Dino Maas (Fraktion Für Moers) sieht – wie Zupancic und Schmidtke – das Angebot vor dem Hintergrund der Generalkritik des GMGV am neuen Schlossumfeld, „vor der die Politik nicht einknicken“ dürfe. Dabei sei der Prozess für die Gestaltung langwierig und transparent gewesen und demokratisch entschieden worden: „Auf die Spende sollten wir im Zweifel verzichten.“

Rosendahl: Sanierung ist Ergebnis eines demokratischen Prozesses

Auch Mark Rosendahl (SPD) verweist darauf, dass die Entwicklung am Schloss Ergebnis eines demokratischen Prozesses sei, in dessen Verlauf die Politik auch den Wünschen des GMGV entgegen gekommen sei und die ursprüngliche Platzgröße reduziert habe: „Es ging uns aber auch darum, die Fläche für kleinere Veranstaltungen besser nutzbar zu machen. Ich finde, wir bekommen jetzt einen akzeptablen Kompromiss.“ Die Aufführungen des Schlosstheaters dürften durch Events vor dem Schloss „selbstverständlich nicht beeinträchtigt werden“, stellt Rosendahl klar.

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Im Rathaus stoßen die Kritik und das Spendenangebot des GMGV ebenfalls auf wenig Verständnis. Die Stadtverwaltung habe den Planungsauftrag des Rates ausgeführt, im Umfeld des Schlosses Veranstaltungen zu ermöglichen, erklärt Stadtsprecher Thorsten Schröder. Eine Neupflanzung am Platz der alten Kastanie sei nie vorgesehen gewesen.

Geplant seien nun je ein neuer Baum neben dem Weißen Haus und dem Pulverhäuschen. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung habe der Technische Dezernent der Stadt, Thorsten Kamp, die Ansichten der Fraktionen zum Angebot einer Baumspende durch den GMGV eingeholt: „Die Meinung war einhellig“, so Schröder, „mit dieser Vorgabe wird das Angebot abgelehnt.“