Am Niederrhein. Über Ostern sind Besuche in Pflegeheimen erlaubt. Heimleiter aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn appellieren an die Vernunft.

Die Seniorenheime in der Region sind auf die Feiertage vorbereitet. Laut dem Minister-Erlass vom 17. März gibt es kaum noch Besucher-Beschränkungen für die Heime. Aber: „Es ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar sind die meisten Bewohner geimpft und können nicht mehr so schwer erkranken, wir müssen aber trotzdem vorsichtig bleiben“, kommentiert Rolf Gabriel, Leiter des Seniorenzentrums Schwafheim der Awo in Moers. Der Aufwand, den die Corona-Krise den Heimen beschert, ist nach wie vor groß. Allein in Schwafheim wurden im ersten Quartal 10.000 Schnelltests durchgeführt, dokumentiert und gemeldet.

Im Seniorenzentrum Carpe Diem in Neukirchen-Vluyn stellt Leiterin Beatrix Dalhaus fest: „So entspannt, wie Minister Laumann denkt, ist bei uns gar nichts.“ Doch immerhin seien seit dem 4. Februar die meisten der 85 Bewohner geimpft, auch die Mitarbeiter seien es größtenteils. „Es gibt jedoch auch einzelne Bewohner, die erst nach dem letzten Impftermin eingezogen sind“, nennt sie einen Grund zur Vorsicht. Daher halte man weiter Regeln ein. Etwa, dass Bewohner, die über Ostern zu ihren Familien gingen, bei der Rückkehr sowie drei Tage später getestet würden.

Zwei von 85 wollen sich nicht impfen lassen

Von den 85 Bewohnern in Carpe Diem hätten zwei sich nicht impfen lassen wollen, erklärt die Leiterin. Zudem gebe es sechs bis acht Neuzugänge. „Wir haben bei einem Hausarzt gefragt, ob er zum Nachimpfen komme. Er bat uns aber, dass wir doch in Wesel den Impfstoff bestellen, weil der bürokratische Aufwand für seine Praxis riesig sei.“

Wegen der sechs Portionen im Impfstoff-Fläschchen sollten sich immer sechs Bewohner oder Mitarbeiter zusammentun. Im Alltag, so Dalhaus weiter, halte man an den „alten“ Regeln fest: „Wir haben das Haus so gut durch die Krise geführt. Wir wollen uns durch Leichtsinn auch jetzt nichts ins Haus holen.“

Seniorenzentrumsleiter erwartet zu Ostern ähnlich viele Besucher wie zu Weihnachten

Grundsätzlich hält man in den meisten Seniorenzentren an der Strategie fest, die Mitarbeiter alle zwei, drei Tage und die Bewohner jede Woche zu testen. Besucher testet man beim Betreten der Einrichtung. Das hält man auch im Awo-Seniorenzentrum „Stadt Kamp-Lintfort“ so. Leiter Peter Hewing: „Laut der aktuellen Verordnung können die Bewohner maximal fünf Personen aus zwei Haushalten zu Besuch bekommen.“ Überprüfen könne man die Haushaltszahl nicht. Insgesamt habe sich die Lage jedoch etwas entspannt. „Die Bewohner sind durch die Impfung besser geschützt.“ Zu Ostern rechne man mit ähnlichen Besucherzahlen wie zu Weihnachten. Zeitliche Einschränkungen gebe es jedoch nicht für die Gäste. „Wir haben Vertrauen zu ihnen, dass sie vernünftig sind und nicht zu lange bleiben, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Haus sind.“

Von den 85 Bewohnern in Haus „Stadt Kamp-Lintfort“ habe sich nur eine Handvoll nicht impfen lassen, davon seien inzwischen drei nachgeimpft, weiß Hewing. Von den rund 90 Mitarbeitern hätten sich 78 Prozent impfen lassen. „Auch hier gibt es Nachfolgetermine.“ Diese Termine koordiniere man mit der Stadt und anderen Awo-Heimen. „Insgesamt ist die Anspannung durch die Impfungen etwas gewichen.“ Alle bisherigen Schutzmaßnahmen wie FFP2-Masken sowie die AHA-Regeln gelten im Hause jedoch weiter. Leider habe der Kreis Wesel die beiden Soldaten, die für die Tests im Hause zuständig waren und eine große Erleichterung bedeuteten, wieder abgezogen. „Wir haben jetzt eine Kraft dafür eingestellt.“

Auch in Moers-Schwafheim gelten trotz Corona-Impfungen weiter Vorsichtsmaßnahmen

Unverändert bleiben die Öffnungszeiten im Seniorenzentrum in Moers-Schwafheim mit seinen 188 Bewohnern auch zu Ostern. „Die allermeisten sind durchgeimpft. Ein Corona-Fall ist derzeit isoliert“, schildert Rolf Gabriel. Für die zahllosen Tests von Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern seien inzwischen drei externe Kräfte im Einsatz. „Es gibt auch ungeimpfte Neuzugänge bei uns. Der volle Immunschutz wie Minister Laumann ihn propagiert, ist nicht gegeben. Und man sieht es ja auch keinem an, ob er geimpft ist.“

Daher setze man auch im Zentrum Schwafheim weiter auf Masken, Abstand und Co. Auf diese Weise könnten kleinere Veranstaltungen wie Musik im Innenhof und anderes stattfinden. „Man kann sagen, wir fahren mit gebremstem Schaum“, konstatiert Rolf Gabriel. Sein Kollege Peter Hewing mahnt, auch mal zurückzublicken: „Vor einem Jahr standen wir noch vor der totalen Schließung!“