Moers. Mit zwei Moerser Unternehmen will der Kreis Wesel den Weg aus dem Lockdown finden. Kommt die Zusage aus Düsseldorf, könnte es im Mai losgehen.

Der Kreis Wesel will in der Corona-Pandemie Modellregion für eine Öffnung werden, die Stadt Moers soll dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Vorausgesetzt, das Land wählt den Kreis als Modellregion aus und die Entwicklung der Pandemie lässt es zu, könnte die Außengastronomie am 1. Mai öffnen, der Tourismus am 15. Mai.

Diese Daten werden jedenfalls in der Bewerbung an das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium von Landrat Ingo Brohl genannt. Der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer stellt am Donnerstag weitere Details vor. Eine wichtige Rolle spielen bei der Öffnungsstrategie zwei Moerser Unternehmen und Dr. Thomas Voshaar vom Bethanien-Krankenhaus in Moers.

Schnelltests und eine App für den gesamten Kreis

Während das Unternehmen Nal von Minden die erforderliche Anzahl Schnelltests liefern soll, ist HMM für den technischen Ablauf zuständig. Das Moerser Unternehmen steht mit seiner „immuny“-App kurz vor dem Start. Bei Apple liegt die Zulassung bereits vor, Google steht noch aus. Entwickelt wird die App seit dem vergangenen Herbst.

HMM-Chef Istok Kespret: „Wir haben uns anfangs gefragt, was die geimpften Menschen machen.“ Jetzt aber gehe „immuny“ weiter. „Wir bringen hier die Bereiche Impfen, Test und Einlass zusammen“, berichtet Kespret, der weiß, dass mehrere IT-Unternehmen in Deutschland am selben Thema arbeiten. Wer sich registriert, kann später Testergebnisse und Impfnachweise hochladen – und zum Beispiel in Restaurants oder Konzerten schnell Einlass erhalten. „Die Einlasskontrolle verkürzt sich, weil es über die App blitzschnell geht. Über allem steht die Datensicherheit und natürlich ist die Nutzung der App freiwillig“, so Kespret.

Mit „Immuny“ zum Moers Festival?

Angewendet werden könnte „immuny“ zum Beispiel beim Moers Festival Ende Mai. Wenn Anbieter oder Veranstalter das System nutzen wollen, entstehen Kosten, die sich laut Kespret unterhalb der Ein-Euro-Grenze pro Anwendung bewegen dürften.

Bürgermeister Christoph Fleischhauer begrüßt, dass mit Nal von Minden und HMM zwei Moerser Unternehmen an der Öffnungsstrategie für den Kreis Wesel arbeiten. Die Rolle der Stadt beschreibt er so: „Wir möchten als einzige Großstadt im Kreis Impulsgeber und Mitinitiator sein.“ Aus seiner Sicht ist der Kreis Wesel „prädestiniert für eine Öffnungsstrategie, weil wir neben der Großstadt Moers auch mittlere und kleine Städte haben.“

Fleischhauer: Hygienekonzepte gelten auch im Modellversuch

Mit einer Entscheidung über die Modellregionen für eine Öffnungsstrategie rechnet Fleischhauer kurzfristig. Doch auch dann gelte: „Wir starten nicht morgen und beobachten die Entwicklung der Corona-Pandemie natürlich ganz genau.“ Ob das Modell auch dann starten kann, wenn die 7-Tage-Inzidenzwerte langfristig über die Grenze von 100 steigen, müsse mit dem Land abgestimmt werden. Wichtig sei auch, dass Hygienekonzepte auch während des Modellversuchs eingehalten werden müssten.

Dr. Thomas Voshaar vom Bethanien-Krankenhaus unterstützt den Modellversuch im Kreis Wesel. Der Lungenspezialist ist mit seinen schonenden und erfolgreichen Behandlungsmethoden von schwer erkrankten Corona-Patienten weltweit bekannt geworden und gehört zum Beraterteam von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Dr. Voshaar sagte am Donnerstag: „Wir müssen noch auf sehr lange Sicht mit dem Virus und seinen Mutationen leben und einen Weg finden, damit umzugehen.“

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Es sei, so Dr. Voshaar, wissenschaftlich nicht erwiesen, ob ein Lockdown immer die gewünschte Wirkung zeige. Das sei für ihn auch eine Aufforderung, nach etwas anderem als dem Lockdown zu suchen, um die Pandemie zu überwinden. Gleichwohl schaue man weiter kritisch auf die Virus-Mutanten in Südafrika und Brasilien und stelle sich perspektivisch darauf ein, was kommen könnte. Aktuell präge die englische Mutante das Coronabild in Deutschland, in den Krankenhäusern komme sie mittlerweile zu 100 Prozent vor.