Moers. . HMM aus Moers ist in nur zwölf Jahren zu einem der größten IT-Unternehmen der Region gewachsen. Die Suche nach geeignetem Personal ist schwierig.
In nur zwölf Jahren hat es HMM Deutschland aus Moers von einer kleinen Softwareschmiede zu einem der größten IT-Unternehmen am linken Niederrhein geschafft. Heute arbeiten rund 140 Mitarbeiter im Technologiepark Eurotec für das Unternehmen. Es könnten noch viel mehr sein, wäre da nicht der Fachkräftemangel.
HMM schreibt Software für das Gesundheitswesen. Es geht zum Beispiel darum, Abrechnungen und Dokumentationen so einfach wie möglich zu gestalten. Das Geschäftsmodell funktioniert: 40 Krankenkassen arbeiten mittlerweile mit der Software aus Moers oder sind auf der Plattform des Unternehmens. Wie weit verbreitet das Know-how inzwischen ist, teilt das Unternehmen auf seiner Internetseite mit: „Der von HMM entwickelte X3-Standard bildet die technische Grundlage für digitalen Datenaustausch im Gesundheitswesen.“
Flache Hierarchien und Work-Life-Balance
Ohne engagierte Mitarbeiter sind Erfolg und Wachstum in einem Unternehmen nicht denkbar. Deshalb haben Geschäftsführer Marcus Jochim und seine Mitgeschäftsführer und Gründer Istok Kespret und Michael Bohl von Anfang an Wert auf ein gesundes Miteinander gelegt. Das Du ist über die ohnehin flachen Hierarchien hinweg die gängige Anrede und die Angebote für eine aktive Pause gehen über den obligatorischen Kicker hinaus. „Wir alle achten hier auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance“, sagt Jochim. So bezeichnet man heute ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben.
HMM ist erfolgreich – und möchte es bleiben. Doch die Fachkräfte, die heute viele Unternehmen so dringend brauchen, sie stehen auch bei HMM nicht Schlange. „Vor vier Jahren haben wir das zum ersten Mal gespürt“, sagt Marcus Jochim. Die Bewerbungen seien ausgeblieben, er habe dringend Fachinformatiker und Entwickler gebraucht, aber so schnell keine bekommen. Eine Konsequenz: HMM bildet seit drei Jahren aus, Fachinformatiker aber auch im kaufmännischen Bereich. Im nächsten Sommer werden zwei der vier Ausbildungsplätze frei.
Kaum noch direkte Bewerbungen
Eine weitere Konsequenz: HMM lässt entwickeln, und zwar von Fachkräften im osteuropäischen Ausland. Jochim: „Das zentrale Know-How bleibt hier in Moers, aber wir arbeiten über nationale Grenzen hinweg mit externen Mitarbeitern. Das ist auch eine Reaktion auf den Fachkräftemangel.“ Hier in Deutschland ist der Wettbewerb um IT-Spezialisten noch härter geworden. Kaum einer, berichtet Jochim, bewerbe sich noch direkt. Genau das aber wäre nicht schlecht, weil es ja Interesse am Unternehmen ausdrückt. Oft sei ein Vermittler mit im Spiel, wenn es um Fachkräfte gehe. Deren Provision liege bei einer erfolgreichen Vermittlung bei 20 bis 30 Prozent des Jahresgehalts eines neuen Mitarbeiters.
Und: Eine Festanstellung, also jenes Privileg, nachdem sich ganze Generationen von Nachwuchskräften gesehnt haben, wünschten sich einige heute nicht mehr, vielmehr seien freie Mitarbeit und Flexibilität gefragt. Existenzangst sei in der Branche ein Fremdwort.
Zusammenarbeit mit den Hochschulen
Für die Zukunft möchte sich Diplomkaufmann Marcus Jochim nicht nur auf das Internet verlassen. Zwar ist HMM bei allen einschlägigen Plattformen wie LinkedIn, Xing oder auch Facebook vertreten, doch auf der Suche nach fähigen Köpfen kann es ja nicht schaden, etwas über den Tellerrand zu blicken.
Eine Brücke zur Hochschule Rhein-Waal ist bereits geschlagen, eine Kollegin arbeitet je zur Hälfte für HMM und die Hochschule. Die Zusammenarbeit mit der Hochschule soll ausgebaut werden, denkbar sei, kleine Projekte an Studenten zu vergeben. Kontakt gibt es auch zur Fontys-Hochschule in Venlo.
Fähiger Nachwuchs findet sich trotzdem
Dass die Rekrutierung von fähigem Nachwuchs trotz des viel zitierten Fachkräftemangels funktionieren kann, zeigen die Beispiele der HMM-Mitarbeiterinnen Yassmin Amraue und Maike Stiska.
Amraue (24) ist 2015 über Xing nach Moers gekommen. Für die Fachinformatikerin aus Geldern ist wichtig, dass der Beruf abwechslungsreich bleibt. Sie schätzt besonders, dass Kolleginnen und Kollegen problemlos arbeiten können, weil sie dazu die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat.
Physiotherapeutin und Softwaretesterin
Stiska (31) ist gelernte Physiotherapeutin. Sie ist seit vier Jahren unter anderem als Softwaretesterin tätig und vor ein paar Monaten zu HMM gekommen. Jetzt trägt sie gerade dazu bei, dass eine App entwickelt wird, die Physiotherapeuten das bürokratische Leben leichter machen soll. Per Fernstudium strebt sie einen Bachelor of Health Science an der Open University Milton Keynes an.
Wer in Moers auf HMM aufmerksam werden will, muss übrigens nicht unbedingt ins Internet gehen oder zum Sitz in den Technologiepark Eurotec fahren. Es reicht schon, wenn man gern Gesellschaftsspiele spielt. Beim neuen Spiel Stadtpunkt Moers ist HMM vertreten. Wer heute Erfolg haben will, muss auch einmal ungewöhnliche Wege gehen.