Moers/Kamp-Lintfort. Ob in Moers-Asberg, -Vinn oder andernorts: Die Schützen leiden in der Corona-Pandemie. In Kamp-Lintfort ist sogar ein großes Jubiläum in Gefahr.
Über ein Jahr ist es jetzt her, dass Klaus Fischer das letzte Mal an den Schießstand ging. „Unser Sport liegt komplett auf Eis“, sagt der 1. Vorsitzende des SV Moers-Asberg 1901. Die Hoffnung, dass sich das bald ändert, geht gegen null. Erst kürzlich hatte NRW-Gesundheitsminister Laumann verkündet, dass Schützenfeste auch in diesem Jahr nicht verantwortbar seien.
„Auf Abstand kommt eh keine Stimmung auf. Für uns wäre es schon ein Lichtstreifen, wenn wir wieder an den Schießstand dürften.“ Laut der Stadt sei das Hygienekonzept einwandfrei. So könne zu jeder Zeit drei Meter Abstand gehalten werden. Auch Plastikwände habe der Verein angeschafft. Schießen dürfen sie trotzdem nicht, „weil die anderen auch nicht dürfen. Das ist total schizophren“, findet jedenfalls Fischer.
Die lange Zwangspause habe auch zufolge, dass der Schützenbrauch immer weiter zurück gehe. Diese Entwicklung habe wegen fehlendem Nachwuchs schon länger stattgefunden. Corona befeuere sie zusätzlich. Eigentlich wollten sich die Asberger Schützen eine elektrische Schießanlage für 15000 Euro gönnen. Problem: Einnahmen wie durch das Ostereischießen bleiben aus und die Miete des Vereinsraums muss weiter bezahlt werden. An das Gesparte müssen sie jetzt ran. Aber so gehe es allen anderen auch, weiß Klaus Fischer: „Nur unsere Freunde aus Vinn sind noch ärmer dran.“
Schützenverein Moers-Vinn leidet unter den hohen Kosten des eigenen Vereinsheims
Das liegt an dem Vereinsheim mit eigener Gastronomie, wie Manfred Bunde bestätigt. Heizung, Wasser, Strom sowie das Kühlhaus – all das müsse weiter bezahlt werden. Jeden Monat fallen laut dem der 1. Vorsitzenden Unkosten von 1000 Euro an. Da das nur mit den Mitgliedsbeiträgen nicht aufzufangen sei, müssen die Mitglieder vom Schützenverein Moers-Vinn in die eigene Tasche greifen. Der große Saal sei für Hochzeiten und Geburtstage „bis zum geht nicht mehr“ ausgebucht gewesen. All das fällt jetzt flach. „Wir warten jeden Tag sehnsüchtig auf den Anruf, dass wir wieder aufmachen können. Zumindest ein bisken“, beschreibt Bunde die Stimmung seiner Mitglieder. Durchgeplant haben sie das Jahr dennoch, nur ob sie dürfen, sei unklar.
Weniger zuversichtlich blickt Conny Gerritz auf 2021. Dabei sollte es doch eigentlich ein ganz besonderes Jahr für die St. Bernhardus Bruderschaft Rossenray werden. „725 Jahre. Das ist eine heftige Zahl, die nicht ausfallen darf“, findet Deutschlands erste Brudermeisterin. Sie rechnet damit die Feierlichkeiten zum Jubiläum aufschieben und nachholen zu müssen: „Ich sehe uns in diesem Jahr nicht bei Schützenfesten, auch wenn noch keine Absage von oberster Stelle kam.“ Gerritz hofft allerhöchstens, vereinsintern etwas machen zu können. Während die Bogenschützen ihr Training schon wieder aufnehmen durften, scharren die Schützen weiter mit den Hufen.
Groß sei der Reiz, den fertig gebauten, neuen Schießstand zu testen. Um das Vereinsleben beizubehalten, halten die St. Bernhardus Schützen ihre Sitzungen über Skype ab, eine Seniorengruppe kommuniziert über WhatsApp. Eine langfristige Lösung soll das für Gerritz aber nicht sein: „Wir wollen möglichst bald zurück in die Normalität – und an den Schießstand.“