Moers. . Der Schützenverein Asberg 1901 gehört seit 116 Jahren zum Vereinsleben des Stadtteils. Doch Vorstand und Vereinsmitglieder plagen Zukunftsängste.

  • Den traditionsreichen Schützenverein Asberg 1901 plagen Zukunftsängste
  • Der Verein stellt sieben Mannschaften, zählt aber nur noch 50 Mitglieder
  • Der diesjährige Schützenball könnte vielleicht sogar der letzte sein

Wenn am Samstagabend der Schützenball des Schützenvereins Asberg 1901 ausklingt und die Türen der Gaststätte Engeln an der Römerstraße sich hinter den letzten Gästen schließen, dann endet eine 64 Jahre alte Tradition.

Der Vereinsvorsitzende Klaus Fischer muss sich den Tatsachen beugen. 2017 wird es kein Königspaar mehr geben: „Die Mitglieder sterben uns weg, wir können das nicht mehr kompensieren.“ Die NRZ besuchte die Schützen vor einigen Tagen bei ihrem Monatstreffen.

Mehr Frauen im Vorstand als Männer

Gemütlich ist es in den Räumen unter dem Kindergarten am Pandyck 81. Sogar eine Küche haben sich die Schützen eingerichtet; reihum sind die Vereinsmitglieder fürs Kochen zuständig. Gilt ein Schützenverein heute noch als Männerdomäne?

Zeugen sportlicher Erfolge.
Zeugen sportlicher Erfolge. © Erwin Pottgiesser

Alles Quatsch, sagt Klaus Fischer: „Wir haben im Vorstand mehr Frauen als Männer.“ Ungezwungen geht es zu im Vereinsraum, Platten mit Brötchen stehen auf dem Tisch, Schützen mit Gewehrtaschen kommen herein und gehen durch zum Schießstand.

Urgroßvater war Vereinsgründer

Klaus Fischer und Norbert Krüger haben für den Besuch der NRZ die Vereinsschätze herausgeholt. Berichtsbücher und Kladden, noch in Sütterlin geschrieben, erinnern an längst verstorbene Mitglieder, alte Fotos dokumentieren die 116-jährige Geschichte des SV Asberg. Auf Hochglanz polierte Pokale in den Vitrinen zeugen von den jahrzehntelangen sportlichen Erfolgen der Asberger Schützen.

Für Norbert Krüger ist der SV Asberg ein Stück Familiengeschichte: „Mein Urgroßvater hat ihn mitgegründet, bis heute war immer ein Familienmitglied im Verein.“ Der sich Laufe der Jahrzehnte wandelte: 1901 als reiner Schießverein gegründet, wurde das erste Schützenfest 1961 anlässlich des 60-jährigen Bestehens gefeiert.

Sportlich auf den vorderen Plätzen

Noch kann der Schützenverein sieben Mannschaften aufbieten; bei den Kreismeisterschaften 2017, bei denen rund 900 Schützen antraten, belegten die Senioren A der Asberger in einer Disziplin den zweiten Platz, die Senioren B den ersten. In einer Einzelwertung belegten zwei Asberger gar die ersten beiden Plätze. Was jedoch fehlt, ist der sportliche Nachwuchs.

Der Vorstand des Schützenvereins wäre froh, Neumitglieder im Alter um die 40 zu finden. Wenn die Asberger zum Ostereierschießen einladen, seufzt der Vorsitzende, kommen alle Nachbarn, sind 150 Besucher auf dem Schießstand, haben Spaß an diesem Sport.

Eine volle Stunde Konzentration

Aber: „Der Schießsport ist in der Gesellschaft nicht mehr anerkannt“, sagt Fischer. Was eigentlich unverständlich sei, denn dieser Sport bedeutet eine ganze Stunde volle Konzentration – gerade in Zeiten, in denen es Jugendlichen an Konzentrationsfähigkeit mangele, könne sie beim Schießen trainiert werden.

Klaus Fischer (l.) und Norbert Krüger.
Klaus Fischer (l.) und Norbert Krüger. © Erwin Pottgiesser

Ein Vereinsmitglied wirft in das Gespräch ein: „Wir hatten hier mal drei Jugendliche.“ Einer von ihnen habe nur „Ballerspiele“ als Freizeitbeschäftigung gekannt. „Nach einem halben Jahr auf dem Schießstand war das Thema bei dem durch.“ Realer Leistungssport ist eben doch spannender als ein virtuelles Ballerspiel auf dem Bildschirm.

Das Probetraining kostet nicht einen Cent

Und leichter als beim SV Asberg 01 kann der Einstieg nicht sein: Wer ausprobieren möchte, ob ihm der Schießsport mit dem Luftgewehr liegt, kann dies an jedem Donnerstag zwischen 18 und 21 Uhr tun. Es kostet nicht einen Cent, denn Luftdruckgewehre, Munition und Schießscheiben stellt der Verein.

Apropos Kosten: Die Monatsbeiträge des Vereins sind durchaus erschwinglich. Erwachsene Zahlen 5 Euro, Jugendliche nur 3,50 Euro. Und trotzdem hapert es an Nachwuchs? Ein Vereinsmitglied nennt Gründe: „Die Kinder gehen schon mit vier oder fünf Jahren in einen Sportverein. Bei uns können die aber erst mit zwölf anfangen.“

Erinnerungsstücke.
Erinnerungsstücke. © Erwin Pottgiesser

Klar, wer einmal in jungen Jahren seinen Verein gefunden hat, wechselt nicht einfach die Sportart. „50 Mitglieder hat unser Verein noch“, so Klaus Fischer, „20 sind in meiner Amtszeit verstorben.“ Und 2016 sei das letzte Neumitglied eingetreten.

Verein geht in die Offensive

Dabei stemmt sich der Verein gegen den Mitgliederschwund. Ostereierschießen, Vereinsfeste und -fahrten, Hockergymnastik, Skatabende für Männer, Kegelabende für Frauen, Monatsschießen, Grünkohlessen, Homepage – da ist für jeden etwas dabei.

Für den Tag der Bundestagswahl planen die Schützen einen Tag der offenen Tür. „Wir gehen mit dem Slogan ,Wir schießen unter dem Kindergarten’ in die Offensive“, kündigt der Klaus Fischer an. Auch wenn der Verein immer kleiner wird, der 116-jährigen Tradition und dem Sport fühlen sich alle verpflichtet.