Moers. In Moers-Kapellen gibt nun auch das bekannte Haushaltswaren-Unternehmen Berger auf. Vivawest hat für das Geschäftsviertel ganz andere Pläne.
- Das „Einkaufszentrum Ringstraße“ in Moers-Kapellen ist bald Geschichte, der letzte Laden schließt.
- Nach 63 Jahren am Standort, zieht nun das Haushaltswaren-Geschäft „J & J Berger" weg.
- Der Abschied kommt nicht freiwillig: Der gesamte Gebäudekomplex wird abgerissen.
Zum „Einkaufszentrum Ringstraße“ ist auf einem Wegweiser in Moers-Kapellen zu lesen. Doch dieses Geschäftsviertel ist bald Geschichte. Die Bagger werden kommen. Kneipe, Bäckerei, Reinigung, Friseur, Schreibwarengeschäft und die Filiale des Versandhandels sind längst geschlossen. Mit dem Fachunternehmen Berger, das mit Küchen und Haushaltswaren handelt, verlässt der letzte Laden die Einkaufsmeile. Inhaber Jochen Berger: „Nach 63 Jahren ist Schluss.“
Berger ist weit über die Grenzen von Kapellen hinaus bekannt
Der Abschied kommt nicht freiwillig: Der gesamte Gebäudekomplex wird abgerissen. Großinvestor Vivawest plant den Neubau von Wohnungen. J & J Berger ist weit über die Grenzen von Kapellen hinaus bekannt. Ein Familienunternehmen, das 1958 vom Opa gegründet wurde. Inzwischen führt Enkel Jochen (55) das Geschäft. Vater Josef (80) hilft noch ein wenig im Hintergrund.
Bei den Bergers findet sich alles, was im Haushaltsalltag hilft. Neue Küchen, edles Geschirr, Pfannen, Besteck, feine Deko, aber auch Waschmaschinen, Geschirrspüler und Staubsauger. Nun aber verschwindet eines letzten inhabergeführten Fachgeschäfte am Niederrhein. Der Ausverkauf der Haushaltswaren hat schon begonnen. „Wir hängen an Kapellen und wären gerne geblieben, wirtschaftlich lief doch alles gut.“
Ein Teil der Firma Berger überlebt in Kaldenhausen
Ein Teil der Firma überlebt an einer neuen Adresse in einer anderen Gemeinde. An der Düsseldorfer Straße 141 in Kaldenhausen, gleich neben der Kirche, fangen Jochen Berger, seine Frau Rosemarie und die acht Mitarbeiter neu an. Mehrere Büros werden zu einem attraktiven Küchenstudio und einem Handel für Großgeräte umgebaut. Mit Haushaltswaren wird dagegen nicht mehr gehandelt.
Das lange Sterben der Ladenzeile begann schon vor etwa zehn Jahren, als die Stadt Moers nach Aussage von Jochen Berger den Bebauungsplan änderte und die Ringstraße bei Neubebauung zum reinen Wohngebiet machte. Bestehende Mietverträge wurden nicht verlängert. Was sagt Vivawest? Pressesprecher Gregor Boldt: „Wir planen, an der Ringstraße 33 – 47 neuen Wohnraum zu schaffen.“ Über Zeitplanung und Ausgestaltung des Projekts könne man aber derzeit keine Angaben machen.
Damit stirbt auch ein beliebtes Fest in Moers-Kapellen
Schon 2015 hatten die Bergers die Kündigung erhalten. Jahrelange Verhandlungen mit Vivawest, der Einsatz von Politik und Wirtschaftsförderung brachten nichts. Dabei wollte Jochen Berger Kapellen „auf keinen Fall“ verlassen und plante nun in großen Dimensionen. Zunächst auf dem Areal des alten Bahnhofs, dann auf den Feldern gegenüber von Netto wollte er mit Millionenaufwand ein kleines Einkaufszentrum für diverse Läden errichten und selber mit seinem Handel einziehen.
Nun verlässt J & J Berger Kapellen bis zum Herbst. Damit stirbt auch das beliebte Apfelfest, das seit Jahrzehnten in jedem September Tausende Besucher aus der Region nach Kapellen zog. Die Familie Berger hatte die Großveranstaltung „mit einem hohen Maß an Verantwortung“ perfekt organisiert. „Das war’s dann“, sagt Jochen Berger.
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Auch der Werbering mit Maskottchen „Capello“ wird aufgelöst. Mutter Rosemarie hatte den Verband mit großem Engagement geführt und das Geschäftsleben in dem Vorort ein wenig zum Blühen gebracht.
Und nun das Ende einer Ära. Was sagt die Stadt Moers zum Ladensterben an der Ringstraße? Pressesprecher Thorsten Schröder argumentiert, die Stadt habe alles dafür getan, dass dort mehr untergebracht werde als nur Wohnen. „Wir konnten Vivawest überzeugen. Letztlich aber haben sich Vermieter und Mieter nach privatwirtschaftlichen Verhandlungen leider anders entschieden.“
Zudem sei, so Schröder, die Nahversorgung mit Edeka und Netto im direkten Umfeld gegeben. Nur das alteingesessene Schreibwarengeschäft mit Lottannahme und Postfiliale ging nicht ganz verloren. Der Laden zog aus der vertrauten Ringstraße in Kapellen keine 500 Meter weiter in die Räume einer Pizzeria gleich bei Edeka.