Kreis Wesel. Der Druck auf den Landrat, einen zweiten Impfstandort in Moers und Umgebung vorzubereiten, wächst. Die Verwaltung treffe „Vorplanungen“, heißt es.

Die politischen Parteien zeigen sich enttäuscht und verärgert über die Absage der Landesregierung an ein zweites Impfzentrum im Kreis Wesel. Gleichzeitig fordern sie, zusätzlich zur Niederrheinhalle wenigstens eine Dependance im linksrheinischen Teil einzurichten und erhöhen den Druck auf Landrat Ingo Brohl (CDU) und die Kreisverwaltung, eine solche „Filiale“ jetzt vorzubereiten.

Der Kreis Wesel sei durch seine geografische Besonderheit auf eine zweite Impfstelle angewiesen, schreibt die Vorsitzende der Moerser CDU-Ratsfraktion, Julia Zupancic. Moers sei der geeignete Standort. Ein Ausweg aus der Pandemie müsse für die Bürgerinnen und Bürger ersichtlich sein: „Daher setzen wir uns dafür ein, dass zeitnah in der Region ein Impfstandort eingerichtet wird.“ Egal ob fest oder flexibel – „Hauptsache, es passiert endlich etwas“, so Zupancic.

Kreis Wesel soll für Finanzierung zunächst selber aufkommen

Nach Meinung der SPD Fraktion müssen Landrat und Kreisverwaltung zügig ein Konzept für einen zweiten Standort erarbeiten: „Wenn ausreichende Impfstoffmengen für den Kreis Wesel zur Verfügung gestellt werden – dem Vernehmen nach ist das in etwa vier Wochen der Fall – muss das Impfzentrum linksrheinisch unverzüglich starten können“, erklärt Gerd Drüten, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. Alternativ dazu sei eine „Dependance“ sinnvoll. Drüten erinnert an die Erklärung der Fraktionen, dass der Kreis Wesel vorerst für die Finanzierung aufkommen solle.

Die Kreis-Grünen mutmaßen, dass der Einfluss von Landrat Brohl auf die Landesregierung nicht stark genug sei. Es müsse nun darum sehr schnell gehen, dezentrale Impfangebote ähnlich dem Mammographie-Screening-Mobil anzubieten. „Je kürzer und bekannter der Weg, desto höher die Zahl der (teil)mobilen Über-80-Jährigen“, so Fraktionschef Hubert Kück.

Impfstoffmangel hoffentlich bald beendet

Die Linke hofft, dass der Impfstoffmangel bald beendet ist: „Aber dann darf es nicht sein, dass diejenigen, die geimpft werden wollen, nicht an ihre Impfung kommen, weil das Impfzentrum von ihnen nicht erreicht werden kann“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Sascha Wagner in einer Pressemitteilung. „Von daher hat unsere Fraktion auch gefordert, dass Taxikosten übernommen werden.“

Ähnlich äußert sich die Kreis-FDP. Fraktionschef Rudolf Kretz-Manteuffel schlägt einen Fahrdienst vor. Für den Fall der hohen Kapazitätsauslastung in Wesel sei es dennoch klug, einen weiteren Standort parat zu haben: „Während Herr Brohl sich rätselhaft verhält, hat zum Beispiel der Märkische Kreis längst einen Zweitstandort in Iserlohn in petto.“

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So weit ist es im Kreis Wesel noch nicht. Anders als etwa im Märkischen Kreis gibt es keinen Mietvertrag für ein konkretes Objekt, teilt die Kreisverwaltung auf Anfrage mit. Man habe mehrere Optionen in verschiedenen Kommunen, treffe allerdings „Vorplanungen“ für den wahrscheinlichsten Fall, dass an einem zweiten Standort das Biontech-Serum verimpft werde. Das eingesetzte Personal sei auf die aktuelle Situation ausgerichtet. Man gehe davon aus, dass man – wie in Wesel – auch in einer Dependance durch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen unterstützt werde. Auf die Frage, was den Landrat mit Blick auf eine stationäre linksrheinische „Impf-Filiale“ zuversichtlich mache, heißt es: „Der Landrat und Krisenstab stehen dazu in einem konstruktiven Austausch mit dem Land.“

>>> Anfrage der SPD-Landtagsabgeorneten Yetim und Schneider <<<

In der aktuellen Debatte haben René Schneider und Ibrahim Yetim nun eine Anfrage an die Landesregierung gerichtet. Nachdem das Land ein zweites Impfzentrum für den Kreis Wesel abgelehnt hat, wollen die beiden SPD-Abgeordneten nun wissen, welche Alternative das Land plant, welche Konzept es gibt und wann ein weiteres Angebot ermöglicht wird.

„Die Notwendigkeit ist klar: Wir brauchen eine zweite Örtlichkeit im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel, an der zeitnah Impfungen für die besonders gefährdeten Gruppen möglich werden. Zentrum, Standort oder Filiale – für uns ist der Name nachrangig. Die Landesregierung muss dafür sorgen, dass sich alte und wenig mobile Menschen im Kreis Wesel ohne große Hürden impfen lassen können“, so Schneider und Yetim.I

rritiert zeigten sich Schneider und Yetim zudem über die Einschätzung eines gelungenen Impfstarts: „Während Ministerpräsident Laschet im Nordrhein-westfälischen Landtag über den gelungenen Impfstart redet, erreichen uns viele Meldungen über lange Wartezeiten vor dem Impfzentrum in Wesel. Der CDU-Landrat steht in der Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf vor Ort zu sorgen. Wenn über 80-jährige Menschen einen Termin haben und möglicherweise mit Begleitung nach Wesel kommen, ist es eine Frage des Respekts, dass sie nicht in der Kälte warten müssen.“