Neukirchen-Vluyn. Biobäcker Andreas Schomaker aus Neukirchen-Vluyn stellt jetzt auch Bier her. Der Name ist ein typisch niederrheinischer Begriff.
Wer der Biobäckerei Schomaker einen Besuch abstattet, der findet wie gewohnt frischgebackenes Brot, Brötchen - und gekühltes Bier aus Biobrotresten. Tatsächlich, Bäckermeister Andreas Schomaker bietet seit einigen Wochen auch den goldenen Gerstensaft an. Das Rezept hat er gemeinsam mit der Brauerei Walter-Bräu aus Wesel-Büderich entwickelt. Dessen Besitzer – Walter Hüsges – hat Schomaker über seine Mitgliedschaft in der Genussregion Niederrhein kennengelernt.
„Ich habe einige Zeit in der Schweiz gelebt und hatte dort einen Freund, der ebenfalls aus Brotresten sein eigenes Bier gebraut hat“, erzählt Andreas Schomaker. Diese Idee griff der Bäcker auf – auch um Abfall zu vermeiden. „In unseren Bäckereien wird generell nichts weggeworfen. Übrige Teigwaren und Brote verarbeiten wir selbst noch oder geben sie als Futter für Tiere an Biobauern weiter“, erklärt er. Oder aus den Brotresten wird eben das „Knäppchen“ – so heißt das Schomaker-Bier – gebraut. Der Name kommt aus dem Niederrheinischen und meint das Endstück eines Brotlaibs. „Für uns steht das Knäppchen symbolisch für die Verschwendung von Lebensmitteln“, betont Schomaker.
Weil jedes Brot anders ist, bekommt jedes Bier seine eigene Note
Das Knäppchen besteht aus sechs natürlichen Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Buchweizenmalz, Weizenbrot, Hopfen und Hefe. Die Brotreste werden für die Herstellung eingemaischt und dann weiterverarbeitet. Zusammengemischt mit den anderen Zutaten entsteht ein helles, fein-würziges und süffiges Bier. „Das Brot gibt dem Bier seinen Grundgeschmack“, erklärt Schomaker. „Und weil jedes Brot etwas anders ist, bekommt auch jedes Bier eine eigene, etwas andere Note.“
Das Bier ist frei von technischen Enzymen und Zusatzstoffen und daher nicht so lange haltbar, wie herkömmliches Bier aus dem Getränkemarkt. „Wir lassen immer ein paar Hundert Flaschen produzieren. So erhält man immer ein frisches Bier, das dafür aber nur ein paar Monate haltbar ist.“ Eine 0,33 Liter Flasche kostet 1,70 Euro. Das Bier ist in allen Schomaker-Filialen erhältlich, in denen es auch ein Café gibt. Neben der Filiale an der Weserstraße in Neukirchen-Vluyn, also auch in Rheurdt.
"Heute back' ich, morgen brau' ich" kommt aus dem Backhandwerk
Ein Bäcker, der eigenes Bier verkauft: Das klingt vielleicht etwas ungewöhnlich, ist es aber eigentlich gar nicht. „Der Spruch aus dem Rumpelstilzchen-Märchen ‚Heute back' ich, morgen brau' ich‘, kommt aus dem Backhandwerk. Früher haben viel mehr Bäcker ihr eigenes Bier hergestellt“, weiß Schomaker. Bei der einen Biersorte soll es in der Biobäckerei Schomaker aber nicht bleiben. Als nächstes soll ein etwas kräftigeres und dunkleres Bier aus Roggensauerteigbrot das Sortiment erweitern. „Das ist im Gegensatz zum Weizenbrot etwas bitterer im Geschmack“, erklärt Andreas Schomaker. Dafür braucht es aber durchaus etwas Feingefühl. „Mein Bekannter aus der Schweiz nahm ein zu saures Brot. Beim Öffnen der Flaschen schäumte es nur“, erzählt Schomaker schmunzelnd. Das sollte natürlich nicht passieren.
Bis das zweite Bier gebraut ist, bleibt es aber beim Knäppchen und das lässt sich mit einem ordentlichen Zischen problemlos und ohne Schäumgefahr öffnen.