Neukirchen-Vluyn. . Nach dem Umzug von Rheurdt nach Neukirchen eröffnet die Biobäckerei am neuen Standort ihrer Backstube auch einen Laden mit Mittagstisch.

  • Die Biobäckerei eröffnet an ihrem neuen Standort in Neukirchen-Vluyn auch einen Laden mit Mittagstisch
  • „Bio“ sind bei Bäcker Andreas Schomaker nicht nur die Backwaren, sondern auch das Gebäude
  • Die Bäckerei Schomaker floriert, derzeit beschäftigt das Unternehmen 69 Mitarbeiter

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden hier Teichpumpen, Pflanzen und Springbrunnen verkauft. Doch in der großen Halle im Gewerbepark Neukirchen Nord hat die Branche gewechselt. Der Biobäcker Andreas Schomaker hat den früheren Gartenfachmarkt in eine Backstube umgebaut, in der für seine Filialen und Marktwagen sowie für Wiederverkäufer am ganzen Niederrhein gebacken wird. Am Donnerstag eröffnet er auch seinen Laden an der Weserstraße, in dem es nicht nur Biobrot und Kuchen gibt, sondern auch Mittagstisch.

Bäckermeister Andreas Schomaker an der Weizenmühle.
Bäckermeister Andreas Schomaker an der Weizenmühle. © Erwin Pottgiesser

1800 Quadratmeter sind eine Menge Platz für eine Backstube. „Ein Besucher sagte kürzlich, die Backstube sehe aus, als habe man ein Kind in viel zu große Stiefel gesteckt“, grinst Andreas Schomaker. Aber der 57-Jährige, der nicht nur Bäcker- und Konditormeister, sondern auch studierter Betriebswirt ist, zeigt sich überzeugt, dass die Größe genau richtig ist. „Wir wachsen und werden den Platz noch nötig haben.“

Jeder Lebensmittelskandal bringt neue Kunden

1986 übernahm Andreas Schomaker die Bäckerei in Rheurdt von seinem verstorbenen Vater. Ein Jahr später krempelte er den Betrieb um. „Bio“ war zu dieser Zeit längst nicht so verbreitet wie heute. „Die ersten Jahre sind sehr schwer gewesen, es war ein Kampf“, erinnert sich Schomaker. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre wendete sich das Blatt. Der Skandal um den Rinderwahnsinn (BSE) 1996 sei für seine Branche eine Zäsur gewesen: „Da haben viele gemerkt, wie abartig es teilweise in der Lebensmittelproduktion zugeht“, so Schomaker. Mehr und mehr Menschen stellten als Konsequenz ihre Ernährung um, jeder Lebensmittelskandal bringe Biobäckern wie ihm einen neuen Schub an Kunden, auch als jetzt Gift in Eiern entdeckt wurde.

Demnächst auch Ladestationen für Elektroautos

Schomaker setzt konsequent „öko“ dagegen. Alle Back- und Konditoreiwaren werden nach den Richtlinien der Ökoanbau-Verbände verarbeitet. Zutaten und die alten Getreidesorten stammen aus Bio-Landhöfen und anderen Betrieben der Region. Technische Enzyme und Ascorbinsäure, mit denen die Teige „maschinenfähig“ gemacht werden, gibt es in Schomakers Waren nicht, weil er keine Maschinen einsetzt. Seine Leute formen Brötchen und Brote und rollen die Croissants per Hand. Im ersten Stock stehen drei Mühlen, in denen Weizen, Roggen und Dinkel gemahlen werden. „Hier ist alles Handwerk“, sagt Andreas Schomaker. „Bio“ sind zudem nicht nur die Waren, sondern auch das Gebäude: Photovoltaik auf dem Dach, Wärmerückgewinnung, Türen, Tische und Stühle aus geöltem und gewachstem Vollholz, Öko-Farben, demnächst Ladestationen für Elektroautos und -Fahrräder.

Bäckerei in Rheurdt war zu klein geworden

Trotz der hohen Investition und des Personalaufwandes floriert die Biobäckerei. Die Backstube in Rheurdt war schon lange zu klein geworden, so dass eine größere Lösung her musste. Schomaker hat sechs eigene Filialen, ist auf 13 Wochenmärkten vertreten und beliefert mehr als 70 Reformhäuser, Bioläden und -höfe. 69 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen.

Klar, dass die Suppen und Eintöpfe im neuen Laden an der Weserstraße ebenfalls bio sind. Leitung und Küche bleiben übrigens in der Familie: Im „Biostrot“ führt Andreas Schomakers Tochter, gelernte Köchin, die Regie.