Neukirchen-Vluyn. Nach dem Beitrag bei „Aktenzeichen XY“ über den Mord an der zehnjährigen Martina Möller sind bereits rund 200 Hinweise eingegangen.

Nach der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY, ungelöst“ am Mittwochabend sind bei der Polizei Duisburg bis Donnerstag rund 200 Hinweise eingegangen, die sich auf den Mord an Martina Möller im Mai 1986 in Neukirchen-Vluyn beziehen.

Demnach soll sich nach dem Beitrag über das Verschwinden des Mädchens, die anschließende Suche sowie den Fund des Leichnams Zeugen gemeldet und auf das Phantombild bezogen haben, das damals nach der Tat erstellt worden war und einen 30 bis 40 Jahre alten Mann mit kurzen, dunklen Haaren und buschigem Schnäuzer zeigt. Laut Zeugenaussagen ist Martina am Tag ihres Verschwindens nachmittags gegen 16 Uhr und abends zwischen 18.15 und 18.30 mit einem Mann gesehen worden, auf den diese Beschreibung zutrifft.

Polizei Duisburg: „Einige gute Hinweise dabei“

„Die Hinweise kamen über verschiedene Kanäle“, berichtet Polizeisprecherin Caroline Dlutko auf Anfrage. „Und da sind einige gute dabei.“ Neben dem Phantombild bezogen sich die Hinweise auch auf ein grünes Seil, mit dem das Opfer vermutlich erdrosselt worden ist. „Diesen Hinweisen gehen wir nun nach“, so Dlutko.

In der Sendung machte die Polizei auch auf ein grünes Auto aufmerksam, ähnlich eines Fords oder eines Opels, mit dem der Unbekannte damals unterwegs gewesen sein soll und äußerte außerdem den Verdacht, dass der Mörder aus der Gegend um Neukirchen-Vluyn kommt, da man für den Ablageort des Leichnams über gute Ortskenntnisse habe verfügen müssen.

Mordfall Martina Möller: 116 Beamte waren im Einsatz

Der Fall schockierte vor 34 Jahren die Bevölkerung. Das zehnjährige Mädchen verlässt laut Ermittlungen am 20. Mai 1986 gegen 15 Uhr sein Elternhaus an der Krefelder Straße und kehrt nicht wieder heim. 116 Beamte sind an der Suche nach Martina Möller beteiligt, die einen Tag nach ihrem Verschwinden in einem Gebüsch am Weimannsweg unweit der Anschlussstelle zur heutigen A40 Richtung Venlo gefunden wird - nicht von Beamten, sondern von einem ihrer Brüder.

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Die Obduktion ergibt, dass das Mädchen missbraucht und anschließend erdrosselt wurde. Am Tatort stellen die Ermittler ein auffälliges, pfefferminzgrünes Kunststoffseil sicher. Eine Mordkommission, der rund 30 Beamte angehören, macht sich auf die Suche nach dem Täter.

Zeuginnen haben Martina Möller an der Drüenstraße in Begleitung eines Mannes mit Schnauzbart gesehen

Was sich schwierig gestaltet. Durch Gespräche mit zwei Zeuginnen finden die Beamten immerhin heraus, dass Martina am Tag ihres Verschwindens von einem Mann in einem grünen Pkw angesprochen wurde. Der Mann soll zu dem Zeitpunkt zwischen 30 und 40 Jahre alt sein und einen Schnauzbart tragen. Die Spurensuche ist unterdessen kompliziert, unter anderem, weil es das DNA-Verfahren zu dem Zeitpunkt noch nicht gibt.

Drei Jahre später hat die Polizei die Hoffnung, den Täter gefunden zu haben. Im Dezember 1989 wird ein elfjähriges Mädchen ermordet aufgefunden, unweit des Fundortes von Martina Möller. In dem Fall ist der Täter auch schnell gefasst, der Mord drei Jahre zuvor kann ihm aber nicht nachgewiesen werden.

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So erkaltet die Spur immer weiter, die die Polizei Duisburg nun wieder aufnehmen möchte. Zum einen untersuchen Kriminaltechniker damals sichergestellte Beweise auf mögliche DNA-Spuren, die zum Täter führen könnten. Zum anderen soll der Beitrag bei „Aktenzeichen XY, ungelöst...“ helfen.

Mordfall in Neukirchen-Vluyn: „Mord verjährt nicht“

Manchmal rufe so ein Beitrag verschüttete Erinnerungen hervor, sagte der Pressesprecher der Polizei, Stefan Hausch, im Vorfeld der Sendung. Und unter Umständen verleite die Sendung Menschen dazu, Dinge auszusprechen, die sie damals nicht sagen wollten oder konnten. „Manchmal ändert sich ja was im Laufe der Jahre.“

Und auch, wenn schon viele Jahre vergangen seien, lohne es sich, den Fall noch einmal aufzumachen und an die Öffentlichkeit zu bringen. Nicht allein, aber vor allem auch, „weil Mord nie verjährt“. Und vielleicht hat die Polizei nun mit dem Anruf nach dem Beitrag im ZDF einen entscheidenden Hinweis erhalten.

Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, wurde eine Belohnung in Höhe von 2500 Euro ausgelobt.

Die Sendung „Aktenzeichen XY, ungelöst...“ vom 4. November ist auf www.zdf.de zu sehen.

>>> Fall Bärbel Werner
Ein weiteres Tötungsdelikt stellt die Polizei Duisburg am 18. November in der Sendung „Aktenzeichen XY“ vor. Dann geht es um die Kamp-Lintforterin Bärbel Werner, die am 10. Februar 1987 gegen 14.30 Uhr in Issum-Sevelen hinter der Straßenböschung eines Rad-/Fußweges neben der Kamper Straße in Richtung Kamp-Lintfort gefunden wurde.

Sie soll durch massive Gewalteinwirkung auf den Kopf gestorben sein. Zwei Tage zuvor war das Opfer mit ihrem damaligen Freund und einem befreundeten Pärchen in einer Kneipe „City Club“ in Moers. Nach einem Streit ging sie laut Polizei mit großer Wahrscheinlichkeit gegen 1.30 Uhr zu Fuß in Richtung Kamp-Lintfort. Gegen 2.30 Uhr, nach 6 km, traf sie vermutlich auf den/die Täter. Es ist davon auszugehen, dass sie unmittelbar danach getötet wurde.