Neukirchen-Vluyn. Die Infektionszahlen gehen in die Höhe. Senioreneinrichtungen müssen Lösungen finden, um Bewohner zu schützen und dennoch Normalität zu leben.

Als im Frühjahr die Corona-Infektionszahlen in die Höhe schossen, haben die Seniorenheime dichtgemacht. Man wollte die ältere Risikogruppe davor schützen, dass jemand von außen das Virus ins Haus bringt. Die Isolation sollte helfen, hatte aber auch negative Begleiterscheinungen. Auch derzeit schnellen die Zahlen wieder in die Höhe, der Kreis Wesel ist Risikogebiet. Aber: In den Senioreneinrichtungen gibt es jetzt andere Lösungen.

„Es ist richtig, die Einrichtungen nicht wieder komplett zu schließen, sondern gute Besucherkonzepte zu haben“, betont Thorsten Krüger, der Pflege-Bereichsleiter bei der Grafschafter Diakonie. Er beobachtet, dass sich die Besucherinnen und Besucher an die Regeln halten, weil „sie sich daran erinnern, wie furchtbar es war, als niemand hineindurfte“. In den Einrichtungen gebe es schon lange hohe Hygieneauflagen.

Das bestätigt die Sprecherin des Neukirchener Erziehungsvereins, Andrea Leuker. Klare Sache: „Eine Schließung wird nicht diskutiert.“ Somit bleibt es dabei, dass ein Bewohner zweimal täglich zwei Gäste empfangen und bis zu sechs Stunden außer Haus verbringen kann, wie Dörthe Krüger, die Leiterin des Matthias-Jorissen-Hauses, ausführt. Dazu wird das Kaminzimmer mit den bestehenden Vorrichtungen (u.a. Plexiglasscheiben am Tisch) angeboten. Große Veranstaltungen gibt es nicht, die Weihnachtsfeier ist abgesagt.

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Das ist im Willy-Könen-Seniorenzentrum der Awo nicht anders. Hier hat sich das Team um Leiterin Martina Giesen ebenfalls Gedanken über kreative Alternativen gemacht. Derzeitiger Plan: Vier junge Musiker sollen mit ihren Instrumenten über den Flur ziehen und so etwas weihnachtliche Atmosphäre verbreiten. Das Lichterfest, das immer im November gefeiert wird, findet jetzt nur draußen statt.

Ansonsten versuche man, einen Normalbetrieb zu leben. „Wir haben oft geredet“, sagt Martina Giesen. Sie weiß, wie unterschiedlich die Bewohnerinnen und Bewohner mit der aktuellen Situation umgehen. Die einen leiden mehr, die anderen weniger. Seit Frühjahr sei man coronafrei. Giesen: „Ich wünsche mir, dass das so bleibt.“

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Die Leiterin setzt auch auf die Schnelltests, die jetzt kommen sollen. Einmal pro Woche soll jeder getestet werden, sagt sie. Mit eben diesen Tests hat Dörthe Krüger vom Matthias-Jorissen-Haus noch ein Problem. Es sei zu vieles unklar. Wer zahlt? Wer liefert? Wie steht es um die personellen Kapazitäten?

„Der Kreis Wesel richtet sich nach den Vorgaben des Bundes und des Landes“, sagt Eva Richard, Sprecherin des Kreises, auf NRZ-Nachfrage. Und weiter heißt es: „Die Bundes- sowie Landestestverordnung legt fest, welche Einrichtungen berechtigt sind, den Schnelltest zu verwenden und regelt, dass die Einrichtungen die Tests in eigener Verantwortung beschaffen.“

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Wie die Kreissprecherin ausführt, können die Einrichtungen Leistungen und Sachkosten mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen. Sie müssten zudem laut Verordnung ein Testkonzept beim zuständigen Gesundheitsamt einreichen, das innerhalb von 14 Tagen genehmigt wird. Der Kreis stehe in Kontakt mit den Einrichtungen und erarbeitet eine „Handreichung“.