Neukirchen-Vluyn/Moers. Durch das Kontaktverbot sind Bewohnerinnen und Bewohner in Senioreneinrichtungen isoliert. Das wirkt sich aus. Die Häuser suchen nach Lösungen.

Die letzten Wochen sind für Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenheime nicht einfach gewesen. Sie gehören zur Covid-19-Risikogruppe und sind folglich besonders zu schützen. Kinder und Enkelkinder haben sie seit langem nicht gesehen.

Das Besuchsverbot wurde strengstens verfolgt. Allerdings bleibt das nicht ohne Folgen, wie auch Beatrix Dahlhaus, die Leiterin des Seniorenparks Carpe Diem, beobachtet: Insbesondere bei den stark dementiell beeinträchtigten Menschen wirkt sich die Kontaktsperre aus. Sie weinen demnach häufiger, fragen oft nach den Angehörigen und bauen auch körperlich wesentlich schneller ab als normal.

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Im Carpe Diem versucht man, diesen Bewohnerinnen und Bewohnern den Außenkontakt auf besondere Weise zu ermöglichen. Sie habe das mit der Heimaufsicht abgesprochen, sagt Dahlhaus. Nun ist im Windfang ein Tisch aufgestellt, auf dem eine Plexiglasscheibe montiert ist. Drinnen sitzt die Bewohnerin, draußen eine Kontaktperson. Beide müssen zudem einen Mundschutz tragen. Das Angebot gilt nur punktuell: „Es muss pflegerisch begründet sein“, sagt Beatrix Dahlhaus.

Senioren in Neukirchen-Vluyn nutzen Video-Chats

Für alle anderen Bewohner gibt es die Möglichkeit, nach Absprache Videochats mit ihren Angehörigen durchzuführen. Die Senioren-Einrichtung hatte für diesen Zweck drei Smartphones von der Telekom bekommen. Beklagt habe sich bisher nur ein Bewohner, dass er in seiner Freiheit eingeschränkt sei, er habe „alle Instanzen“ angeschrieben, sagt die Leiterin.

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Solche Besucherboxen könnten eine Möglichkeit für Heimbewohner sein, mit ihren Angehörigen in Zeiten von Corona in Kontakt zu bleiben.
Von Rosali Kurtzbach und Manfred Lachniet

Auch am Matthias-Jorissen-Haus des Neukirchener Erziehungsvereins versucht man, den Bewohnern unter Einhaltung aller Regeln eine Möglichkeit zu schaffen, die Angehörigen zu sehen. Hier ist eine Besucherecke eingerichtet. Im Garten gilt: Abstand halten. Vier Meter liegen zwischen der Besucherbank und dem Sitz für die Bewohner auf der Terrasse. Und eine Scheibe. Die Angehörigen müssen den Besuch anmelden. Eine Fachkraft bleibt dabei, damit die Beteiligten nicht aus lauter Überschwang die Regeln vergessen. Aber immerhin: Man kann sich mal wieder sehen. Die Gartenbank ist zu erreichen, ohne einen Fuß in das Haus setzen zu müssen.

Erfinderisch wird man auch im Willy-Könen-Seniorenzentrum der Awo. Ab der nächsten Woche soll es neben dem Besuchsfenster, vor dem jetzt schon Kübel im Außenbereich für den notwendigen Abstand der Mund-Nase-beschutzten Angehörigen sorgen, eine Besucheroase geben. Dazu wird das Stübchen ausgestattet, wie Pflegedienstleiter André Adler erklärt.

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Das Prinzip klingt ähnlich wie im Carpe Diem. Es wird ein Tisch in die Mitte gestellt, auf dem eine Plexiglasscheibe montiert ist. Die werde gerade organisiert, sagt Adler. Bewohnerinnen und Bewohner sitzen drinnen, Besucher draußen. Sollte ein Angehöriger den Mund-Nase-Schutz vergessen haben, gibt’s „für den Fall der Fälle“ einen gestellt.

In Moers macht man gute Erfahrungen

Mehr als zwei Besucher sollten nicht gleichzeitig empfangen werden. Adler: „Wir gucken, wie sich das entwickelt.“ Eine große Ausnahme macht man am Fürmannsheck: Bewohner in „palliativer Situation“ dürfen Besuch empfangen. „Damit sie in dieser letzten Phase nicht alleine sind“, sagt Adler. Aber: Die Schutzmaßnahmen sind hoch.

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Gute Erfahrungen mit dem Besuchsfenster hat Rolf Gabriel, der Leiter des Awo-Seniorenzentrums in Moers-Schwafheim, gemacht. Prinzip auch hier: Bewohner drinnen, Besucher draußen. Das Fenster hat eine niedrige Fensterbank, so dass auch Menschen im Rollstuhl gut gucken können. Am vergangenen Wochenende ging es los. Gabriel: „Das war der Versuchsballon für uns.“ Weitere Termine sind für Mai geplant.

<< Anmeldungen für die Besuche >>

Im Matthias-Jorissen-Haus müssen die Garten-Besuche angemeldet werden, montags bis freitags zwischen 10 und 12 Uhr. Besuchszeit ist von 10 bis 16.30 Uhr. Es gilt eine Besuchszeit von 30 Minuten.

Im Awo-Seniorenzentrum in Moers-Schwafheim gab es für die ersten vier Treffen eine Besuchszeit von 20 Minuten. Hier gab es zunächst vier Termine (samstag/sonntags und dienstags/mittwochs).